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Der Schwefelfluss

Der Schwefelfluss

Titel: Der Schwefelfluss
Autoren: Hubert Haensel
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gestürzt und ihn mit dem Schmiedehammer erschlagen hatte. Vielleicht wäre es die Erlösung für Ugalos gewesen.
    In jäher Verzweiflung ballte er die Hände. Wie konnte er solches nur denken? Vassander hätte ihn getötet, ehe er überhaupt in der Lage gewesen wäre, die Hand gegen ihn zu erheben. Denn allein mit körperlicher Stärke vermochte niemand gegen die Allmacht magischer Kräfte zu bestehen.
    Duprel dachte an seine Schmiede, an die lärmerfüllten Gassen davor - an seinen Weinkeller, voll mit erlesenen Köstlichkeiten. Ja, verdammt, er hatte Angst, und er hätte ein Narr sein müssen, dies zu leugnen. Denn was konnte schlimmer sein als die Ungewissheit?
    Er nahm den Hammer und schleuderte ihn von sich. Dumpf dröhnte es, als er auf dem Boden aufschlug.
    »Aqvitre, mach ein Ende!« Duprel versuchte gar nicht erst zu begreifen, was mit ihm geschah. Er hatte doch bisher schon geahnt, dass er sterben musste, und es hatte ihm nichts ausgemacht. Aber nun, da der Tod greifbar nahe schien, fühlte er sich elender als ein Jüngling vor seinem ersten großen Turnier.
    War da nicht ein Geräusch? Das lauter werdende Plätschern von Wasser.
    Der Schmied lauschte. Aber da war nichts mehr. Also musste er sich geirrt haben.
    Du Narr, schimpfte er in Gedanken, bist nahe daran, hysterisch zu werden. Was haben die Tage im Verlies nur aus dir gemacht?
    Duprel Selamy verstand sich selbst nicht mehr. Er fröstelte. Aber es war keine innere Kälte, die ihm zu schaffen machte. Vielmehr kroch sie seine Beine hinauf wie ein alles verschlingender Moloch.
    Und plötzlich war da die Nässe, und es stank fürchterlich. Der Schmied stand bereits bis zu den Knöcheln im Wasser, das schnell höher stieg.
    Jetzt erst bemerkte er, dass sich die Wand hinter ihm langsam zur Seite schob. Je breiter der Spalt wurde, desto mehr gelbliches, trübes Wasser ergoss sich in den Raum. Das Blubbern und Gurgeln, eben noch fast unhörbar, schwoll zur Höllenmusik an.
    Duprel Selamy schrie. Er schrie so, wie er es immer wieder von den zum Tode Verurteilten gehört hatte.
    *
    Die Erkenntnis, dass sich auch das kristallklare Wasser des Brunnens verändert hatte, war erschreckend und ließ jede Hoffnung schwinden. Frerick Armos schwitzte plötzlich. Es war ein kalter Schweiß, den ihm die Angst aus dem Körper trieb, die Furcht vor dem Unbekannten, Unbegreiflichen.
    Wie gebannt starrte er auf das Blut, das noch immer aus dem Eimer floss, obwohl dessen Inhalt sich längst erschöpft haben musste. Blasenwerfend breitete sich die Flüssigkeit aus, bevor sie zwischen den Pflastersteinen versickerte.
    Die Menge wich zurück. Stumm und zu keiner Äußerung fähig. Armos fühlte die Blicke der Leute auf sich ruhen, als machten sie ihn für alles verantwortlich. Langsam sank er in die Knie. Nur mit Mühe konnte er sich noch am Brunnenrand festklammern.
    Er übergab sich. Gelber Schleim quoll aus ihm heraus, vor dem es ihn selbst ekelte. Von Krämpfen geschüttelt, glitt er dann zu Boden. Fast verlor er die Besinnung, wusste nicht mehr, wo er sich befand und was geschah.
    Erst ein gellender Aufschrei brachte ihn wieder zu sich. Ihm war, als kehre er aus dem Jenseits zurück. Hatte er wirklich die Finsternis gesehen, die sich wie ein breites Band über fremde Ländereien erstreckte? Er glaubte noch immer zu schweben, dem Ende der Welt entgegen, zu vergehen in unerträglicher Hitze.
    Raue Fäuste rissen ihn hoch, droschen auf ihn ein und trieben ihm die Luft aus den Lungen. »Er ist besessen!« erscholl es ringsum im Chor. »Tötet ihn!«
    Frerick Armos begriff, dass nur er gemeint sein konnte. Er wollte etwas sagen, hatte aber nicht einmal mehr die Kraft zu stöhnen. Vor seinen Augen tanzten schwarze Schatten. Dennoch sah er, dass jemand den Eimer aufhob und in den Brunnenschacht warf. Der stete Blutstrom versiegte.
    »Werft ihn hinterher! Er steht mit dem Bösen im Bunde.«
    »Nicht ins Wasser! Er muss brennen! Nur so können wir seinen Dämon wirklich vernichten.« Der Mob brüllte sich gegenseitig nieder.
    »Ciarisse hat den Eimer heraufgeholt, da war das Wasser noch klar. Wir alle haben gesehen, dass es sich erst verfärbte, als dieser. dieser Besessene kam.«
    »Habt ihr auch gesehen, wie der Eimer blutete? Hätte Maurace ihn nicht zurückgeworfen, es würde jetzt noch aus ihm hervorquellen.«
    »Wir sollten Maurace dankbar sein.«
    »Er muss den Dämon töten! Nur ihm steht es zu.«
    Armos schlug der Länge nach hin, als die Männer ihn losließen. Kraftlos
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