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Der Siegelring - Roman

Titel: Der Siegelring - Roman
Autoren: Andrea Schacht
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sich zu bewegen, sie war aus dem Rahmen gerückt, verschoben.
    Er nahm mein Gesicht in seine Hände, wischte vorsichtig die Haare zur Seite. Mit den Fingern fuhr er die Form meines Gesichtes nach, und dann berührte er sanft mit dem Daumen meine Oberlippe, dort, wo die Narbe endete. Etwas fester strich er dann über meine Unterlippe.
Ich hatte aufgehört zu atmen. Aber meine Hand legte sich an seine Brust.
    Diese Berührung beendete sein intensives Erforschen meines Gesichtes, und ich wurde in seine Umarmung gezogen. Ein wilder, heftiger Kuss traf meinen Mund, und ich musste mich an ihm festhalten, um nicht in die Knie zu gehen. Er weckte in mir eine Leidenschaft, von der ich nicht wusste, dass ich überhaupt zu ihr fähig war.
    Als er meine Lippen freigab, keuchte ich.
    »So geht das nicht!«, sagte er heiser. »Komm mit.«
    Er nahm mich an die Hand und führte mich zu seinem Wagen. Während der kurzen Fahrt starrte ich wie betäubt aus dem Fenster, ohne etwas zu sehen. Ich war verrückt. Im wahrsten Sinne des Wortes aus der Wirklichkeit gerückt. Es konnte keine lange Fahrt gewesen sein, wir standen plötzlich in einer Tiefgarage eines Wohnhauses, fuhren mit dem Aufzug viele Stockwerke hoch, und schließlich betrat ich seine Wohnung.
    »Gib mir deinen Umhang«, sagte Valerius und nahm mir das Plaid ab. Ich fröstelte plötzlich in der dünnen Bluse, die ich darunter trug. Doch nicht, weil es kalt in den Räumen gewesen wäre. Ich ging durch das große Zimmer zum Fenster und ließ meine Hand über das glatte, seidige Holz einer antiken Anrichte streifen. Es gab mir ein sinnliches Gefühl, das zu tun. Durch das Fenster hatte man die Aussicht über Dächer und kahle Baumwipfel. Dann drehte ich mich um und betrachtete den Rest. Ein Zimmer, das sehr aufgeräumt wirkte, sehr geschmackvoll eingerichtet war und frei von jeder Spur einer weiblichen Hand, außer der der Putzfrau, schien.
    Während ich mich umgesehen hatte, hatte Valerius zwei Gläser Rotwein gefüllt und reichte mir eines. Schwerer Rotwein, anderes war ja auch nicht zu erwarten.
Ich nippte vorsichtig daran. Meine geistige Klarheit hatte ich ohnehin weitgehend eingebüßt.
    »Er schmeckt dir nicht?«, fragte er, als ich das kaum berührte Glas abstellte. Er hatte seines ausgetrunken.
    »Nein!«, sagte ich und lächelte. »Wie du weißt.«
    »Weiß ich?« Er kam zu mir und legte mir die Arme um die Taille. »Weiß ich das von dir? Es ist seltsam, mein Körper scheint sich an dich zu erinnern, aber mein Verstand schweigt beharrlich. Darf ich ihm noch einmal auf die Sprünge helfen?«
    Ich hob ihm mein Gesicht entgegen und flüsterte: »Gerne!«
    Sein Kuss war diesmal weniger heftig, doch er ließ wieder das flüssige Feuer durch meine Adern rinnen. Ich erwiderte ihn, und mein Körper drängte sich an den seinen.
    »Das ist Wahnsinn! Ich mag zwar gelegentlich zu Verrücktheiten neigen, aber es ist nicht meine übliche Art, junge Frauen in meine Wohnung zu schleppen und förmlich zu vergewaltigen.«
    »Nein, meine Art ist es auch nicht, mich abschleppen zu lassen.«
    Er hatte mich ein kleines Stück von sich geschoben. Mein Gesicht glühte, und meine Lippen brannten. Er fuhr mit dem Finger zart über die Narbe, die sich von meiner Stirn über die Wange bis zur Oberlippe zog. Dann berührte er jene, die im Ausschnitt meiner Bluse begann.
    »Sie ist dort nicht zu Ende«, sagte ich leise.
    »Nein.«
    Er beugte sich vor und küsste mich dort, wo seine Finger gewesen waren. Dann öffnete er die Bluse weiter und küsste die Wölbung meines Busens.
    Diesmal war ich diejenige, die sagte: »So geht das nicht!«

    »Nein, so geht das nicht«, bestätigte er und ließ mich los. »Aber ich kann jetzt nicht mehr aufhören.«
    »Glaubst du, ich könnte es?«
    Er nahm mich erneut an die Hand und öffnete die Tür zu seinem Schlafzimmer. Ebenfalls sehr aufgeräumt, sehr männlich ausgestattet. Mit Bücherregalen an den Wänden, einem bodentiefen Fenster und einem breiten Bett.
    Ich setzte mich auf die Kante und zog die Stiefel aus. Als ich mich aufrichtete, kniete er vor mir und zog mir die Bluse aus.
    »Sorry, es ist kein schöner Anblick.«
    »Was ist kein schöner Anblick?«
    »Mein Arm und alles. Ich habe in ein paar Tagen noch eine Operation vor mir.«
    Er sagte nichts, sondern zog seinen Pullover aus und drückte mich in die Kissen. Dann war er über mir und küsste mich, seine Hände und sein Mund nahmen meinen Körper in Besitz. Irgendwann lag ich nackt neben ihm, bebend
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