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Der Sichelmoerder von Zons

Der Sichelmoerder von Zons

Titel: Der Sichelmoerder von Zons
Autoren: Catherine Shepherd
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Knochen des menschlichen Körpers, mit den schwer verständlichen lateinischen Namen, ins Gedächtnis einzuprägen.
    Sie fuhr mit den Fingern über das an einem Ende etwas rundliche Knochenstück. Dies war ein Teil des Fersenbeins. Fest daran hing ein weiterer Knochen. Das Würfelbein oder auch Os Cuboideum genannt. Dann folgten die zwei äußeren Mittelfußknochen, Ossa metatarsalia, wobei jeweils der Mittelphalanx und der Endphalanx, die Zehenknochen für den kleinsten und zweitkleinsten Zeh, fehlten. Von der anderen Hälfte des Fußknochens war fast nichts übrig geblieben. Es fehlten sowohl die Zehenknochen, als auch die dazugehörigen Mittelfußknochen und die dahinterliegenden Fußwurzelknochen. Der Größe nach zu urteilen, handelte es sich hierbei um einen männlichen Fußknochen. Nina schätzte die Schuhgröße auf 43. Dieselbe Größe, die auch Tobias trug.
    Erschrocken über diese Erkenntnis ließ sie den Knochen fallen.
    „Das sind menschliche Fußknochen! Was tun wir jetzt?“
    Tobias kratzte sich am Kopf und dachte nach. Der Knochen sah nicht besonders frisch aus. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es sich um den Knochen eines Menschen aus der Gegenwart handeln könnte. So vergilbt, wie die Farbe war, sah er aus, als wenn er schon viele Jahrhunderte unter der Erde gelegen hätte. Tobias nahm den Knochen noch einmal in die Hand. Ein Ende des Fußknochens war leicht biegsam. Seltsam, er hatte sich vorgestellt, dass Knochen im Laufe der Zeit immer mehr austrocknen und anschließend so spröde und porös werden, dass sie schließlich zu Staub zerfallen. Aber dieser Knochen hier war an einem Ende weich.
    „Wir gehen zur Polizei!“, sagte er schließlich, stand auf und reichte Nina seine Hand.
     
     
    ...
     
     
    Anna schüttelte missmutig ihren Kopf. Sie hasste diese Montagsmeetings. Einmal im Monat gab es neue Zielvorgaben. Diesmal hatte sich ihr Chef etwas ganz Besonderes ausgedacht. Innerhalb von ein paar Wochen sollten sie neuartige, sogenannte Swapgeschäfte, gekoppelt an den japanischen Yen an ihre Kunden verkaufen. Anna dachte nach. Eigentlich passte dieses Produkt in kein einziges Kundenportfolio, welches sie zurzeit betreute. Genervt fuhr sie mit ihrem Finger über die Kundenliste, auf der die Bank die potenziellen Zielkunden, also die mit einem bestimmten Kontostand, registriert hatte. Ein Volumen von zehn Millionen Euro sollte innerhalb kürzester Zeit an den Mann gebracht werden. Die Bank brauchte dieses Geschäft dringend, um andere eingegangene Risikopositionen ausgleichen zu können. In den letzten Jahren wurden immer mehr komplizierte Produkte erfunden, um weiterhin profitabel zu sein. Ein Produkt wurde nicht wie früher mit nur einer Option gekoppelt, sondern mittlerweile wurden diverse Spekulationsmöglichkeiten in einem einzigen Geschäft gebündelt. Während sich Kunden früher mit einem „Swap“ gegen Währungsrisiken absicherten, weil sie zum Beispiel ihr Exportgeschäft vor Devisenschwankungen schützen wollten, konnten sie heute zusätzlich auch noch auf bestimmte Zinsverläufe oder auf die Entwicklung verschiedener Indizes spekulieren. Setzte der Kunde auf die richtige Marktentwicklung, konnte er riesige Gewinne einsacken. Allerdings war das Risiko hoch, dass genau das Gegenteil eintrat. Die Finanzmärkte waren längst nicht mehr so stabil und leicht vorhersehbar, wie vor der großen Wirtschafts- und Finanzkrise, die im Jahr 2008 begonnen hatte.
    Anna hatte viele Stammkunden, die allesamt aus dem deutschen Mittelstand stammten und denen ihre Beratung in den letzten Jahren viel Geld eingebracht hatte. Tätigte ein Kunde aufgrund ihrer Beratung ein schlechtes Geschäft und verspekulierte sich, war sie stets bemüht, die entstandenen Verluste durch eine neue Beratung wieder auszugleichen. Natürlich gelang ihr das nicht immer, aber bis auf wenige Ausnahmen waren ihre Kunden mit ihrer Beratung zufrieden. Doch dieses neue Produkt erschien ihr sehr spekulativ. Wer sollte ausgerechnet nach der Atomkatastrophe in Fukushima auf einen immer weiter steigenden Yen wetten? Mit welchen Argumenten sollte sie auch nur einen einzigen Kunden auf ihrer Liste überhaupt davon überzeugen, dass es lohnenswert war? Klar, die japanische Währung galt angesichts der Euro-Schuldenkrise weiterhin als vergleichsweise sicherer Hafen. Aber die japanische Regierung hatte in letzter Zeit immer wieder Interventionen am Devisenmarkt angekündigt, um den starken Yen-Wechselkurs zu schwächen.
    Grübelnd
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