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Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit

Titel: Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit
Autoren: Garth Nix
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stolperte. Die Zuschauer würden einfach lachen. Aber jedwede Missachtung der Regeln für den Umgang mit Licht könnte ihm noch mehr Deluminanten einbringen und das konnte er sich nicht leisten.
    „Das wird schon nicht passieren“, murmelte er nach einer seiner anstrengenden Trainingsstunden. Der Gewinner eines Wettkampfs wurde normalerweise um mehrere Ebenen innerhalb seines Ordens erhoben oder es wurde ihm gestattet, um einen Erhabenen Sonnenstein oder eine andere Belohnung seiner Wahl zu bitten.
    Tal hatte fest vor zu gewinnen. Er war bei den Probewettkämpfen, an denen alle Kinder teilnahmen, immer erfolgreich gewesen. Und das Training lief gut. Was konnte also schiefgehen?
    Am Morgen des Wettkampfs wusste Tal schlagartig, was schiefgehen konnte. Nervös wie er war, ging er eine Stunde früher in den Saal der Spiegel – und stellte fest, dass sein Name nicht auf der Liste für den heutigen Wettkampf in Körperbeherrschung stand. Und auch nicht auf der für den nächsten oder den übernächsten.
    „Aber ich habe mich selbst eingetragen“, protestierte Tal. „Vor einer Woche bei der Registratur!“
    Der Halbhelle mit der Liste für den Wettkampf in der Kategorie Körperbeherrschung zuckte mit den Schultern. Er war ein Erwählter niedrigeren Ranges aus dem Roten Orden. Gerade etwas höher als ein Düsterer und kaum über einem Untervölkler – was auch der Grund dafür war, dass er Arbeit zu verrichten hatte. Die meisten Erwählten taten nichts so Banales und widmeten sich ihren Hobbys. Oder sie beschäftigten sich damit voranzukommen, indem sie an den Wettkämpfen teilnahmen oder sich in der Politik am Hofe der Imperatorin betätigten.
    „Du stehst nicht auf der Liste“, sagte der Halbhelle und hob das riesige, ledergebundene Buch hoch. „Vielleicht hast du dich versehentlich für einen anderen Wettkampf eingetragen.“
    „Das kann nicht sein“, sagte Tal. Sein Schattenwächter schüttelte ebenfalls den Kopf.
    „Du musst wohl zur Registratur gehen und das überprüfen“, erklärte der Halbhelle teilnahmslos. Sein Geistschatten war ebenso apathisch wie er. Es war irgendein sechsbeiniges Tier, das schlafend an den Knöcheln des Halbhellen hing.
    Tal nickte und lief davon. Hinter sich hörte er den Mann etwas murmeln wie: „Orangefarbener Idiot“. Doch Tal blickte nicht zurück. Er erinnerte sich sehr genau daran, wofür er sich eingeschrieben hatte. Er konnte keinen Fehler gemacht haben…
    Es sei denn, er hätte sich tatsächlich für den falschen Wettkampf eingetragen. Wenn er sich nun für den Wettkampf im Nahkampf oder den im Heilen eingetragen hatte? Er war auf keinen von beiden vorbereitet. Er würde vom Publikum mit Sicherheit den weißen Strahl der Ablehnung bekommen. Außerdem würde man ihm die Arme mit Deluminanten behängen. Er würde ein Untervölkler werden, seine Mutter würde sterben und Gref und Kusi würden ihm in die dunklen Gänge der Diener unter dem Schloss folgen.
    „Keine Panik“, sagte sich Tal. Er blieb mitten im Lauf stehen, verneigte sich aufmerksam vor einer vorbeigehenden Brillanz der Violetten und schenkte ihr Licht. Es blieb ihm noch immer eine halbe Stunde.
    „Keine Panik“, wiederholte er. Er holte ein paar Mal bewusst tief Atem und ging dann eilig zur Registratur.

 
KAPITEL VIER
     
     
     
    Der Wettkampf für Musik. Tal starrte auf die Liste. Er konnte einfach nicht glauben, dass sein Name dort stand. Aber er stand da, mit dem in Licht geschriebenen Familiensiegel.
    Es war völlig unmöglich, dass er diesen Fehler gemacht hatte. Und doch war es offensichtlich so.
    Wettkampf in Musik! Nach Nahkampf und Heilkunst war das wahrscheinlich das Schlimmste. Tal hatte nicht einmal ein Stück, das er spielen konnte. Und zurücktreten konnte er auch nicht. Das war nicht erlaubt, es sei denn, er wäre krank oder verletzt.
    Einen Moment zog Tal in Betracht, sich eine der steileren Treppen hinabzustürzen. Ein gebrochener Arm oder ein gebrochenes Bein würde ihn retten. Vorerst. Aber dann hatte er bei keinem der Wettkämpfe mehr eine Chance.
    Tal sah auf seinen Sonnenstein und die Farbbänder, die die Zeit anzeigten. Es blieben ihm weniger als zwanzig Minuten, bis er eine Eigenkomposition aus Licht und Musik vorführen musste.
    Es war schlicht unmöglich. Wie alle Erwählten so war auch Tal ein ausgebildeter Musiker. Aber erstens hatte er noch nie großes Talent an den Tag gelegt und zweitens hatte er jetzt kaum Zeit, ein komplettes Musikstück zu schreiben. Seine einzige
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