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Der Sieger bleibt allein (German Edition)

Der Sieger bleibt allein (German Edition)

Titel: Der Sieger bleibt allein (German Edition)
Autoren: Paulo Coelho
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ihr sanft den Arm um die Schulter.
    Samozashchita Bez Orujiy oder unter Russen besser als Sambo bekannt, ist die Kunst, schnell mit den Händen zu töten, ohne dass das Opfer merkt, was passiert. Sambo wurde über Jahrhunderte von Völkern und Stämmen entwickelt, die sich ohne Waffen gegen Invasoren wehren mussten. Der Sowjetapparat hat es in großem Stil eingesetzt, um Menschen zu eliminieren, ohne Spuren zu hinterlassen. 1980 wurde versucht, Sambo als Kampfsportart bei der Olympiade in Moskau einzuführen, doch trotz aller Bemühungen der Kommunisten, eine Sportart ins olympische Programm aufzunehmen, die nur sie selbst beherrschten, scheiterte der Versuch, weil Sambo als zu gefährlich eingeschätzt wurde.
    Umso besser, denn dadurch waren die Griffe in Westeuropa fast unbekannt.
    Igors Daumen der rechten Hand drückt auf Olivias Halsschlagader, was die Blutzufuhr zum Hirn unterbricht. Gleichzeitig presst er mit der anderen Hand einen bestimmten Punkt in der Nähe der Achseln, was eine Lähmung der Muskulatur hervorruft. Es gibt keine Kontraktionen. Jetzt muss er nur noch zwei Minuten warten.
    Für ein unbeteiligtes Auge muss es so aussehen, als wäre Olivia in Igors Armen eingeschlafen. Der Polizeiwagen fährt hinter ihnen auf der für den Verkehr gesperrten Fahrspur vorbei. Die Beamten beachten das eng umschlungen dasitzende Paar nicht. Sie haben gerade eine Funkmeldung erhalten. Offenbar war drei Kilometer weiter ein betrunkener Millionär mit seiner Limousine irgendwo aufgefahren.
    Igor versichert sich, dass niemand in der Nähe ist, dann legt er Olivias reglosen Körper behutsam auf die Bank. Die junge Frau sieht aus, als schliefe sie und träumte – einen Traum oder einen Alptraum, von einem schönen Tag oder von ihrem gewalttätigen Freund.
    Nur das alte Ehepaar hat Igor und Olivia zusammen gesehen. Und wenn herauskommen sollte, dass es sich um ein Verbrechen handelte – was Igor für unwahrscheinlich hält, weil es keine sichtbaren Spuren gibt –, wären die beiden Alten kaum imstande, ihn der Polizei näher zu beschreiben und sich darauf zu einigen, ob er nun blond oder schwarzhaarig, jung oder schon älter gewesen war. Im Übrigen besteht ohnehin kein Grund zur Sorge, denn die meisten achten nicht auf das, was um sie herum geschieht.
    Bevor Igor davongeht, küsst er die schöne Schlafende und murmelt:
    »Sehen Sie, ich habe mein Versprechen gehalten. Ich habe nicht geschossen.«
     
    Nach ein paar Schritten überfallen ihn rasende Kopfschmerzen. Das ist ganz normal: Das Blut überschwemmt das Hirn, was bei jemandem, der sich gerade von einer ungeheuren Anspannung befreit hat, durchaus nichts Außergewöhnliches ist.
    Trotz der Kopfschmerzen ist er glücklich. Ja, er hat es geschafft, und er ist umso glücklicher, als er zudem noch diese Seele von dem schwachen Körper befreit hat, der sich gegen die Misshandlungen eines Feiglings nicht wehren konnte. Hätte diese krankhafte Beziehung fortbestanden, wäre die junge Frau bald darauf in Depressionen und Angstzustände gefallen, hätte ihr Selbstwertgefühl verloren und wäre immer abhängiger von ihrem Freund geworden.
    Bei Ewa verhielt es sich vollkommen anders. Sie hatte immer alle Entscheidungen selber treffen und auf Igors moralische und finanzielle Unterstützung zählen können, auch als sie ihr Haute-Couture-Geschäft aufmachen wollte; sie war frei gewesen, zu reisen, wann und wohin sie wollte. Er war ihr ein vorbildlicher Ehemann gewesen. Und dennoch hatte sie einen Fehler begangen – sie hatte weder seine Fähigkeit, zu lieben, noch seine Fähigkeit, zu vergeben, schätzen gelernt. Aber er hoffte, sie würde die Botschaften erhalten – denn an dem Tag, an dem sie weggegangen war, hatte er sie gewarnt, er werde eine Welt zerstören, um sie zurückzubekommen.
    Igor zieht sein am Tag zuvor auf dem Flughafen gekauftes Kartenhandy hervor, auf das er so wenig Guthaben wie möglich geladen hat. Er tippt eine sms ein.
     

11 Uhr 00
     
     
     
    Alles hat angeblich 1953 mit einer damals völlig unbekannten neunzehnjährigen Französin begonnen, die während des Filmfestivals von Cannes im Bikini am Strand für die Fotografen posierte. Kurz darauf war sie ein Star, und ihr Name wurde zu einer Legende: Brigitte Bardot. Seither dachten alle, das könnten sie auch. Schauspielerisches Talent war nicht mehr gefragt. Nur Schönheit zählte noch.
    Und deshalb reisten langbeinige falsche Blondinen Tausende von Kilometern nach Cannes, wo sie den ganzen Tag am
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