Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit

Titel: Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit
Autoren: Garth Nix
Vom Netzwerk:
sagte der fette Mann. „Ich bin gekommen, um das Beileid der Imperatorin zum Tod deines Vaters auszudrücken.“
    „Er ist nicht tot“, wollte Tal sagen, wagte aber nicht, es laut auszusprechen. Es schien, als wolle der Schattenmeister geradezu, dass er sich ungebührlich verhielt. Er griff sogar in seine Ärmeltasche und klimperte mit Deluminanten, während er beobachtete, wie Tal mit seinen Gefühlen rang.
    „Wir danken der Imperatorin“, sagte Tal. Er verstand nicht, was hier eigentlich vor sich ging. Weshalb war dieser Schattenmeister ihm gegenüber so feindselig? Ein solches Verhalten mochte bei den Kusinen seiner Mutter normal sein, doch dieser Mann war ein Fremder, ein Diener der Imperatorin.
    „Genug jetzt“, sagte Sushin. Er holte eine Hand voll getrockneter Shrimps aus seiner großen Tasche und stopfte sie in den Mund, während er weiterredete. „Du kannst jetzt zurück zum Lektorium gehen, Tal. Du solltest den Unterricht nicht versäumen.“
    Tal wurde schlecht, als er sah, wie die riesige, rosafarbene Ladung Shrimps in Sushins Mund zermalmt wurde. Dieser Mann war nicht nur ein Schwein, er war ein wahrer Folterknecht.
    Shrimps waren die Lieblingsspeise von Tals Mutter und sehr schwer zu bekommen. Nur selten gelang es dem Untervolk, sie in den unterirdischen Flüssen zu fangen. Tal versuchte schon seit Wochen erfolglos, Shrimps zu besorgen.
    „Ich wünsche eine Frage an die Kusinen meiner Mutter zu stellen, wenn Ihr es mir gestattet“, sagte Tal vorsichtig. Es machte ihn wütend, dass er in seinem eigenen Zuhause um die Erlaubnis zu sprechen bitten musste. Und doch blieb ihm keine andere Wahl.
    „Stell die Frage“, gab Sushin zurück. Er stopfte sich noch eine Hand voll Shrimps in den Mund und spülte sie mit einem Glas Süßwasser hinunter. Ein Teil des Wassers lief an seinem Mund vorbei und tropfte die tiefen Falten in seinen fetten Wangen hinab.
    „Möge das Licht auf Euch scheinen, Schattenmeister“, sagte Tal und verneigte sich wieder. Er wandte sich an die beiden Kusinen, die jetzt wieder lächelten – wenn auch nicht gerade höflich. Sie schienen sich auf etwas zu freuen. Ihre Geistschatten zappelten derart hektisch vor Tal umher, dass es beinahe wie ein Tanz aussah. Er musste zwischen den beiden hindurchreden.
    „Mutter ist krank“, sagte er. „Und weil Vater vermisst wird, brauchen wir Hilfe, um am Tag des Aufstiegs nach Aenir zu gelangen. Ich bitte Euch, die Ihr die Kusinen meiner Mutter seid, um Hilfe. Gewährt uns einen Sonnenstein von der Stärke eines Erhabenen Sonnensteins.“
    Lallek und Korrek sahen sich an. Ihr Lächeln wurde breiter. Dann blickten sie Sushin an und alle lächelten gemeinsam. Nur Tal nicht.
    „Oh nein“, erklärte Lallek und befingerte die beiden riesigen Sonnensteine, die an den Ringen ihres Daumens und Zeigefingers glitzerten. „Wir haben wirklich keinen übrig.“
    „Wie schade“, fügte Korrek hinzu und strich über einen Anhänger, an dem vier Sonnensteine – alle doppelt so groß wie Tals Stein – prangten. „Aber wir sind sicher, dass du es irgendwie schaffen wirst… auch wenn dein Vater tot ist.“
    Tal starrte sie an. Sein Zorn wuchs. Wie durch einen Nebel spürte er, dass sein Schattenwächter ihn am Knie festhielt, damit er sich nicht auf die beiden Kusinen stürzen konnte. Tal umfasste seinen Sonnenstein und wünschte, er könne Lichtblitze schleudern. Oder einen Funkenregen oder irgendeine der anderen Kampfmagien, über die er erst kürzlich im Lektorium unterrichtet worden war.
    Sushin löste die Spannung, indem er den Rest der Shrimps in seinen Mund warf und sich ächzend aus seinem Stuhl erhob. Lallek und Korrek standen ebenfalls hastig auf. Den Regeln folgend, hätten sich die drei eigentlich vor Tal verbeugen müssen, waren sie doch in dessen Haus. Doch sie taten es nicht. Sushin ging einfach hinaus, gefolgt von den beiden Frauen. Die Geistschatten zogen sich langsam zurück. Auch wenn ihre Meister es nicht ahnten, so wussten sie zumindest, dass Tal kurz davor war, sie voller Wut anzugreifen.
    Als der Diener aus dem Untervolk die Tür hinter den dreien geschlossen hatte, ließ sein Schattenwächter Tal los. Langsam konnte er wieder normal atmen und klar denken.
    Sein erster Plan zur Beschaffung eines Sonnensteins war auf ganzer Linie gescheitert. Er musste zum nächsten Plan übergehen. Und er musste herausfinden, warum Schattenmeister Sushin wollte, dass er versagte.
    „Ihr werdet schon sehen“, flüsterte Tal in Richtung der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher