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Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit

Titel: Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit
Autoren: Garth Nix
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wieder, etwas anzuzetteln und dann die Verantwortung dafür von sich zu weisen. Aber auch wenn man in acht von zehn Fällen davonkam, hieß das doch, dass man zweimal erwischt wurde.
    Wenn es hingegen darum ging, nicht in die Fallen anderer zu tappen, war Gref weniger geschickt. Tal machte sich zwar keine Sorgen darüber, dass Gref etwas zustoßen könnte, aber darüber, wie er sich rächen würde.
    Tal hatte nie den Jungen vergessen, der einmal ein Bild von Gref als zweiköpfigen Toppet gemalt hatte. Gref hatte sieben Monate lang sein Taschengeld nicht angetastet, um dann einen älteren Schüler dafür zu bezahlen, eine Lichtpuppe von ihm als wirklich boshaft aussehenden Toppet zu machen. Diese Puppe hatte er ins Zimmer des Jungen geschmuggelt. Der Junge war mit einem Schrei aufgewacht, der in allen sieben Türmen zu hören gewesen war. Er konnte bis heute keine Lichtpuppe sehen, ohne vor Angst zu zittern.
    Grefs Erfolgsgefühl hatte nicht lange angehalten. Man hatte schnell herausgefunden, woher die Lichtpuppe stammte – die ja Grefs Gesichtszüge getragen hatte.
    Was Tal am meisten Sorgen machte, war der Umstand, dass Gref nach seiner Bestrafung gesagte hatte, es wäre es wert gewesen. Und dass er es wieder tun würde. Glücklicherweise war er noch zu jung gewesen, um Deluminanten zu bekommen.
    All diese Schwierigkeiten bereiteten Tal endlose Sorgen. Doch das war nichts im Vergleich zu dem Gefühl, das die Abwesenheit seines Vaters hinterließ. Wenn er zurückkäme, wäre alles in Ordnung. Mit jedem Tag, der ohne seine Rückkehr verging, wuchs Tals Angst, er könnte doch tot sein.
    Er musste stärker darüber nachdenken, wie er an einen Erhabenen Sonnenstein kommen könnte. Wenn die schrecklichen Kusinen Lallek und Korrek ihm doch nur einen Sonnenstein gegeben hätten, würde er jetzt nicht versuchen müssen, einen Wettkampf der Erleuchtung zu gewinnen.
    Die Wettkämpfe der Erleuchtung wurden jeden dritten Monat abgehalten. Die Teilnahme daran stand theoretisch jedem frei, der seine Fähigkeiten und künstlerischen Talente zeigen wollte. Es kam allerdings selten vor, dass jemand daran teilnahm, der nur einen Schattenwächter hatte, so wie Tal.
    Die Wettkämpfe waren in verschiedene Kategorien unterteilt, wobei jeder in einem anderen Teil des Schlosses abgehalten wurde. Während bei allen Wettkämpfen die Fähigkeiten der Teilnehmer im Umgang mit einem Sonnenstein und ihr Gespür für Licht bewertet wurden, stellten die Kategorien ganz besondere Fähigkeiten oder Talente auf die Probe.
    Tal hatte sich für den Wettkampf in der Disziplin Körperbeherrschung eingetragen. Dieser Wettkampf war im Grunde genommen ein Hinderniskurs, bei dem Ausdauer genauso wichtig war wie eine gute Handhabung des Lichtes. Der Parcours lag im Saal der Spiegel, was die Sache noch schwieriger machte. Man musste sein Licht dort hervorragend unter Kontrolle haben, denn der kleinste Fehler führte zu tausenden peinlicher Reflexionen.
    In der Woche vor dem Wettkampf trainierte Tal jeden Nachmittag nach dem Lektorium in dem Parcours. Es gab sieben Hindernisse und jedes musste entweder übersprungen werden oder man musste darüber hinweg klettern, sich darüber schwingen oder darunter hindurch kriechen. Die uralten Hindernisse bestanden noch aus festem Licht; diese Magie beherrschten die Erwählten nicht mehr, obwohl nicht wenige vermuteten, dass die Imperatorin das Geheimnis vielleicht noch kannte.
    Die Teilnehmer konnten die Hindernisse in ein anderes umwandeln, indem sie einen Lichtstrahl von ihrem Sonnenstein genau in der richtigen Farbe auf den richtigen Fleck lenkten.
    Das Geheimnis für den Erfolg beim Wettkampf in der Disziplin Körperbeherrschung lag darin, die eigenen Hindernisse in etwas Einfaches zu verwandeln, wie zum Beispiel ein Loch, über das man hinweg springen konnte. Gleichzeitig musste man die Hindernisse des Gegners in etwas Schwieriges verwandeln, wie etwa eine Mauer.
    Manchmal wechselten die Hindernisse aufgrund der überall umherblitzenden Lichter in rasend schneller Folge bis zur letzten Sekunde die Form. Es war nicht nur einmal vorgekommen, dass ein gähnendes Loch in dem Moment zu einer Mauer wurde, als einer der Teilnehmer sprang. So etwas endete für den Betroffenen immer in einem unangenehmen Zusammenstoß.
    Darüber machte sich Tal eigentlich keine Gedanken. Es wäre kein großes Problem, wenn er von einer überraschend auftauchenden Mauer k. o. geschlagen wurde oder in einen plötzlich erscheinenden Tunnel
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