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Der Seher des Pharao

Der Seher des Pharao

Titel: Der Seher des Pharao
Autoren: Pauline Gedge
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gestampfter Lehm«, flüsterte sie. »Fliesen! Fliesen, Huy! Ich habe noch nie in einem Haus mit einem richtigen Fußboden gewohnt!«
    Huy ging von einem Möbelstück zum anderen. »Diese Stühle sind ja aus Zedernholz und mit Elfenbein eingelegt! Und diese vier kleinen Tische – das ist sicher Elfenbein, und die Platten sind mit Gold und blauer Fayence belegt! Bist du sicher, dass sie für uns gedacht sind, Mery-Neith?«
    »Ganz sicher. Glaub mir, sie sind nichts im Vergleich zu dem, was sich im Palast selbst befindet. Dieser Raum wäre ein gutes Arbeitszimmer für dich, Meister, oder? Aber vielleicht ziehst du doch einen der Räume hier durch den Flur vor.« Er deutete auf eine offenstehende Zederntür in der rechten Wand. Huy schaute hinein. Die gegenüberliegende Wand war offenbar Teil der Außenmauer des Hauses wie der Umfassungsmauer von der Straße her, die die eine Seite des Hofs säumte. Deshalb hatte sie kein Fenster, aber als sich Huy nach links wandte, sah er, dass die Hälfte dieser Wand von einem Fenster eingenommen wurde, vor dem Büsche standen, durch die das Sonnenlicht hereinfiel. Die Wände selbst waren voll mit Nischen für Schriftrollen. Auch hier war der Boden schwarz-weiß gefliest. Ein großer Arbeitstisch samt Stuhl stand vor dem Fenster und dominierte den Raum.
    »Du hast recht«, sagte Huy.
    Mery-Neith nickte. »Und du, junge Frau, musst nicht befürchten, dass du diesen Boden, der dir offenbar gefällt, fegen musst. Zur Stunde wählt einer meiner Helfer deine Diener aus.«
    Aus dem Salon führte ein gefliester Flur mit einer Tür auf der rechten Seite und zweien auf der linken direkt hinaus ins Freie. Mery-Neith öffnete alle drei Türen. »Diese Zimmer sind für deinen Haushofmeister, deinen Schreiber und einen persönlichen Diener vorgesehen. Wie du siehst, sind sie einfacher möbliert, mit Bett, Tisch, Hocker und Kleidertruhe – und natürlich Nischen für den jeweiligen Hausgott deiner Bediensteten. Alle diese Zimmer haben eine Öffnung in der Decke, sodass du oben von den Schlafräumen aus rufen kannst, wenn du etwas benötigst. Ehe wir Küche, Getreidespeicher und Garten besichtigen, gehen wir erst einmal nach oben.«
    »Jedes Zimmer hat einen Windfänger und der Empfangssaal zwei«, flüsterte Ischat Huy zu. »Ich bin so aufgeregt, dass ich kaum aufrecht stehen kann, so sehr zittern meine Beine! Ich warte nur darauf, dass meine Mutter dies alles sieht!«
    Wortlos folgte Huy dem Bürgermeister über die schmale Treppe, die in dem Flur neben dem Ausgang zum Garten begann. Oben führte ein weiterer Flur zur Vorderseite des Hauses. Links war die nackte Wand, an die die Treppe gebaut war, rechts gingen drei Türen ab. In jedem Schlafraum standen ein großes, vergoldetes Bett, eine Kleidertruhe aus Zedernholz und mit Messingverzierungen, ein kleiner und ein großer Tisch mit den feinsten Alabasterlampen, die Huy je gesehen hatte, und zwei Stühle. Gegenüber der Tür war jeweils ein niedriges Fenster, über dessen Sims man auf einen schmalen Steg steigen konnte, der außen an den drei Schlafzimmern vorbei zu einer weitläufigen Dachterrasse über dem Empfangssaal führte. Auf dem Boden des Zimmers, das am weitesten von der Treppe entfernt war, lag ein großes, goldenes Löwenfell mit Kopf und Pranken. Huy betrachtete die gefletschten Zähne voller Bewunderung.
    »Der König selbst hat diesen Löwen erlegt, mit seinem eigenen Bogen«, erklärte Mery-Neith Huy. »Er hat mich angewiesen, dir das zu sagen. Der König möchte, dass du dich all der Annehmlichkeiten erfreust, die er dir gewährt.« Er sah Huy neugierig an. »Ich muss mich erneut bei dir entschuldigen, Meister. Es war mir nicht klar, wie bedeutend du wirklich bist.«
    Ischat war auf das Dach gelaufen und wirbelte lachend und mit ausgestreckten Armen herum. Ihre Ausgelassenheit ließ Huys Herz leichter werden. Wenigstens kann ich ihr das hier bieten. Ich hoffe, es erweist sich als Ausgleich für meine Kälte.
    »Man entdeckt das nicht gleich«, sagte der Bürgermeister, »aber dort, wo der Steg scheinbar auf die Mauer stößt, führt eine Treppe zu einem schmalen Gang unter dem Steg, durch den man direkt hinaus zum Badehaus gelangt. Bist du bereit, nach draußen zu gehen?« Huy nickte, rief Ischat, und sie gingen zusammen zurück.
    Das Badehaus war klein, aber gut ausgestattet. Der Steinboden fiel zu einer kleinen Öffnung hin ab, durch die man das Wasser ausgießen konnte. An den Wänden standen Bänke, auf die man sich zum
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