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Der Sergeant

Der Sergeant

Titel: Der Sergeant
Autoren: G.F. Unger
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sich dafür entschieden, ein Indianer zu sein, so würde er nur die Wahl gehabt haben, in ein Reservat zu gehen oder mit seinen wilden Vettern von der Armee gejagt zu werden.
    Ich grinste ihn ohne Freundlichkeit an.
    »Was für dich gut ist, ist für uns schlecht, Paco«, sagte ich dabei. »Und wenn du meinst, dass sie uns hier beobachten, so bin ich gerne bereit, dir was vor den Latz zu knallen, damit sie sehen, dass du uns nicht willkommen geheißen hast, sondern wir dir mit Gewalt unsere Wünsche aufgezwungen haben.«
    Aber das wollte er nun auch nicht. Er war heißblütig und stolz. Die Weißen, zu denen er so gerne gehören wollte, hatten ihn schon zu oft gedemütigt. Doch dies hatte in ihm nur noch stärker den Wunsch entstehen lassen, ein Weißer zu sein.
    Ich ließ absitzen und die Gefangenen vom Wagen steigen.
    Die Schatten der Nacht kamen von Osten her aus den Wolfshügeln gekrochen und tilgten das letzte Rot der sterbenden Sonne. Wir sperrten unsere Gefangenen in einen Raum des Adobeanbaues der Station.
    Dann kochten wir. Pacos Frau wollte für uns kein Essen machen. Sonst hatte sie es für ein paar Cents pro Mann gerne getan.
    Wir versorgten unsere Tiere, sahen nach dem Wagen, und dann teilte ich Corporal Will Banner und Soldat Early Skynner als Wache bis Mitternacht ein.
    Ich selbst und Soldat Pinky Perrit würden dann bis zum Morgengrauen die Wache übernehmen. Wir alle mussten nicht nur auf unsere Gefangenen achten, sondern auch darauf, dass die Apachen nicht angriffen.
    Als wir die Gefangenen »abfütterten«, wie man so sagte, waren sie störrisch und von einer lauernden Gefährlichkeit. Sie strömten gewissermaßen Gift aus.
    Soldat Harvey Jenkins sah mich aufsässig an. Er war bei einem Major Bursche gewesen und hatte dann versucht, dessen junge Frau zu vergewaltigen. Er sagte plötzlich erregt: »Sergeant, was hier mit uns gemacht wird, ist dasselbe, als wenn man Schiffbrüchige auf dem sinkenden Kahn ohne jede Chance lässt. Das ist ja geradezu sadistisch. Der Captain von Camp Sun Pass wollte wohl, dass uns die Apachen unterwegs möglichst leicht umbringen können? Wir sollen gar nicht in Fort Apache ankommen. Und Sie, Sergeant, machen das auch noch mit, obwohl Sie mit Ihren drei Nummern in der gleichen Klemme stecken wie wir. Lassen Sie uns laufen. Sie können sagen, dass die Apachen uns getötet hätten.«
    Ich grinste nur und sagte nichts.
    Aber als ich hinausging, da dachte ich bei mir, dass dieser Harvey Jenkins gar nicht mal so Unrecht hatte.
    Ohne die Gefangenen und den Wagen wäre es sehr viel leichter für mich und meine Männer, abseits vom Wagenweg auf verborgenen Pfaden zu reiten und den Apachen ein paar Tricks zu zeigen.
    Aber das war nicht möglich. Ich hatte einen Wagen, einen Fahrer und sechs Gefangene bei mir.
    Ich schob mich draußen an der Hauswand entlang und betrat dann die große Wohnküche der Station. Es gab einen Tisch für ein Dutzend Gäste.
    Der Fahrer Ken Buchanan saß hier und aß. Ich setzte mich zu ihm. Soldat Pinky Perrit, der gekocht hatte, brachte mir mein Essen.
    In einer Ecke des Raumes saß Paco Yumas indianische Frau. Das Licht der Lampe reichte nicht ganz bis zu ihr. Ihre Augen leuchteten im Halbdunkel. Sie beobachtete uns unaufhörlich.
    Paco kam herein. Er hatte noch einmal nach seinen Tieren im Corral gesehen. Er trug einen Colt im Hosenbund. Der erste Blick galt seiner Frau in der Ecke.
    Dann sah er auf mich.
    »Colorado Juan ist dort draußen«, sagte er. »Aber ihm ist der Wagenzug wichtiger als ihr Soldaten. Erst wenn er den Wagenzug hat, wird er sich um euch kümmern. Und den Wagenzug bekommt er gewiss im Morgengrauen. Das ist ziemlich sicher. Wenn ihr überleben wollt, müsst ihr jetzt losreiten. Ihr werdet in wenigen Meilen auf den Wagenzug stoßen. Ich denke, er wird am Fuße der Bonita Mesa lagern, dort an der Quelle.«
    Ich nickte kauend, denn das glaubte ich auch. Die Quelle an der Mesa gab nur wenig Wasser. Für die Menschen und Tiere eines Wagenzuges reichte es nicht.
    Doch wahrscheinlich hatte sich der Wagenzug hier mit Wasser versorgt, bevor er weitergezogen war.
    »Was sind es für Leute? Und was ist in den Wagen?«, fragte ich kauend und wie nebenbei, so als fragte ich nur, um die Unterhaltung in Gang zu halten.
    Nun glühten seine Augen noch stärker als die seiner Frau.
    Ich ahnte schon, dass er mir jetzt etwas sagen würde, was alle Dinge ändern konnte. Aber es kam noch nicht. Er fragte erst: »Stimmt es, dass Sie und die anderen
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