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Der siebte Turm 03 - Aenir - Reich der Schatten

Titel: Der siebte Turm 03 - Aenir - Reich der Schatten
Autoren: Garth Nix
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hätte feststellen können, wo sie sich befand.
    Milla war in einem fremden Land gefangen. In einer anderen Welt.
    Sie hatte ihren Schatten und damit ihre Zukunft verloren.
    Schon immer hatte sie eine Schildjungfrau werden wollen. Schon immer hatte sie ihr Leben allen Clans und dem Schutz der Eiscarls widmen wollen. Schatten mit eigenem Willen gehörten zu den Dingen, vor denen die Schildjungfrauen ihr Volk beschützten. Darauf hatten sie einen Eid geschworen.
    In der Dunkelwelt war Odris genau ein solcher Schatten. Milla würde niemals mit Odris zu ihrem Volk zurückkehren können.
    Doch vielleicht, so dachte sie, könnte die Mutter-Crone ihren normalen Schatten zurückholen, wenn Milla es schaffen würde, ohne Odris in die Dunkelwelt zurückzukehren.
    Milla verzog das Gesicht. Hier stand sie also in einer völlig fremden Welt und lenkte sich mit Träumen ab, die niemals wahr werden konnten.
    Ihre Aufgabe war klar. Rückkehr zur Dunkelwelt, den Sonnenstein-Ring bei ihrem Clan abliefern, der Mutter-Crone Bericht erstatten und sich dann selbst dem Eis überlassen.
    Vor ihr bewegte sich etwas und Milla blieb wie angewurzelt stehen. Sie hatte keine Ahnung, was es sein konnte. Sie sah absolut nichts, war sich aber sicher, etwas gehört zu haben. Das Sternenlicht war wenigstens so hell, dass man eine Silhouette erkennen konnte – es sei denn das, was auch immer das Geräusch verursacht hatte, lag auf dem Boden.
    Milla zog ihr Schwert und ging langsam weiter. Das Leuchten des Merwin-Schwertes war gerade hell genug, um den Boden unter ihren Füßen zu erleuchten, aber mehr auch nicht. Alle paar Schritte blieb sie stehen, um zu horchen und sich aufmerksam umzusehen.
    Doch es war nichts zu sehen. Das verbrannte Gras hatte zwanzig oder dreißig Spannen hinter ihr aufgehört. Vor ihr gab es nur kurzes, grünes und gelbes Gras. Zu kurz, um eine Kreatur zu verbergen, die größer war als Millas Fuß.
    Sie ging ein paar Schritte weiter. Irgendetwas schien seltsam zu sein, doch sie konnte nicht sagen, was es war. Da war ein leichter Geruch, der sich sowohl von den verbrannten Flecken als auch dem üblichen Grasgeruch unterschied.
    Sie schnüffelte, um herauszufinden, was es war. Es war der Geruch von leicht fauligem Fleisch, überlagert vom Geruch frischen Grases.
    Es roch so, als wäre sie der Quelle des Geruches sehr nahe. Milla sah zu dem Sonnenstein-Ring an ihrer Hand. Sie wusste nicht genau, wie sie ihn benutzen musste, doch vielleicht konnte sie irgendein Licht damit erzeugen. Tal und Ebbitt hatten ihr gezeigt, wie sie sich auf den Stein konzentrieren musste.
    Das Gras wellte sich leicht unter ihren Füßen, obwohl es absolut windstill war. Milla runzelte die Stirn. Sie sah noch immer nichts in diesem Sternenlicht und sie hatte keine Ahnung, was sie roch.
    Es war Zeit, ein kleines Licht zu riskieren.
    Sie hob ihre Hand, damit sie den Sonnenstein direkt ansehen konnte. Er reflektierte das Sonnenlicht, doch in seinem Innern war auch ein winziges gelbes Feuer zu sehen. Milla starrte es an und versuchte, es dazu zu bringen, heller zu leuchten.
    Es wurde tatsächlich heller. Milla lächelte. Sie spürte das Licht, als würde es aus der Mitte ihrer Stirn kommen. Wie eine seltsame Wärme in ihrem Verstand. Sie konnte das Licht mit Gedankenkraft heller machen. Also machte sie weiter.
    Der Stein wurde immer heller, bis sie in dem gleißenden Licht ihre eigene Hand nicht mehr sehen konnte. Es war ein grelles Licht, ganz anders als die sanfte Beleuchtung von einer Mottenlaterne der Eiscarls.
    Milla hob ihre Hand über den Kopf und sah sich um. Sie sah immer noch nichts Bedrohliches. Das einzig Seltsame war, dass sie auf einem großen, unregelmäßigen Grasfleck stand, der grüner war als alles andere um sie herum.
    Und als sie das sah, wurde ihr klar, dass das mehr als seltsam war.
    Sie sprang nach vorn, als das Klammerding vom Boden hochschnellte und seinen flachen, moosigen Körper wie ein Tuch um ihre Beine wickelte.
    Milla fiel nach vorn. Wäre sie nicht sofort gesprungen, hätte das Klammerding sie wohl völlig eingehüllt. Doch obwohl ihre Arme und ihr Kopf noch frei waren, konnte sie sich nicht aus dem Griff der Kreatur befreien. Sie trat und schlug mit dem Schwert danach, doch das Moos fing die Schläge ab und zog sich noch enger zusammen.
    Verzweifelt senkte Milla ihren Kopf und biss das Klammerding. Doch ihre Zähne drangen nicht in das Moos ein.
    Das Klammerding drückte noch fester zu und Milla erkannte, dass ihre Muskeln
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