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Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit

Titel: Der siebte Turm 01 - Sturz in die Dunkelheit
Autoren: Garth Nix
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müssen entscheiden, was zu tun ist, wenn er nicht vor dem Tag des Aufstiegs kommt.“
    Tal hielt inne. Er hatte sich so sehr mit der Nachricht über ihren Vater und dem Zustand seiner Mutter beschäftigt, dass er nicht an sich selbst gedacht hatte. Er würde in drei Monaten dreizehn und dreiviertel werden. Kurz danach, am Tag des Aufstiegs, würden alle Erwählten Aenir betreten. Sein Schattenwächter würde an diesem Tag freigelassen werden und Tal musste ein Wesen in Aenir finden, das er als Geistschatten an sich binden konnte.
    Er hatte sich, so schien es ihm, eine Ewigkeit auf diesen Tag vorbereitet. Er würde die Möglichkeit haben, einen wahrhaft mächtigen Geistschatten an sich zu binden und seine Stärke und sein Geschick im Umgang mit dem Licht zu beweisen. Tief im Innern wusste er, dass sein Vater ihn gut ausgebildet hatte und dass er ein Naturtalent war. Er würde mit einem großen und Furcht einflößenden Geistschatten zurückkehren. Mit dessen Hilfe würde er eines Tages den Orangefarbenen überlegen sein. Er würde zu den Gelben oder sogar zu den Blauen aufsteigen. Tals Eltern hatten die Familie innerhalb der Orangefarbenen um zwei Stufen aufsteigen lassen. Tal würde dafür sorgen, dass seine eigenen Kinder bereits auf einer höheren Ebene beginnen würden.
    Aber Tal konnte Aenir nicht ohne die Hilfe eines Erhabenen Sonnensteins betreten. Er hatte bislang nie darüber nachdenken müssen, da sein Vater einen solchen Stein besaß und der ganzen Familie beim Eintritt nach Aenir helfen konnte. Mit Rerem war nun auch der Erhabene Sonnenstein verschwunden. Es sei denn, seine Mutter besaß noch einen…
    „Hast du nicht noch einen Erhabenen Sonnenstein?“, fragte Tal und hoffte inständig, dass sie den Sonnenstein seines Vaters nur aus Bequemlichkeit benutzt hatten. Die meisten Sonnensteine der Erwachsenen waren Erhabene und stark genug, um damit nach Aenir zu kommen.
    Graile hob eine ihrer dünnen Hände zur Brust und berührte den Sonnenstein an der silbernen Kette um ihren Hals. Er wurde kaum heller, als sie ihre Finger darauf legte.
    „Dieser hier war es einmal“, sagte sie. „Aber jetzt brauche auch ich Hilfe, wie Gref und Kusi. Du weißt, was geschieht, wenn wir Aenir nicht betreten können.“
    Tal nickte. Wenn er es nicht schaffen würde, Aenir zu betreten und einen Geistschatten an sich zu binden, würde er von seiner Familie getrennt werden. Degradiert, nicht nur hinab zum nächst tieferen Orden, dem Roten, sondern geradewegs aus den Reihen der Erwählten. Er würde zum Untervolk gehören und für den Rest seiner Tage ein Diener sein.
    Und was noch schlimmer war: Seine Mutter würde ihre letzte Chance auf Heilung verlieren. Die Geistwelt von Aenir war ein Ort voller Magie und Wunder, voller Kreaturen, die Weisheit und Macht besaßen. Dort könnte Graile Heilung finden. Ihr Leben könnte gerettet werden – wenn sie es bis zum Tag des Aufstiegs schaffte. Es war verboten, Aenir vor diesem Tag zu betreten.
    „Ich muss einen neuen Erhabenen Sonnenstein beschaffen“, sagte Tal. Seine Stimme zitterte trotz seiner offensichtlichen Entschlossenheit. „Für die Familie.“
    Graile nickte und drückte seine Hand. Ihr Griff war so leicht wie ein milder Windhauch. Sie schloss die Augen und schien von Tal wegzugleiten. Schlaf legte sich über ihr Gesicht.
    „Ich werde einen Erhabenen Sonnenstein finden“, wiederholte Tal leise. „Irgendwie.“

 
KAPITEL ZWEI
     
     
     
    Tal blieb noch lange bei seiner Mutter sitzen und grübelte darüber nach, wie er an einen neuen, mächtigen Sonnenstein, einen Erhabenen, kommen konnte. Es fielen ihm nur drei Möglichkeiten ein, und alle bargen ein gewisses Risiko.
    Die erste wäre, die Kusinen seiner Mutter zu fragen, Lallek und Korrek. Sie standen im Orange-Orden etwas höher und es hieß, dass sie bald zum Gelben Orden aufsteigen würden. Beide trugen mehrere Sonnensteine – an ihren silbernen Armreifen, an den Ringen, die an ihren Fingern funkelten, sogar an den Spitzen ihrer hochglanzpolierten Schuhe. Tal konnte sich nur vorstellen, dass sie sie beim Glücksspiel gewonnen hatten. Er hatte Lallek und Korrek noch nie etwas anderes tun sehen.
    Aber Lallek und Korrek waren nicht gerade für ihre Großzügigkeit bekannt und Tal ging davon aus, dass sie gerade ihn nicht besonders mochten. Er wusste nicht, weshalb es so war. Obwohl – einmal hatte er vor einem Familienessen einen Eimer Asche auf sie regnen lassen und damit ihr glanzvolles Erscheinungsbild
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