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Der siebte Turm 03 - Aenir - Reich der Schatten

Titel: Der siebte Turm 03 - Aenir - Reich der Schatten
Autoren: Garth Nix
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wenn Sushin ihren Plan voraussah?
    Bevor er diesen Gedanken fortführen konnte, kamen Milla, Odris und Adras nach. Milla schlug in seinen Rücken, was genug war, um ihn von dem kleinen Mauervorsprung in die eigentliche Rutsche zu stoßen.
    „Wooaah!“, rief Tal, als er die glatte Steinrutsche hinunterglitt. Er rutschte mindestens doppelt so schnell wie sonst!
    Bevor er reagieren konnte, war er bereits an der nächsten Ebenen vorbeigerutscht. Das kaum sichtbare Licht, das durch den Umriss der Luke drang, zuckte an ihm vorüber. Dann machte die Rutsche eine abrupte Kurve und Tal wurde auf die Seite gedreht, wobei Schmerz die Säurewunde in seinem Bein durchfuhr.
    Die nächste Ebene raste nur eine Sekunde später an ihnen vorüber und wieder machte die Rutsche eine Kurve. Tal fiel jetzt beinahe kopfüber. Milla hatte zu ihm aufgeschlossen. Sie waren wie ein Klumpen Wäsche, der immer schneller nach unten rutschte.
    „Abbremsen! Wir müssen abbremsen!“, schrie Tal und versuchte, seine Stiefel in die Wand der Rutsche zu drücken. „Adras!“
    „Nein!“, rief Milla. „Schneller! Wir werden verfolgt!“
    Tal drückte dennoch gegen die Wand, bis seine ohnehin abgenutzten Sohlen völlig abgerieben waren und seine Füße noch mehr brannten als im Wüstensand von Aenir.
    Erst dann bemerkte er, dass Milla lachte.
    Sie lachte auf dem ganzen Weg nach unten und hatte noch immer nicht aufgehört, als sie am Ende der Rutsche geradewegs in einen großen Haufen voller Säcke mit schmutziger Wäsche ausgespuckt wurden.
    Sobald sie vollständig abgebremst hatten, stand Milla auf und ging zur Luke. Sie drehte das Schloss und verriegelte es.
    „Wo sind wir jetzt?“, fragte sie.
    „Untervolk sieben“, sagte Tal und sah sich um. „Die Hauptwäscherei.“
    „Das war lustig“, sagte Adras. Odris nickte zustimmend.
    „Nein, war es nicht“, sagte Tal streng. Er wandte sich an Milla. „Und weshalb hast du gelacht?“
    Milla sah ihn an.
    „Mein Schwert“, sagte sie. „Es steckt da oben in dem Monster… das aussieht wie ein Erwählter. Schattenmeister Sushin.“
    „Und?“, fragte Tal erschöpft. Er sah Milla noch immer unscharf und er konnte ihren Gesichtsausdruck nicht erkennen. Was war daran so lustig?
    „Ich habe es geworfen, um dich zu retten“, sagte Milla. „Das bedeutet, dass du es mir zurückholen musst.“
    Tal klappte der Unterkiefer herunter. Er konnte nicht glauben, was sie gerade gesagt hatte. Es war schlimm genug, dass Gref noch immer ein Gefangener und krank war. Und der Kodex war im Mausoleum, wo er niemandem nutzte.
    Und jetzt wollte sie, dass er ihr Schwert zurückholte?
    Von Sushin?
    „Ha ha!“, lachte Milla. Sie schlug ihre Fäuste zusammen. „Dein Gesicht!“
    „Du…“, begann Tal. Doch er verstummte. Langsam breitete sich ein Lächeln über sein Gesicht aus.
    „Wir sind davongekommen“, sagte er. „Aber du wollest, dass ich glaube, ich müsste…“
    „Ja, ja“, lachte Milla, als sie sich wieder aufmachten.
    „Es war ein Eiscarl-Witz!“ Tal wollte mitlachen, doch dann fiel ihm wieder Gref ein und das Lachen blieb ihm im Halse stecken, bis es als ein Schluchzen herauskam.
    Dann ertönte ein lauter Knall und ein metallisches Knirschen, als sich die Luke der Wäscherutsche nach außen beulte und wieder zurückschnappte.
    Millas Lachen verstummte.
    „Schnell!“, sagte sie. „Wohin?“
    Tal schaute sich mit klopfendem Herzen um. Er konnte noch immer nicht richtig sehen. War es die dritte Tür, die zur unteren Untervolk-Höhle führte? Oder die zweite?
    „Hier entlang!“, sagte er und wühlte sich mit den anderen auf den Fersen durch die Wäschesäcke.
    Sie waren gerade durch die Tür, als der Geistschatten einer der Wachen unter der Luke hindurchglitt und sich aufrichtete, um sich umzusehen. Zufrieden, dass alles sicher schien, öffnete er die Luke.
    Einen Augenblick später fielen noch mehr Geistschatten und Wachen von der Rutsche. Sie streckten ihre Glieder, maulten und fluchten. Die Rutsche war für erwachsene Erwählte zu eng. Immer mehr von ihnen kamen heraus und die letzten beiden mussten nach hinten greifen, um einem besonders dicken und schweren Erwählten zu helfen.
    Es war Sushin. Er hielt das Schwert aus Merwin-Horn in der Hand. Neben seiner Schulter war ein großes Loch in der orangefarbenen Robe.
    Doch es war kein Blut zu sehen.
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