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Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)
Autoren: Roland Brodbeck
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Rückstand.
    „So! Endlich ein g’scheites Rennen!“, meinte Trainer Saubauer, reichte seinen Schützlingen die Jacken, eine rot-blaue Teamjacke in den Farben Liechtensteins für Justin und eine rot-weiße für Fabian. Der Glarner hatte durch die Anstrengung des Abfahrtslaufs sehr geschwitzt und nahm diesen Schutz gegen eine drohende Erkältung gerne an.
    Garchinger wandte sich an den nur zwei Schritte daneben stehenden Koslow, der sich auf seines Teamkollegen Zeichen hin noch rasch einen kleinen Eiszapfen aus seinem Vollbart wischte.
    „Ärgert Sie die Hundertstelsekunde, durch die Ihnen Luchsiger mit der späten Startnummer 32 den schon sicher geglaubten prestigeträchtigen Sieg auf der Streif weggeschnappt hat?“
    „Wenn die Zeitmessung sagt, der Schweizer sei mit dem kleinsten möglichen Vorsprung vorn, dann habe ich das zu akzeptieren. Aber man fährt das Rennen um zu siegen, ganz klar.“
    „Was bedeutet der zweite Platz heute für die Olympiade in Ihrer Heimat? Ist Luchsiger nun Ihr gefährlichster Herausforderer?“
    „Ich weiß, hier im Westen hat man eine gewisse Affinität zu solchen Bürschchen.“ Er deutete dabei auf die drei mittlerweile nebeneinander stehenden Nachwuchsfahrer. „Aber um die Nervenbelastung eines Titelwettkampfes durchzustehen, braucht es schon mehr als einen einzigen guten Tag – vor allem mehr Testosteron und Durchhaltevermögen. Deshalb betrachte ich den viel erfahreneren Jörg Pesenbauer als meinen stärksten Konkurrenten, zusammen mit dem Schweizer Jonny Ulrichen. Mein Geheimtipp ist natürlich mein Trainingskollege Funtow. Seine Freundin und meine Ehefrau freuen sich ganz besonders über unsere Platzierungen.“
    „Sie stammen väterlicherseits aus der Gegend von Sotschi. Darf ich Ihnen eine Frage zur Sicherheit der Athleten stellen? Die Schneesportwettkampfstätten des Alpin Resort Rosa Khutor liegen nur wenige Kilometer von der Grenze zu Georgien.“
    „Nein“, fuhr ihm Koslow beleidigt über den Mund, „Abchasien liegt neun Kilometer entfernt. Der russische Präsident Putin garantiert die vollkommene Sicherheit von allen Sportlern, Betreuern, Gästen und Journalisten, die sich an die russischen Gesetze halten. Danke!“
    Garchinger blickte einen Moment lang konsterniert dem kräftigen Sportler nach, fand aber die Fassung gleich wieder.
    „Das war der zweitplatzierte Russe David Koslow. Abchasien wird nur von Russland anerkannt. Völkerrechtlich gehört es zu Georgien. Somit hatten wir beide recht. Damit gebe ich aus dem Zielraum zurück in die Kommentatorenkabine“, sprach er die Abmoderation. Seine Kamerafrau schaltete einen Moment später ab, obwohl sich Koslows Teamkollege aufdringlich in Position gebracht hatte, um auch noch etwas sagen zu können.
    Fabian ärgerte sich über Koslows Ausdruck „Bürschchen“. Immerhin war der Kleinste unter ihnen, Justin, 185 Zentimeter groß und er selbst war mit knapp eins neunzig der Größte. Sie waren also bestimmt keine „Bürschchen“! Doch lange darüber nachdenken konnte er nicht, er musste zum österreichischen Fernsehen ORF und vom Schweizer Fernsehen eilte auch ein Kamerateam herbei, um die Worte des neuen Bezwingers der Streif zu erhaschen. Für Fabian schien alles wie ein Blitz aus heiterem Himmel gekommen zu sein. Saubauer tippte ihn an und reichte ihm ein Plastikbecher mit dem Befehl: „Austrinken!“
    Dem Geschmack nach musste es eine isotonische Lösung mit Magnesium und Calcium sein, wohl um zu verhindern, dass der Muskelkrampf von vorhin zurückkommen würde.
    „Fabian Luchsiger aus der Schweiz: Erster Weltcupsieg und das gleich auf der Streif?“, redete ihn der österreichische Fernsehreporter an. Aus der Ferne deutete Saubauer mit einer Handbewegung an, Fabian sollte antworten.
    „Jo! Geistig bin ich noch nicht auf Platz eins angekommen. Eine super präparierte Piste und ein tolles Publikum haben mich quasi über die Ziellinie getragen.“ Er hörte sich selbst in den Lautsprechern des Stadions reden und für einen Moment irritierte ihn das.
    „An der Hausbergkante hatten Sie noch vierzig Hundertstel Vorsprung und diese bis ins Ziel beinahe verspielt. Was haben Sie heute besonders gut gemacht, was weniger?“
    „Die Sprünge sind mir gut gelungen. Die Einfahrt in die Traverse war etwas kritisch und zum Schluss hatte ich Schwierigkeiten, die ideale Position zu halten, da blieben wohl neununddreißig der vierzig Hundertstel liegen.“
    „Ist ja gerade noch gut ausgegangen“, meinte der
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