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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Wangen.
    Im nächsten Moment hatten Mhoram und Quaan sich Troys bemächtigt. Mhoram entwand ihm den Stab, Quaan hielt seine Arme fest. »Narr!« fuhr der Lord den Streitmark an. »Du vergißt den Friedensschwur. Treue ist vonnöten!«
    Troy leistete Quaan Widerstand. Wut und Gram verzerrten sein fleckig gewordenes Gesicht. »Ich habe keinen derartigen Schwur abgelegt! Laßt mich!«
    »Du bist der Streitmark des Kriegsheers«, erwiderte Mhoram in bedrohlichem Ton. »Der Friedensschwur bindet dich. Doch wenn du dich aus dieser Erwägung nicht zu mäßigen vermagst, so nimm Abstand vom Morden, weil des Verächters Heer vernichtet ist. Markschänder hängt tot am Strick des Galgenhöckers.«
    »Nennt ihr das einen Sieg? Unser Heer ist zusammengehauen worden. Was ist ein Sieg wert, der so viel gekostet hat?« Troys Wut schwoll immer noch mehr an, wie ein Strom von Tränen. »Besser wären wir unterlegen! Dann wären die Opfer keine solche Verschwendung!« Die leidenschaftliche Qual in seiner Kehle zwang ihn dazu, nach Luft zu schnappen, als ersticke ihn der Geruch von Covenants Perfidität.
    Aber Lord Mhoram blieb unbeeindruckt. Er packte Troy an dessen Brustplatte und rüttelte den Streitmark. »Dann mäßige dich, weil der Hoch-Lord nicht tot ist.«
    »Nicht?« ächzte Troy. »Nicht tot?«
    »Wir vernehmen noch das Ringen. Begreifst du nicht die Bedeutung jenes Tosens? Wir hören mit eigenen Ohren, wie Elena gegen den toten Kevin kämpft. Der Stab erhält sie ... und Kevin verfügt nicht über soviel Macht, wie sie ihm stets beigemessen hat. Doch der Beweis ihres Überdauerns ist hier, im Zweifler selbst. Sie hat ihn ins Land gerufen – und deshalb wird er bis zu ihrem Tod im Land bleiben. So war's schon, als ihn das erste Mal Seibrich Felswürm gerufen hatte.«
    »Sie kämpft noch?« Bei dieser Vorstellung sank Troys Unterkiefer herab. Anscheinend betrachtete er diese Tatsache als den endgültigen Beweis für Covenants Verrätertum. »Wir müssen ihr helfen!« schrie er Mhoram an.
    Mhoram zuckte zusammen. Eine Aufwallung von Schmerz suchte sein Gesicht heim. »Wie?« fragte er mit gepreßter Stimme.
    »Wie?« schäumte Troy wutentbrannt. »Frag doch nicht mich. Du bist der Lord! Wir müssen ihr irgendwie helfen!«
    Der Lord straffte sich, stützte sich auf seinen Stab, um Haltung zu bewahren. »Fünfzig Längen trennen uns vom Spaltfelsen. Eine Nacht und ein Tag müßten verstreichen, bis Ranyhyn uns zum Fuße des Berges getragen hätten. Bannor müßte uns durchs Bergesinnere zur Stätte des Ringens führen. Vielleicht haben die Auswirkungen des Kampfes alle Zugänge zerstört. Womöglich wäre jedes Nahen unser Verderben. Doch stießen wir zum Hoch-Lord vor, wir vermöchten nichts einzusetzen als die kläglichen Kräfte zweier Lords. Mit dem Stab des Gesetzes ist er uns ohnehin bei weitem über. Wie also sollten wir helfen?«
    Sie standen einander gegenüber, als befänden sie sich über den Abgrund von Troys Augenlosigkeit hinweg in geistigem Kontakt. Mhoram geriet durch Troys Erbitterung nicht ins Wanken. Die innere Not seiner Ratlosigkeit spiegelte sich in seiner Miene wider, aber weder leugnete er seine Schwäche, noch verwünschte er sie. Obwohl Troy vor Dringlichkeit bebte, mußte er seine Forderung, wollte er darauf bestehen, woanders vortragen.
    Er wandte sich an Covenant. »Du!« schrie er mit durchdringender Stimme. »Wenn du zu feige bist, um selbst etwas zu unternehmen, dann gib wenigstens mir eine Chance, ihr zu helfen! Gib mir deinen Ring! Ich kann ihn von hier aus spüren ... gib ihn mir! Los, komm, du Halunke. Darin besteht ihre einzige Chance.«
    Covenant, der noch im toten, grießigen Schmutz des Galgenhöckers kniete, schaute durchs Blut in seinen Augen zu Troy auf. Eine Zeitlang vermochte er nicht zu antworten. Troys Verlangen überfiel ihn wie ein Steinschlag. Es riß seine letzte Schutzwehr ein und enthüllte seine Schande. Er hätte Elena retten können. Er besaß die Macht; sie pochte an seinem Ringfinger wie eine Wunde. Aber er hatte sie nicht verwendet. Unwissenheit war kein Entschuldigungsgrund. Seine Behauptung, zu allem unfähig zu sein, deckte ihn nicht länger. Die trostlose Atmosphäre des Galgenhöckers erzeugte in seiner Brust Beklommenheit, als er sich hochraffte. Obwohl er kaum die Richtung erkennen konnte, stieg er wieder hügelaufwärts. Die Anstrengung bereitete ihm Kopfschmerzen, als stächen die Splitter gebrochener Knochen in seinen Schädel, und sein Herzschlag flatterte.
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