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Der Schwur des Piraten

Der Schwur des Piraten

Titel: Der Schwur des Piraten
Autoren: Matteo Mazzuca
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dreh der Mieze den Hals um!«
    Der Bürgermeister! Und Gwendaline, seine Tochter!
    »Aber, Papa! Sie ist doch noch ein Kätzchen!«
    Gwendalines kristallklare Stimme lenkte Spinn für einen Augenblick ab. Als die Katze aber weitermiaute, wurde ihm schlagartig bewusst, in welcher Gefahr er schwebte.
    »Nein, jetzt reicht’s mir, jetzt muss sie dran glauben!«, brüllte der Bürgermeister und ging mit schweren Schritten auf den Salon zu.
    »Du dummes Vieh! Du bringst mich noch an den Galgen!«, beschimpfte Spinn die Katze, die seelenruhig auf dem Boden hockte.
    Als der Bürgermeister mit einem Kerzenleuchter in der Hand ins Zimmer trat, war alles ruhig. Die Katze hatte sich unter dem geschlossenen Fenster eingekringelt und schien friedlich zu schlafen.
    Der Mann sah ärgerlich auf das Tier hinunter und knurrte: »Na gut, du verfluchtes Vieh. Dieses Mal verschone ich dich noc h …« Dann kroch er zurück ins Bett und kurz darauf schnarchte er wieder.
    Spinn atmete erleichtert auf. Er hing draußen an der Balustrade und baumelte über dem Nichts. Als die Luft rein war, kletterte er erneut auf den Balkon, öffnete das Fenster und stieg ein. Um ein Haar hätte er der Katze auf den Schwanz getreten. Das Tier starrte den Eindringling feindselig an.
    »Lass mich jetzt gefälligst meine Arbeit machen, ja?«
    Vielleicht hatte die Burn Recht, wenn sie sagte, Katzen seien die Tiere des Teufels. Da sind mir Hunde lieber, dachte Spinn, solche wie Montmorency.
    Er zog einen abgewetzten Sack unter seinem Hemd hervor und legte ihn auf den Boden. Ein goldener Kerzenleuchter, ein Schüreisen mit Elfenbeingriff, Silberbestec k – der Sack war im Handumdrehen gefüllt.
    Spinn konnte jedoch der Versuchung nicht widerstehen, einen Blick in die anderen Räume zu werfen. In einem schnarchten der Bürgermeister und seine Frau, in einem anderen schlief Gwendaline.
    Sie musste ungefähr in seinem Alter sein und war wunderschön. Oh, wie schön sie war! Blonde, seidige Locken umspielten ihre rosigen Wangen. Spinn betrachtete sie und seufzte verträumt. Dann beugte er sich über sie und nahm ihr das silberne Kruzifix ab, das sie um den Hals trug. Gwendaline schlummerte süß weiter.
    »Gute Nacht«, flüsterte Spinn.
    Er ging in den Salon zurück und schulterte seinen Sack, ohne viel Lärm zu machen. Er hatte ihn extra mit Watte gefüllt, um die Geräusche zu dämpfen.
    Bis zum nächsten Mal, Bürgermeister. Es war mir ein Vergnügen, mit Ihnen Geschäfte zu machen, dachte Spinn und grinste schadenfroh, als er durch das offene Fenster auf den Balkon hinausstieg.
    Er hatte es geschafft. Mit dem Sack auf dem Rücken ließ er sich die Regenrinne hinabgleiten und verschwand im Schutz der Dunkelheit.

    Im Hinterzimmer des Wirtshauses begutachteten Cromwell und die Witwe Burn Spinns Beute mit gierigen Augen.
    »Sehr gut, Junge«, lobte ihn der Wirt. »Das hast du besser gemacht als sonst: Gold, Silber, Elfenbei n …«
    »Fette Beute«, unterbrach ihn Spinn eifrig. »Diesmal muss aber ein bisschen mehr für mich herausspringen!«
    »Kommt gar nicht infrage!«, gab die Burn barsch zurück. »Ohne uns würdest du verhungern oder am Galgen hängen.«
    »Wir werden sehen, Spinn«, sagte Cromwell sichtlich zufrieden. »Bring alles ins Versteck. Ich muss mich jetzt um die Gäste kümmern.«
    In der Tat, die Schenke war voll.
    Was blieb Spinn anderes übrig? Enttäuscht schleifte er den Sack hinter die Theke, schob einen abgetretenen Läufer beiseite und öffnete die Falltür zum Keller. Hier hatten der Wirt und die Burn im Laufe der Jahre alles Mögliche versteckt: Schmuggelgut, Waffen, lichtscheues Gesindel und auch Spinns Beute.
    Nachdem er hinabgestiegen war, verstaute Spinn seine Beute in der hintersten Ecke des Raums und bedeckte sie mit ein paar Kornsäcken. Über sich hörte er laute, schwere Stiefelschritte. Mehrere Männer mussten die Schenke betreten haben.
    »Setzt Euch, meine Herren«, hörte er Cromwell rufen. »Es ist mir eine große Ehre, Euch in meinem Gasthaus willkommen zu heißen!«
    Spinn hob die Falltür ein wenig an und spähte hinaus. Die Männer trugen elegante Mäntel und sahen aus wie reiche Kaufleute. Das Gesicht des Mannes, der die Gruppe anführte, war bleich, von zahllosen Narben entstellt und sein Blick war eiskalt.
    Als die Burn Anstalten machte, ihm den Mantel abzunehmen, wehrte er mit schroffer Geste ab. Dann wandte er sich seinen Männern zu: Auf ein Zeichen ließen alle die Mäntel fallen. Sie trugen kniehohe Stiefel,
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