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Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)

Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)

Titel: Der Sehnsucht verfallen: Roman (German Edition)
Autoren: Gerri Russell
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mit dem Kampflärm, den ihre beiden Schwerter verursachten. Doch so laut es auch zuging, konnte nichts davon die Erinnerung an Isobels Todesschrei überdecken.

Neunundzwanzigstes Kapitel
     
    Wolf ging auf seinen Widersacher los und schlug mit solcher Heftigkeit auf ihn ein, dass der nichts anderes tun konnte, als jeden Hieb zu parieren. Er würde Isobel rächen, der Gerechtigkeit würde Genüge getan werden.
    Schmerz und Trauer tobten in seiner Brust, aber er drängte beide Empfindungen zurück. Wenn das hier vorbei war, hatte er noch genug Zeit zum Trauern. Dafür stand ihm sein ganzes Leben zur Verfügung. Wenn er allerdings Granges Einfluss auf das Leben so vieler geliebter Menschen -; Isobel, Walter, seine Krieger -; ein Ende setzen wollte, dann musste er einen klaren Kopf behalten und sein Schwert konzentriert führen.
    Was er jetzt tat, das tat er für jeden von ihnen. Er kreiste um Grange und suchte nach einer Lücke in dessen Verteidigung, doch der wich immer wieder der Klinge aus, duckte sich oder machte einen Satz zur Seite. Es war einfach unmöglich, bei diesem Verrückten irgendeinen Zug vorherzusehen.
    Genauso zuckte Granges Schwert mal hierhin, mal dorthin, ohne dass eine Taktik erkennbar wurde. Wolf konzentrierte sich ganz auf dessen Augen, denn die sollten ihm eigentlich zu erkennen geben, was der Mann als Nächstes tun würde. Aber da war nur Leere zu erkennen, endlose Leere, die bestätigte, dass er dem Wahnsinn verfallen war.
    Doch ob er nun verrückt war oder nicht, Grange hatte Wolf die eine Frau genommen, die je sein Herz hatte berühren dürfen. Ihr eigener Vater hatte sie ermordet. Von neuem Eifer erfüllt, stürmte Wolf auf sein Gegenüber los. Stahl glitt kreischend über Stahl, als Wolf Grange das Schwert aus der Hand schlug. Die Klinge wirbelte in hohem Bogen durch die Luft und zerstörte weitere Glaskugeln an der Decke. Wolf hob sein Schwert, um es seinem Widersacher in den Leib zu rammen, da stieß der Verrückte plötzlich einen gellenden Schrei aus und warf den Kopf in den Nacken.
    Wolf stand wie angewurzelt da und sah mit an, wie sich auf Granges Brust ein roter Fleck bildete und rasch größer wurde. Der Mann verdrehte die Augen, dann kippte er nach vorn. Aus seinem Rücken ragte eine lange grüne Glasscherbe.
    Hinter ihm stand Isobel, das Gesicht kreidebleich und mit roten Striemen überzogen. Ihre Hände waren blutverschmiert.
    Schwindelerregende Erleichterung überkam Wolf. »Isobel? Wie ist das möglich?« Er steckte sein Schwert weg, da der Jubel von unten ihn erkennen ließ, dass seine Männer Granges Trupp vernichtend geschlagen hatten.
    Mit ihren blutigen Fingern fasste sie das, was von ihrem Rock noch an Fetzen übrig war. »Mein Kleid hatte sich verfangen, und ich konnte mich im letzten Moment an einem Ast festklammern.« Sie ließ den Stoff los. »Ich habe mich hochgezogen, und …»
    Er nahm sie in die Arme und strich vorsichtig über die Beule an ihrer Wange, dann schloss er die Augen und drückte sie so fest an sich, dass er ihren Herzschlag spüren konnte. »Es ist vorbei.«
    »Ich hatte solche Angst.« Sie vergrub das Gesicht an seinem Hals.
    »Aye, Grange kann ein beängstigender Gegner sein.«
    »Nein.« Sie lehnte sich zurück, wollte ihm aber nicht in die Augen sehen. »Ich hatte solche Angst, was passieren würde, wenn du die Wahrheit über mich erfährst. Ich fürchtete, du würdest mich nicht mehr haben wollen.«
    Er wischte ihr die Tränen ab, die ihr über die Wangen liefen. »Du bist meine Ehefrau.« Dann legte er die Hände um ihr Gesicht und drückte ihr für einen kurzen, aber von Herzen kommenden Kuss die Lippen auf den Mund.
    »Und was geschieht nun?«, fragte sie mit bebender Stimme, während sie beide sich umdrehten und zu dem toten Lord Henry Grange sahen.
    Wolf löste sich von ihr, hob das Schwert seines Gegners auf und drückte es Isobel in die Hand. »Auch wenn wir gegen Granges Männer gesiegt haben, ist die Schlacht noch nicht geschlagen.«
    Isobel nahm die Waffe entgegen und hielt das Heft fest umschlossen. »Ich werde tun, was ich kann, um dir zu helfen.«
    Er nickte zustimmend und begab sich mit ihr nach draußen. »Ich gehe vor, um dir Deckung zu geben.« Mit diesen Worten sprang er aus der Baumhütte, landete katzengleich auf dem Waldboden, doch als er sich umsah, musste er feststellen, dass die Überlebenden von Granges Trupp von seinen eigenen Männern längst gefangen genommen worden waren. Ihre Waffen lagen neben dem Baum.
    »Bleib du
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