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Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)
Autoren: Roland Brodbeck
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schon hielten einige Groupies ihrem Ski-Justin das Autogrammbuch hin. Fabian meinte zu Florian, er habe noch nie verstehen können, wie ganze Horden von Mädchen derartig ausflippen und zu Zehntausenden ihrem Idol zujubeln konnten.
    „Heute Abend wird man dir zujubeln“, lachte Florian. Fabian fühlte beim Gedanken an die Siegerehrung und den anschließenden Besuch im VIP-Zelt – dem Festsaal der Prominenten – schon Lampenfieber. Hoffentlich würde ihm vor den vielen Leuten nichts Peinliches passieren.
Klassement Abfahrt – Kitzbühel, Österreich
1
Fabian Luchsiger
SUI
01:56.07
2
David Koslow
RUS
01:56.08
3
Jörg Pesenbauer
AUT
01:56.65
4
Hansi Vorderseher
GER
01:56.68
5
Justin Bend
LIE
01:56.82
6
Johann Ulrichen
SUI
01:56.95
7
Patrik Moser
SUI
01:57.07
8
Simon Pöschl
AUT
01:57.16
9
Gregory Funtow
RUS
01:57.35
10
Salvatore Di Como
ITA
01:57.52
11
Florian Häusle
GER
01:57.70
12
Anton Pöschl
AUT
01:57.74
13
Phil Read
CAN
01:58.10
14
Dave Hall
USA
01:58.27
15
Richard Wales
GBR
01:58.37
16
Hans Chalbermatter
SUI
01:58.48
17
Pius Caflisch
SUI
01:58.50
18
Yuko Takamoto
JPN
01:58.67
19
Charles DuPond
FRA
01:58.67
20
Daniel Ruiz
ITA
01:58.83

Das Zielhaus
    „Du bist in Bestform, David! Mach einen Haken unter die Hundertstelsekunde des rothaarigen Spätpubertierenden! Bei der Olympiade wird er wieder hinterherfahren!“, rief sich David Koslow die aufmunternden Worte seines Trainers in Erinnerung, als er mit erhobenem Haupt und seiner Frau an seiner Seite zum Zielhaus der Hahnenkammrennen schritt. So ähnlich hatte auch die Sportpresse in seiner Heimat den Ausrutscher kleingeredet. Doch die neue „Generation der schlanken, aber beweglichen Burschen“ Luchsiger und Bend, wie der Ski-Papst Bruno Romani sie nannte, wurde von Saubauer trainiert. Der Erfolg musste wohl in dessen Fähigkeiten zu suchen sein. Koslow hielt wenig von „Naturtalenten“ und „Wunderkindern“, als das etwa der Schwarzwälder Häusle im Slalom galt, denn er selbst hatte sich über Jahre hinweg mit härtestem Training von Ende des Klassements bis nach vorne durchgekämpft. Ihm war der Erfolg nicht einfach zugefallen.
    „Wir sind alle stolz auf dich. Schau nicht so finster, David.“ Seine Frau bezauberte ihn mit ihrem Lächeln. Manche behaupteten, sie erinnere an die Elbenprinzessin Arwen aus Peter Jacksons
Herr der Ringe
-Trilogie und da mochte Koslow nicht widersprechen. Er liebte das lange, schwarze Haar seiner Frau, ihre sanfte Art und ihre Fähigkeit, immer das Positive zu sehen. Darüber hinaus war sie ihm auch eine unersetzliche Konditionstrainerin. Wie es sich gehörte, bot er ihr an, sich bei ihm einzuhaken, und zusammen passierten sie die VIP-Schranke.
    „Gratuliere, Herr Koslow – fünfzigtausend haben sich zur Siegerehrung versammelt!“, meldete ein Helfer. „Habe die Ehre, Frau Koslowa“, fügte er hinzu. Im Warteraum bemerkte Koslow den rothaarigen Glarner, der nervös durch ein Fenster auf die mit Scheinwerfern erhellte Menge schaute. Die Stiefel und der Nietengurt des Konkurrenten schienen Koslow zu ungezogen für den Anlass – zumal gleich nach der Siegerehrung ein Besuch im VIP-Zelt auf dem Programm stand. Die beiden tauschten kurz einen Blick, dann wollte der drittplatzierte Jörg Pesenbauer dem Ehepaar seine schon deutlich schwangere Verlobte vorstellen. Es war ihm durchaus recht, ein paar Worte des gegenseitigen Gratulierens mit dem Österreicher zu wechseln und auch mit Bend, der zwar auch zu den „Bürschchen“ gehörte und sogar noch einen Pubertätspickel am Kinn hatte, dafür aber eine bildhübsche Italienerin an der Hand führte.
    Der deutsche Hansi Vorderseher als Vierter fehlte noch, was die Organisatoren im Raum nervös werden ließ, während draußen der Platzsprecher versuchte, mit Werbung für die angesagtesten Partys in Kitzbühel die Zeit zu überbrücken. Frau Koslowa versetzte ihrem Mann einen sanften Stoß, um ihn in Richtung des Glarners zu bewegen, denn die Höflichkeit gebot es, ihm zu gratulieren. Niemand wurde aus purem Zufall Sieger am Hahnenkamm, da musste auch Können dahinterstecken – und außerdem war es nie verkehrt, mit dem Gegner ein paar Worte zu wechseln, um dessen Psyche besser einschätzen zu können. Trotz seines herablassenden Statements im Zielraum wusste Koslow ganz genau, dass diese Burschen mit dem heutigen Erfolg nun medaillenhungrig geworden waren, und olympische Spiele hielten oft böse Überraschungen für die Favoriten bereit.
    „Gratuliere, bist die Traverse
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