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Der Seher des Pharao

Der Seher des Pharao

Titel: Der Seher des Pharao
Autoren: Pauline Gedge
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später bezahlen. Und wenn du einen Fliegenwedel haben willst: Letztes Jahr haben wir zwei Stück von dem Pferdehändler bekommen, dessen Sohn die Gedärme voller Würmer hatte. Du musst sie nur suchen.«
    »Ich habe das nicht ernst gemeint, Huy. Glaubst du, der König will dich vielleicht heute oder morgen sehen, wenn seine Siege in den Einzelheiten mit deiner Vision übereingestimmt haben?«
    »Möglicherweise. Aber wir können hier nicht darauf warten. Zieh ein Kopftuch an, Ischat. Die Sonne glüht, und ich will nicht, dass du krank wirst.«
    »Eine Vision für mich reicht mir«, murmelte sie und ging wieder ins Haus. Huy fühlte sich einen Moment lang beklommen, aber dann kam sie mit bedecktem Kopf und Hals zurück, und sie machten sich auf den Weg in die Backofenhitze der verlassenen Straße. Gegen Mittag kamen sie staubig und verschwitzt zurück. Jetzt war die Straße wieder belebt, und das Bierhaus hatte geöffnet. Ischat ging hinüber, während sich Huy auszog, dankbar in einer Schüssel mit lauwarmem Wasser wusch und sich in ein Laken hüllte. Ischat kam mit einem Krug Bier und einer Schale Dattelkuchen zurück.
    »Sie waren übrig, weil heute Morgen alle gleich zum Fluss gerannt sind«, erklärte sie und stellte die Kuchen auf den Tisch. »Rahotep hat sie mir geschenkt. Sie sollten uns als Mahlzeit reichen. Es ist zu heiß, um etwas aus der Tempelküche zu holen oder hier etwas aus dem frischen Gemüse zuzubereiten. Ich möchte mich nur waschen und schlafen, bis es kühler ist.« Sie biss in einen Kuchen. »Rahotep sagt, dass der König schon wieder weg ist. Er saß auf einem großen Stuhl an Deck der Chaem-Maat, sodass ihn jedermann sehen konnte. Sieben Fremde hingen schreiend und sich windend kopfüber am Bugsporn. Es heißt, der König wird auch in seinem Palast in Mennofer nicht Halt machen, sondern direkt nach Weset fahren, wo er ihnen im Angesicht von Amun die Köpfe zerschmettern und ihre Leichen an der Stadtmauer zur Schau stellen will. Du hattest also recht. Sieben Fürsten. Dieses Wasser ist schmutzig.« Sie schüttete es auf die Straße und schöpfte frisches Wasser aus dem riesigen Gefäß direkt hinter der Tür. »Laut Rahotep zogen den ganzen Morgen Soldaten samt Pferden, Gefangenen und Beute auf der Uferstraße vorüber, und es kamen immer noch mehr, als er müde war und nach Hause gegangen ist.«
    Ohne nachzudenken, zog sie ihr Kleid über den Kopf, ließ es auf den Boden fallen, tauchte die Hände in die Wasserschüssel und wusch sich. Huy starrte ohne etwas zu sehen in ihre Richtung. Also ist Amenhotep weitergefahren, ohne ein Wort an den Seher zu richten, der ihm die Ungewissheit genommen hat. Ich weiß nicht, ob ich deshalb beleidigt oder erleichtert sein soll. Erleichtert, denke ich. In der Gegenwart des Königs zu sein, ist nur nervenaufreibend für mich. Aber ich werde ihm seine Undankbarkeit nicht vergessen.
    »Ich muss jetzt schlafen«, sagte er. »Iss die restlichen Kuchen, wenn du magst, Ischat. Meine Kopfschmerzen haben mir den Appetit genommen.« Sie zog einen Kamm durch ihre Haare und nickte stumm. Sie stand nackt da, das eine Bein leicht abgewinkelt und beide Hände über dem Kopf. Ihr braunes Rückgrat war gerade wie ein Schilfrohr. Ihre natürliche Schönheit berührte ihn nicht. Er wickelte sich fester in das Laken und ging in sein Schlafzimmer.
    Die Feiern zum neuen Jahr begannen und erstreckten sich über Tage. Der Hundsstern erschien wieder am Himmel, und die Nilschwemme setzte das Land allmählich unter Wasser, lud den fruchtbaren Schlamm ab und machte aus Hut-Herib einmal mehr eine Reihe von Inseln. Huy setzte seine Arbeit mit Ischat und ihren Listen an seiner Seite fort, lief durch die Straßen der Stadt, die ihm mittlerweile so vertraut war wie die eigenen Gesichtszüge.
    Um seinen neunzehnten Geburtstag herum herrschte eine starke, schwüle Hitze, die ihm die Energie zu einem Zeitpunkt raubte, als er seine Kraft am dringendsten brauchte, denn diese Jahreszeit war mit einer ganzen Flut von Krankheiten verbunden. Thutmosis und Nascha, Ramose und die Rechet schickten Glückwünsche. Huys Eltern veranstalteten ein bescheidenes Fest für ihn – was ein peinliches Treffen mit seinem Onkel Ker und seiner Tante Heruben bedeutete, das Huy seine gesamten Reserven an Geduld und Takt abverlangte. Aber er freute sich, den kleinen Heby zu sehen, der so kräftig und gesund heranwuchs wie eines der Unkräuter, die Ker beständig aus seinen Blumenfeldern zu tilgen suchte.
    In vier
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