Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schwefelfluss

Der Schwefelfluss

Titel: Der Schwefelfluss
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
mit dem Pöbel zu schaffen.«, brauste Vulleroy lautstark auf, unterbrach sich aber, als Armos den mit Wein gefüllten Krug vor ihm auf den Tisch knallte. Jetzt erst hielt er es für nötig, aufzublicken, wer ihn da angesprochen hatte. Sein Blick schien ins Leere zu gehen, zeigte aber völlig unerwartet doch Erkennen.
    »Du bist der Schmied... Mein Schwert ist von dir.«
    »Nicht von mir«, verbesserte Dubrahin schnell. »Von Meister Duprel. Du kennst ihn, nicht wahr?«
    »Nein«, erwiderte Vulleroy, führte den Krug an die Lippen und trank ihn, ohne abzusetzen, zur Hälfte leer.
    »Du kannst es uns gegenüber ruhig eingestehen«, sagte Dubrahin voll Nachdruck. »Wir wissen, dass Meister Duprel für den Erzmagier Vassander arbeitet.«
    Um ein Haar hätte der Herzog erneut Scherben verursacht, so heftig war seine Reaktion. Aus aufgequollenen Augen starrte er den Schmied an. »Gar nichts weißt du«, zischte er. »Hast du verstanden?«
    »Wo ist Duprel Selamy?« wollte jetzt Armos wissen. »Sage es uns, und wir lassen dich in Ruhe.«
    »Lumpenpack!« Vulleroy spuckte aus. Dubrahin packte ihn hart an der Schulter und schüttelte ihn. »Wo hält Vassander unseren Meister gefangen?«
    »Bei Lavoux!« schrie der Herzog heiser auf und ließ ein vernehmliches Rülpsen folgen. »Ihr scheint nicht zu wissen, wen ihr vor euch habt. Schert euch in die Gosse zurück!«
    Plötzlich waren aller Augen auf sie gerichtet. Die Gespräche an den Nebentischen verstummten. Jedermann wartete darauf, dass etwas geschah.
    »Nicht ohne die geforderte Auskunft«, beharrte Armos.
    »Ich werde dir das hier geben!« kreischte Vulleroy und sprang auf. Polternd fiel sein Stuhl um. Wenngleich er zitterte, das Schwert in seiner Hand sprach eine beredte Sprache. Bedrücktes Schweigen breitete sich aus. Zwei von Vulleroys Gefolgsleuten erhoben sich ebenfalls. Auch sie zogen blank.
    Der Herzog riss sein Schwert hoch und stieß es nach vorn. Armos entging dem Stich durch einen raschen Sprung zur Seite. Etliche Gäste flohen vor ihm in Richtung auf den Schanktisch.
    Dass er sein Ziel verfehlt hatte, schien Vulleroy nur noch mehr anzustacheln. Er schnaubte wütend und stieß mit dem Fuß seinen umgestürzten Stuhl beiseite.
    »Macht den anderen fertig!« rief er seinen Leuten zu. »Der hier gehört mir.« Aber genauso schwer wie sein Zungenschlag war auch sein Schwertarm. Zweimal konnte Armos unter der ziellos durch die Luft schneidenden Waffe hinwegtauchen, beim drittenmal zersplitterte die Klinge einen Tisch aus massiver Eiche. Unter der Wucht des Schlages taumelte der Herzog nach vorn.
    Kreischend und schimpfend flohen die meisten Zecher zur Tür. Armos sah, dass sein Freund, in arge Bedrängnis geraten, das Messer zog. Nur weil Jules damit umzugehen verstand und seine beiden Gegner betrunken waren, hatte er überhaupt eine Chance. Mit einem Stuhl parierte er die unkonzentriert geführten Hiebe, sprang dann blitzschnell zur Seite und stieß seine Rechte vor. Ein wütender Aufschrei bewies, dass er getroffen hatte.
    Mehr konnte Armos nicht erkennen, denn der Herzog ' schien allmählich die Folgen des Alkohols zu überwinden und drängte ihn Schritt für Schritt zurück. Schon war die Wand bedrohlich nahe, an der Frerick nicht mehr ausweichen konnte.
    Auch er riss sein Messer aus dem Gürtel. Es warf es, verfehlte aber sein Ziel, weil Vulleroy sich just in diesem Augenblick auf ihn stürzte.
    Ein furchtbarer Schmerz im linken Oberarm ließ Armos taumeln. Warm lief es ihm über die Hand. Der Herzog triumphierte.
    Aber Frerick sah den nächsten Schlag kommen und duckte sich. Mit der Rechten bekam er einen Stuhl zu fassen, riss ihn hoch und drang seinerseits auf Vulleroy ein, dem das Schwert auf die kurze Distanz nur hinderlich war.
    »Frerick!« Ein gellender Schrei, der gurgelnd abbrach. Armos wirbelte herum und sah Dubrahin tödlich getroffen stürzen. Und er sah sich plötzlich drei Gegnern gegenüber, denen er nicht gewachsen war. Sein einziges Heil lag in der Flucht.
    Mit einem Fluch schleuderte er dem Herzog den Stuhl an den Kopf. Dann sprang er vorwärts, stieß im Laufen einen Tisch um, der einen weiteren Verfolger zu Fall brachte, und war dann an der Tür, noch ehe der dritte ihn eingeholt hatte. Armos keuchte die enge Treppe hinauf, hörte weit unter sich polternde Schritte.
    Es schneite leicht, als er auf die Gasse hinauseilte. Ohne zu zögern, wandte er sich nach rechts, dorthin, wo es unzählige Winkel gab, in denen er sich verbergen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher