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Der Skandal (German Edition)

Der Skandal (German Edition)

Titel: Der Skandal (German Edition)
Autoren: Fran Ray
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bete um die Gnade der Erkenntnis.«
    »Nick, wir fühlen mit dir und deiner Familie.«
    »Danke.«
    »Ja, liebe Hörer, wir haben schon wieder einen Anrufer! Hallo.
    Jack, von wo rufst du an?«
    »Guten Morgen, Bruce! Ich wohne in Hurley. Und ich höre jeden Abend deine Sendung. Ich wollte dir nur sagen, dass du mir geholfen hast, meinen Weg zu Gott zu finden.«
    »Danke, Jack. Aber das war nicht ich, das war Gott. Gott hat dir die Hand gereicht, und du hast sie ergriffen.«
    »Genauso war es …«
    »Also, Jack, du hast auch Zeichen einer Endzeit gesehen?«
    »Ja … Ich hab ein paar Papageien gehabt. Tolle Vögel, sie haben bei mir im Haus gelebt. Und eines Tages komm ich ins Wohnzimmer, und sie liegen einfach auf dem Boden. Alle zehn tot. Der Tierarzt konnte nichts feststellen. Einfach tot.«
    »Das ist ja schrecklich, Jack.«
    »Ja. Ich glaube fest daran, dass Gott uns diese Zeichen sendet.«
    »Und was, glaubst du, wollte er dir sagen?«
    »Ich glaube, er wollte mir sagen, dass ich nicht so egoistisch sein soll.«
    »Hm. Hast du dein Leben jetzt geändert?«
    »Und ob! Ich werde nie wieder Tiere einsperren. Und ich arbeite jetzt zweimal die Woche in einer Einrichtung für Waisenkinder.«
    »Das ist ja großartig, Jack, ganz, ganz großartig! Danke, dass du uns an deinem Erlebnis hast teilhaben lassen!«
    » Ich hab zu danken. Und ich wünsche allen Zuhörern einen Tag voller Frieden. Amen.«
    »Amen. Und jetzt, liebe Hörer, ein Song, der …«
    Harpole schaltet das Radio aus und steht auf. Er stellt sich vor, wie traurig es ist, wenn man seine Papageien tot im Wohnzimmer findet.
    Plötzlich muss er an sein Haus denken, es ist leer und verlassen – und sein Leben ist so nutzlos geworden. Sie hat wieder geheiratet, hat sich ein neues, besseres Leben geschaffen, mit Haus und Garten und Reisen. Die Kinder besuchen sie. Ihn nicht. Aber was sollen sie auch mit ihm anfangen? Einem verschlossenen, eigenbrötlerischen Mann?
    Er zieht den dicken Anorak und die warmen Stiefel an. Zuletzt setzt er die Strickmütze auf und nimmt die Handschuhe.
    Als er ins Freie tritt, wundert er sich, wie klar die Luft ist. Der Schnee reflektiert jeden Lichtstrahl. Der Mond ist fast voll, und sogar die Milchstraße kann er erkennen. All das ist Gottes Werk, denkt er, und in der beißenden Kälte spürt er auf einmal ein warmes Gefühl in sich. Wenn er nicht zu Gott zurückgefunden hätte, wäre er wahrscheinlich nicht mehr am Leben. Dann hätte ihn die Schuld erdrückt, und er wäre eines Morgens einfach nicht mehr aufgestanden.
    Er atmet tief ein und lässt seinen Blick schweifen. Vor ihm erstreckt sich das Gelände der Redmill Mine . Den See haben sie schon abgepumpt, jetzt hat Schnee die Senke bedeckt, aus der früher Erze herausgegraben wurden.
    Nur noch ein paar alte, verrostete Rohre und Maschinenteile befinden sich zwischen den Bäumen, die man nach der Stilllegung angepflanzt hat. Auch das alte Bürogebäude steht noch. Es wird in den nächsten Tagen abgerissen.
    Man wird versuchen, noch in diesem Frühjahr mit der Erzförderung zu beginnen. Kupfer, Zink – aber vor allem das Seltene-Erden-Metall Neodym wird man hier abbauen. Bis jetzt wurden Bäume gefällt, Leitungen verlegt und Container für provisorische Unterkünfte und Büros aufgestellt. Die erste Sprengung für den Einstiegsschacht findet übermorgen statt.
    Sie sind im Zeitplan. Er macht seine Sache gut. Er ist ein Profi.
    Sie sind genau der richtige Mann, Harpole, um die Arbeiten hier zu organisieren, hat Charles Frenette gesagt und ihm fest die Hand geschüttelt.
    Sind Sie sicher?, hätte er beinahe gefragt. Er blickt auf sein Dossier, das Frenette lächelnd hochhält.
    Aber da steht nicht alles drin.
    Sie will aufhören zu denken. Du trägst keine Verantwortung in diesem Fall mehr, Christina! Es ist vorbei! Lass los!
    In dem Moment denkt sie, dass sie heimfahren sollte. Obwohl sie den anderen doch gerade beweist, dass sie auch einiges verträgt. Und obwohl ihr Bruder bei Jay ist. Bevor sie angefangen haben, ihren Erfolg ein bisschen zu feiern, hat sie ihn angerufen. Jay hat abgenommen. Worauf sie sich mal wieder aufgeregt hat. Er weiß, dass er nicht ans Telefon gehen soll, weil dann Fremde denken könnten, er ist allein. Du bist paranoid, hat ihr Bruder gemeint, der Junge wächst ja in permanenter Angst auf. Solche Kinder landen irgendwann in meiner Praxis. Sie kann nicht anders, auch wenn sie weiß, sie sollte es versuchen.
    Mom geht mit ihren Leuten noch weg, hat
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