Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schwur des Piraten

Der Schwur des Piraten

Titel: Der Schwur des Piraten
Autoren: Matteo Mazzuca
Vom Netzwerk:
nie viel gehalten, aber dass er sich als ein mieser Verräter entpuppen würde, hätte er nicht gedacht. Und warum suchten diese Männer nach ihm?
    Spinn kletterte aus dem Keller und rannte durch den dichten Rauch und die Flammen, die nun beinahe das ganze Wirtshaus erfasst hatten, nach draußen. Dort bot sich ihm ein schreckliches Bild: Das ganze Dorf brannte lichterloh. Aber von den Piraten war Gott sei Dank nichts zu sehen.
    Spinn huschte auf leisen Sohlen durch die Gassen. Diese Mörderbande hatte in ihm die Erinnerung an eine ebenso schreckliche Nacht wachgerufen. Damals hatte er einen feierlichen Schwur abgelegt.
    Mit hasserfülltem Herzen rannte er zum Hafen und da sah er sie, wie sie über eine Planke an Bord eines pechschwarzen Schiffes gingen. Im dichten Nebel sahen sie aus wie Gespenster.
    Das Schiff legte ab.
    Spinn blickte ihm nach, bis es in der Dunkelheit verschwand. Erst dann wurde ihm richtig klar, wie ernst seine Lage war. Im Dorf standen nur noch die qualmenden Ruinen einzelner Häuser, alle anderen Gebäude waren bis auf die Grundmauern niedergebrannt.
    Alles war wie ausgestorben und gespenstisch still. Auf seinem Weg durch die Trümmer fand Spinn keine Menschenseele. Die Piraten hatten in einer einzigen Nacht sämtliche Bewohner ermordet.
    Da hörte Spinn ein Winseln. Es war Montmorency, der zwischen den Schutthügeln nach Futter suchte. Spinn ging auf den Hund zu, hockte sich neben ihn und kraulte ihn hinter den Ohren. Zutraulich streckte der Hund die Schnauze vor und legte sie auf Spinns Schoß. Spinn konnte sich an keinen Tag erinnern, an dem er Montmorency nicht mindestens einmal begegnet war. Man könnte sagen, dieser herrenlose Streuner war der einzige Freund, den er in den letzten Jahren gehabt hatte.
    Schließlich stand Spinn auf und suchte noch bis zum Morgengrauen weiter, jedoch ohne Erfolg. Sein treuer Montmorency wich ihm nicht von der Seite. Dann ging Spinn zurück zum Hafen und schaute auf das Meer hinaus. In der Ferne entdeckte er ein Segelschiff, das auf den Hafen zusteuerte. Es hatte eine schwarze Totenkopfflagge gehisst.
    Spinn erschrak. Das Schiff schien nicht dasselbe zu sein, aber die Entfernung war noch zu groß, um das sicher beurteilen zu können: Waren Captain Skull und seine Männer etwa zurückgekommen, um ihn zu holen?
    Spinn versteckte sich hinter einem Schutthaufen und wartete. Montmorency, der neben ihm kauerte, hielt er sachte die Schnauze zu, damit er nicht bellte.
    Als sich das Schiff dem Hafen näherte, erkannte Spinn erleichtert, dass es völlig anders aussah als Captain Skulls Dreimaster. Trotzdem blieb er vorsichtshalber in seinem Versteck, während die Piraten an Land gingen.
    Spinn hörte sie rufen: »Was zum Teufel ist denn hier passiert?«
    »Das darf doch nicht wahr sei n …«
    »Beim Henker! Einer muss doch überlebt haben!«
    »Da ist keiner mehr.«
    Ein Pirat hob einen Degen vom Boden auf und betrachtete aufmerksam die Gravur an dessen Griff. »Ich kann euch sagen, wer das war«, sagte er und zeigte den Männern die Waffe. »Das ist das Werk von diesem verdammten Bastard Skull! Früher oder später wird er dafür bezahlen.«
    Spinn spähte aus seinem Versteck. Er hatte sofort erkannt, dass der Mann, der gerade gesprochen hatte, der Anführer sein musste. Er trug einen schäbigen Dreispitz und eine weite Samtjacke. Die Hose steckte in hohen Lederstiefeln und seinen Gürtel schmückte eine goldene Schnalle. An der Seite trug er einen wohlgeschärften, prächtigen Degen. Sein ernstes Gesicht war eingerahmt von einem langen, strohblonden Bart.
    Spinn überlegte. Natürlich, auch sie waren Piraten, aber sie waren eindeutig anders gesinnt als die Kumpane von Rummy Drinker. Und ihr Captain schien Skull sogar zu hassen.
    Der Junge schaute sich um. Weit und breit gab es nichts als Leichen, Trümmer und Schutt. Warum also sollte er hier allein zurückbleiben? Vielleicht, sagte er sich, war dies wirklich die Chance seines Lebens.
    Spinn hatte sich entschieden. Mit einem Satz sprang er hinter dem Schutthaufen hervor und zeigte sich den Piraten. »Seid gegrüßt, tapfere Edelmänner!«, rief er ihnen zu und verbeugte sich respektvoll.
    »Potz Blitz! Wo kommt der denn her?«, entfuhr es einem alten Piraten. Er hatte einen grauen Bart und ein faltiges, wettergegerbtes Gesicht. Um den Kopf hatte er ein schwarzes Tuch gebunden.
    »Suchst du Ärger, Lausebengel?«, versuchte ein glatzköpfiger Muskelprotz Spinn einzuschüchtern.
    »Nein, mein Herr. Ich will mich Euch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher