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Der siebte Schrein

Der siebte Schrein

Titel: Der siebte Schrein
Autoren: Robert Silverberg
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P. Lovecraft und Robert E. Howard und J. R. R. Tolkien, um nur einige der bekanntesten zu nennen - versorgten die Welt auch weiterhin ausreichend mit phantastischen Geschichten.
    Allerdings fand doch ein Umschwung im zwanzigsten Jahrhundert statt, als die Science-fiction ihren Siegeszug begann - der Zweig der Fantasy, in dem immenses Geschick auf die Aufgabe verwendet wird, das Unmögliche, oder zumindest das Unwahrscheinliche, als vollkommen plausibel darzustellen. Als die Science-fiction - deren grundsätzliche Form vor über hundert Jahren durch Jules Verne und H. G. Wells definiert und in modernen Zeiten durch Schriftsteller wie Robert A. Heinlein, Isaac Asimov und Aldous Huxley weiterentwickelt wurde - ihre ungeheure Faszination auf das Lesepublikum des Atomzeitalters auszuüben begann, betrachtete man »reine« Fantasy (das heißt Fantasy, in der kein Versuch einer empirischen Erklärung der Wunder unternommen wurde) als etwas, das weitgehend für Kinder bestimmt war, so wie Sagen und Märchen.
    Natürlich verschwand die ältere Spielart der Fantasy niemals. Aber zumindest in den Vereinigten Staaten führte sie fast fünfzig Jahre lang ein Schattendasein. In dieser Zeit nahm die Science-fiction für das Lesepublikum in Form von Magazinen mit Titeln wie Amazing Stories und Astounding Science Fiction Gestalt an, und die Leserschaft bestand vorwiegend aus Jungs und ernsten jungen Männern mit einer Vorliebe für technische Details und naturwissenschaftliche Auseinandersetzungen. Das einzige amerikanische Magazin, das sich dem Stoff verschrieben hatte, den wir als Fantasy definieren, war das 1923 gegründete Weird Tales, aber dieses Magazin veröffentlichte nicht nur Fantasy, sondern eine Vielzahl anderer Genre-Literatur, die man heute nicht mehr als Fantasy betrachten würde - reine Horrorgeschichten zum Beispiel, ohne jedes spekulative Element.
    Die Trennlinie zwischen Fantasy und Science-fiction ist nicht immer leicht zu finden, aber einige Unterscheidungen sind recht klar, wenn nicht unverrückbar. Geschichten über Androiden und Roboter, Raumschiffe, Außerirdische, Zeitmaschinen, Viren aus dem All, galaktische Imperien und dergleichen kann man für gewöhnlich als Science-fiction bezeichnen. Dies alles sind Themen, die im Rahmen der Naturgesetze, wie wir sie derzeit verstehen, theoretisch möglich sind. (Auch wenn Zeitmaschinen und Raumfahrt mit Überlichtgeschwindigkeit diesen Rahmen sicher bis an seine Grenzen dehnen, wenn nicht darüber hinaus.) Fantasy hingegen benutzt als Material etwas, das man in unserer Kultur generell für unmöglich oder nicht existent hält: Magier und Hexenmeister, Elfen und Trolle, Werwölfe und Vampire, Einhörner und verzauberte Prinzessinnen, wirksame Beschwörungen und Zaubersprüche.
    Fantasy an sich hatte bis 1939 kein eigenes Magazin, als John W. Campbell, der bedeutendste Herausgeber von Science-fiction seiner Zeit, Unknown (später Unknown Worlds) ins Leben rief, um seinen Autoren eine größere Bandbreite der Phantasie zu ermöglichen, als es die Science-fiction zuließ. Zahlreiche Autoren, die Campbells Astounding Science Fiction zum bemerkenswertesten Magazin seiner Art machten, das je veröffentlicht wurde - Robert A. Heinlein, L. Sprague de Camp, Theodore Sturgeon, Lester del Rey, Jack Williamson -, leisteten auch wichtige Beiträge für Unknown, und die generelle strukturelle Vorgehensweise war ähnlich: Ein ausgefallener Sachverhalt wurde postuliert und in allen Konsequenzen bis zu einem logischen Ende weitergesponnen. Geschichten über Leute, die gemein zu Wassergnomen waren oder ihre Seele dem Teufel verkauften, landeten in Unknown; die über Zeitreisen oder Flüge zu fernen Planeten wurden in Astounding veröffentlicht.
    Aber auch wenn Unknown von seinen Lesern und Autoren begeistert begrüßt wurde, fand es nie ein großes Publikum, und als die kriegsbedingte Papierknappheit Campbell 1943 zwang, zwischen seinen beiden Magazinen zu wählen, starb Unknown eines schnellen Todes und wurde nie mehr wiederbelebt. Versuche nostalgischer ehemaliger Autoren von Unknown, nach dem Krieg das spezielle Flair des Magazins einzufangen, blieben weitgehend erfolglos; H. L. Golds Beyond brachte es auf zehn Ausgaben, Lester del Reys Fantasy Fiction nur auf vier. Lediglich das Magazine of Fantasy, von Anthony Boucher und J. Francis McComas herausgegeben, konnte sich auf Dauer etablieren, und selbst da hielt man es für klug, den Titel schon mit der zweiten Ausgabe in Fantasy and
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