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Der Skandal (German Edition)

Der Skandal (German Edition)

Titel: Der Skandal (German Edition)
Autoren: Fran Ray
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sie ja nicht aufgegeben, aber das versteht ihre Mutter nicht.
    Als sie ihm heute endlich gegenübergestanden hat, dem fetten Travis Raymond, hätte sie beinahe die Kontrolle verloren. Sie hat ihm den Pistolenlauf an die Schläfe gedrückt, obwohl er sich schon ergeben hatte. Ihr Finger hat gezuckt, und sie hat gesagt: Eine Bewegung, du Bastard, und ich puste dir das Hirn weg! Kapiert? Erschossen auf der Flucht, Notwehr, aber dann hat sie gedacht, das wäre zu einfach. Er soll leiden. Jeden Tag. Kindermördern geht es nicht gut im Knast. Da werden ihm seine Verbindungen auch nicht viel helfen. Im Knast sitzen Mächtigere als er.
    »Sie werden ihn fertigmachen«, sagt sie.
    Ed nickt. »Sie werden ihm den Arsch aufreißen!«
    Alle heben das Glas und trinken darauf.
    Ruth Muller hängt ihren Mantel an die Garderobe. Sie ist erschöpft. Die letzten Wochen hat sie durchgearbeitet. Als sie in der Garage aus dem Wagen gestiegen ist und gesehen hat, dass Adams Porsche auch da ist, ist sie fast ein bisschen enttäuscht gewesen. Sie hat vorgehabt, eine heiße Dusche zu nehmen und sich dann ins Bett zu legen – ohne mit jemandem reden zu müssen.
    »Adam?« Vielleicht ist er ja doch noch unterwegs, mit irgendeinem Auftraggeber oder mit Thomas Engstroem, seinem Partner, denkt sie kurz, doch da kommt er ihr schon entgegen. Ganz in Schwarz, wie meistens, auch wenn alle Welt behauptet, schwarz wäre out.
    »Hallo Liebling!« Die Wohnzimmertür öffnet sich, und Adam kommt in die Diele, eingehüllt in die gedämpften Klänge seiner Lieblingsmusik. Modern Jazz, allerdings gemäßigt, sodass ein Nicht-Musikkenner wie sie auch noch etwas damit anfangen kann. Er gibt ihr einen Kuss auf den Mund.
    »Was gibt’s? Du wirkst so aufgekratzt!« Sie streift die Schuhe ab und versucht, sich ihre Anspannung nicht anmerken zu lassen. »Ist alles okay?«
    »Es ist mehr als okay, Liebling.« Er dreht sich um. »Alex! Deine Mutter ist da!«
    Alex kommt angeschlurft. Wenn sie ihm das nur abgewöhnen könnte. Er sieht so gut aus mit seinen fransigen dunklen Haaren, den braunen Augen, dem für sein Alter schon markanten Kinn. Es nervt sie ungeheuer, dass er so daherkommt, mit der unter der Hüfte hängenden Jeans, sodass man seine Unterhose sehen kann, und diesen ausgelatschten Skaterschuhen, die er nicht zubindet. Als wäre alles immer nur cool.
    »Also, was habt ihr zwei so Geheimnisvolles für mich?«, fragt sie, ohne sich etwas anmerken zu lassen.
    »Sag’s deiner Mutter, komm schon«, drängt Adam und legt Alex den Arm über die Schulter, nur kurz, weil er ja weiß, dass Alex das nicht mehr mag.
    »Ach …« Alex stöhnt auf und wendet den Kopf ab. Er hat ihr noch nicht einmal Hallo gesagt.
    »Nicht so bescheiden, komm, sag’s ihr!«, sagt Adam grinsend.
    »Was?« Muller sieht erst ihren Mann an, dann ihren Sohn. Sie sind Verbündete, denkt sie kurz, und ich bin draußen.
    Adam sieht ihrem Sohn über den Rand seiner Hornbrille in die Augen.
    Der nuschelt: »Ich bin angenommen.«
    »In Pasadena?«
    »Yep.« Mehr sagt er nicht.
    Adam schlägt ihm anerkennend auf die Schulter, dann geht er in die Küche und öffnet den Kühlschrank.
    Sie steht einfach da. Andere Mütter, denkt sie, hätten ihren Sohn umarmt, auch wenn er schon achtzehn ist, aber sie hat das nie gekonnt. Dabei hat sie es sich immer gewünscht. Ja, sogar heute noch. In diesem Augenblick. Stattdessen setzt sie ein stolzes Lächeln auf. »Das ist ja großartig, Alex! Ich freue mich für dich.«
    »Für mich?« Er hebt die Schultern und lässt sie wieder sinken. »Du freust dich für dich. Du hast es mal wieder geschafft. Du bist nicht nur ein Superbulle, du bist auch noch eine Supermom.«
    »Aber Alex, das ist doch Unsinn!«, widerspricht sie schnell. » Du bist derjenige, der es geschafft hat, niemand sonst!«
    Er nickt, ohne zu lächeln. »Ich hab mich nicht besonders anstrengen müssen.«
    Adam steht mit einer Flasche Champagner und drei Gläsern in der Tür. Sie zwingt sich zu einem Lächeln und sagt:
    »Pasadena. Ist das nicht wunderbar, Adam?«
    »Ja! Kommt, darauf stoßen wir an!«
    Alex sieht ihr in die Augen. Es ist ein seltsamer Blick, den sie nicht deuten kann, aber er tut ihr weh – und er hinterlässt ein ungutes Gefühl. »Ich mag keinen Champagner«, sagt er und dreht sich einfach um. Langsam geht er die Treppe hinauf.
    Adam seufzt. »Komm, lassen wir ihn. Feiern wir ohne ihn.«
    Obwohl auch sie keine Lust mehr hat auf Champagner, folgt sie ihm ins Wohnzimmer, wo er
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