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Der Sichelmoerder von Zons

Der Sichelmoerder von Zons

Titel: Der Sichelmoerder von Zons
Autoren: Catherine Shepherd
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im Kriminalkommissariat war, hatte das schon mehrfach zu spüren bekommen. Aber heute wollte er alles wieder gut machen. Er hatte eine große Decke unter der Kastanie ausgebreitet. Im Schatten des Baumes stand ein riesiger, aus dunklen Weidenzweigen geflochtener Picknick-Korb, aus dessen Seite der Korken einer Champagnerflasche herausragte. Alles war perfekt vorbereitet. Es fehlte nur noch Emily.
    Unruhig blickte Oliver auf seine Armbanduhr. Sie war schon seit zehn Minuten überfällig.
    Vielleicht kommt sie aus der anderen Richtung? Mit diesem Gedanken wollte Oliver sich gerade umdrehen, als er aus dem Augenwinkel eine zierliche Gestalt auf sich zukommen sah.
    Es war Emily! Sein Herz machte einen Satz. Er spürte, wie bei ihrem Anblick Unmengen an Adrenalin und Endorphinen gleichzeitig durch seinen Organismus schossen. Das berauschende Gefühl machte ihn schier sprachlos. Und so stand Oliver stumm da, unfähig auch nur ein simples „Hi“ über die Lippen zu bringen und starrte Emily einfach nur mit einem verzückten Grinsen auf seinen Lippen an. Zum Glück schien sie seine Aufregung nicht zu bemerken. Mit kleinen, schnellen Schritten kam sie auf ihn zu, stellte sich auf die Zehenspitzen, schlang sanft ihre Arme zum Gruß um seinen Hals und hauchte ihm einen zarten Kuss auf die Wange. Auch wenn sein Gehirn unfähig zur Artikulation war, so reagierte sein Körper in diesem Moment doch reflexartig. Seine Arme umfassten ihre schmale Taille und hielten sie mit sanftem Druck an seinen Körper gepresst fest. Er sah ihr tief in die Augen, spürte ihr Einverständnis und begann, sie leidenschaftlich zu küssen.
     
     
    ...
     
     
    Keine zwanzig Kilometer von Oliver und Emily entfernt traf sich zur selben Zeit ein weiteres Liebespärchen an diesem herrlichen Sommertag in den Rheinauen von Zons.
    Nina und Tobias hatten es sich auf einer großen Picknick-Decke bequem gemacht und wälzten sich ungestüm hin und her. Um sie herum wuchs hohes Gras, sodass die beiden für Spaziergänger, die auf einem schmalen Trampelpfad ungefähr zehn Meter von ihnen entfernt den Blick auf den Rhein genossen, nahezu unsichtbar waren. Nur ein paar Hunde, auf der Suche nach einer interessanten Geruchsspur, störten sie gelegentlich. Gerade wollte sich Tobias mit seinem ganzen Körper auf Nina legen, als sie plötzlich aufstöhnte und ihn ruckartig von sich fortstieß. Sie setzte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf und rieb sich ihren Rücken.
    „Was ist passiert?“, fragte Tobias besorgt.
    „Ich weiß auch nicht. Irgendetwas Hartes hat mich in den Rücken gestochen.“
    Tobias fuhr mit seinen Fingern über die weiche Picknick-Decke und konnte einen harten und scharfkantigen Gegenstand darunter spüren. Er schob die Decke beiseite und griff nach dem Störenfried, der gerade sein Liebesspiel mit Nina auf so jähe Weise beendet hatte. Der Gegenstand steckte fest im Untergrund und Tobias konnte nicht sofort erkennen, um was es sich bei diesem hellen filigranen Gebilde handelte. Er fing an, mit seinen Fingern am Rande des Fundstückes zu graben und spürte, wie es sich langsam lockerte. Komisch. Was sollte das sein? Zuerst dachte er, es handele sich um einen alten Ast, von dem die Rinde bereits abgesplittert war. Aber dafür war der Gegenstand aus zu vielen kleinen einzelnen Stücken zusammengesetzt. Tobias zerrte weiter daran und mit einem Ruck löste sich das Teil aus der Erde und er hielt es in der Hand.
    „Igitt. Was ist das denn?“, schrie Nina auf und rückte dabei gleichzeitig noch ein Stückchen weiter ab.
    „Keine Ahnung. Jedenfalls kein Grund so zu schreien. Beißen wird es dich in keinem Fall!“
    Tobias grinste Nina an und hielt ihr den Gegenstand vor die Nase.
    „Keine Angst. Es ist nur irgendein Knochenstück! Hat sicherlich einer von diesen vielen Kötern hier vergraben, um sich ein Leckerchen für schlechte Zeiten zurückzulegen!“
    Tobias schwang die aneinanderhängenden Knochen vor Ninas Augen hin und her und wollte sie gerade mit einem großen Schwung in den Rhein befördern, als Nina seinen Arm ergriff und ihm das Knochengebilde aus der Hand nahm.
    „Das ist kein Tierknochen!“
    Nina runzelte die Stirn und betrachtete das Fundstück. Es kam ihr bekannt vor. Sie studierte seit zwei Semestern Medizin an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und hatte gerade den Anatomiekurs mit Bravour hinter sich gebracht. Dieses Fach hatte sie fasziniert, obwohl es schon furchtbar anstrengend war, sich die über zweihundert
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