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Der Schwefelfluss

Der Schwefelfluss

Titel: Der Schwefelfluss
Autoren: Hubert Haensel
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nehmen, zumal er nicht wusste, wovor die Tiere wirklich zurückschreckten.
    Er setzte den Helm auf, aber schon nach kurzer Zeit verursachte ihm dieser schier unerträgliche Kopfschmerzen. Nur vorübergehend hatte er das unbestimmte Gefühl empfunden, als rate ihm eine innere Stimme, nach Westen zu reiten. Mythor tat dies als Einbildung ab, und es schien, als solle er damit recht behalten.
    *
    Die Sonne hatte ihren höchsten Stand längst überschritten, aber noch immer ritt der Krieger unbehelligt durch die Weiten Dandamars. Sein Weg führte durch Wälder, verschneite Steppen und an unwegsamen Sumpfgebieten vorbei. Wilde Tiere flohen vor der Nähe des Bitterwolfs. Meist bekam Mythor nur noch ihre Fährten zu Gesicht.
    Plötzlich aber zeichnete sich unweit von ihm eine breitere Spur ab. Aus der Nähe erkannte er dann, dass es die Abdrücke von Pferdehufen waren. Mehrere Tiere waren hier zum Teil hintereinander geritten worden, weshalb er nur schwer auf ihre wirkliche Zahl schließen konnte. Aber es musste sich um die Gesuchten handeln.
    »Aufpassen, Hark!« rief Mythor dem Bitterwolf zu, der unmittelbar neben ihm lief. »Wir sind ihnen um einiges näher gekommen. Vielleicht lagern sie irgendwo vor uns, und wir holen sie im Lauf der Nacht noch ein.«
    Das Tier blickte ihn aus klugen Augen an. Der Wolf konnte zwar nicht verstehen, was er sagte, wohl aber glaubte Mythor, dass er dem Klang seiner Worte folge.
    Die Entführer waren wahrscheinlich Sklavenhändler aus dem tiefen Süden. Alles deutete darauf hin - ihre fremdartige Kleidung, der Weg, den sie gewählt hatten und der durch unbesiedeltes Land führte. Mythor würde ihnen die Beute wieder abjagen, selbst wenn er noch tagelang unterwegs sein musste .
    Büsche und niederes Gehölz säumten die Spur. Wiederholt fand der Krieger abgebrochene Äste. Die Bruchstellen waren frisch, keinesfalls älter als vom frühen Morgen. Das Harz, das sie abgesondert hatten, klebte noch zwischen den Fingern.
    Lautes Bellen ließ Mythor aufsehen. Hark war ihm vorausgeeilt und schien etwas gefunden zu haben. Er kauerte vor einem Busch mit großen gelben Früchten, die zwar essbar aussahen, jedoch von fingerlangen Dornen umgeben waren. Ob Hark sie für besonders schmackhaft hielt?
    Schon war Mythor im Begriff weiterzureiten, als sein Blick auf ein winziges Stück Fell fiel, das an einem der Dornen hing. Es war lehmgelb mit einem schwarzen Tupfen. Wahrscheinlich hatte der Bitterwolf ihm das zeigen wollen.
    Mythor erinnerte sich nur zu genau. Nottrs Beine waren von den Hüften bis hinunter zu den Knöcheln mit dem Fell einer Bergkatze verwachsen, das ihm Behändigkeit und sicheren Lauf verleihen sollte. Dies hier sah genauso aus. »Wir sind auf dem richtigen Weg, Hark.«
    Nur wenig später fand er ein Stück schwarzen Samtes. Horus verschwand über ihm im wolkenverhangenen Himmel, und der Bitterwolf huschte mit der ihm eigenen Geschmeidigkeit voraus.
    Das Gelände wurde hügeliger und stieg steil an. Die Spur der Verfolgten führte einen dicht bewaldeten Berghang hinauf. Sie verlor sich schließlich auf steinigem Boden, der fast schneefrei war. Dafür bogen sich die Bäume unter der schweren Last, die auf ihren Ästen lag.
    Aus der Ferne erklang das Heulen des Bitterwolfs. In vielfachem Echo hallte es durch den Wald. Mythor hatte Mühe, zu bestimmen, woher es kam. Er entschied sich dafür, nach links zu reiten, wo der Wald merklich lichter wurde.
    Aber Pandor weigerte sich plötzlich, dem Schenkeldruck Folge zu leisten. Er schüttelte nur unwillig die Mähne und scharrte mit den Hufen zwischen den Steinen.
    Wieder erklang der Ruf des Bitterwolfs. Drängender, wie es schien. Mythor empfand dabei das unbestimmte Gefühl, als wolle Hark ihm etwas mitteilen.
    Doch Pandor zeigte sich noch immer störrisch und schnaubte verhalten. Dem Sohn des Kometen blieb nichts anderes übrig, als abzusteigen. Zu Fuß setzte er seinen Weg fort.
    Der Bitterwolf ließ ein schrilles Bellen vernehmen.
    Mythor hastete weiter. Die letzten Bäume wichen einer felsigen Hochebene, über die ein eisiger Wind wehte. Es schneite. Dicke Flocken bildeten einen schnell dichter werdenden Vorhang, der es schwermachte, sich zurechtzufinden. Weit im Hintergrund sah Mythor die Mauern alter Bauwerke aufragen. Aber das war es nicht, was ihm den Atem stocken ließ.
    Unweit vor ihm kauerte Hark zwischen zwei mannshohen Findlingen und ließ sein Wolfsgeheul ertönen.
    »Bei Erain!«
    Mythor verhielt mitten im Schritt, zögerte,
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