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Der Schwefelfluss

Der Schwefelfluss

Titel: Der Schwefelfluss
Autoren: Hubert Haensel
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konnte.
    Jules Dubrahin war tot. Und die Art, wie Herzog Vulleroy auf die ihm gestellten Fragen reagiert hatte, konnte nicht nur in dessen Trunkenheit begründet sein.
    Mehr denn je war Armos jetzt überzeugt davon, dass, sein Verdacht begründet war. Der Erzmagier Vassander, über den vielerorts gemunkelt wurde, schien wirklich seine Hände im Spiel zu haben.
    Der Schmied blieb stehen und lauschte in die Dunkelheit hinein. Keine Schritte, die ihm folgten. Er war in Sicherheit. Vorerst wenigstens, bis der Herzog ihn irgendwo aufspürte. In die Schmiede durfte er keinesfalls zurückkehren.
    Armos lehnte sich an die Wand eines baufälligen Gebäudes und schloss die Augen. Er fühlte, dass sich alles in ihm verkrampfte. Doch das konnte unmöglich eine Folge des Kampfes sein. Etwas würgte ihn, und dann wurde der Drang so stark, dass er sich übergab.
    Er fiel der Länge nach in den Schnee. Die Kälte tat gut und linderte das Brennen auf seiner Haut, das sich plötzlich bemerkbar machte.
    Tief atmete er ein. Ein grauenhafter Gestank lag in der Luft, der ein erneutes Würgen hervorrief.
    Ziellos taumelte Armos durch die Nacht. Die Fleischwunde an seinem Arm pochte wie wild, hatte aber aufgehört zu bluten. Nur mühsam hielt er sich noch auf den Beinen. Am Rand eines der vielen kleineren Kanäle brach er schließlich bewusstlos zusammen.
    *
    Die Legende
    Mut und Tapferkeit zeichneten den Heroen Maynos aus. Dennoch beruhte sein Vorsatz, den schrecklichen Drachen im Kampf zu erlegen, nur auf den verheißungsvollen Worten einer schönen Tochter adligen Geblüts. Sie würde für ein Jahr seine Mätresse werden, wenn es ihm gelang, die Ländereien entlang dem Fluss von Furcht und Schrecken zu befreien.
    Mit Lanze, Bogen und Schwert zog der Heroe aus. Monde gingen ins Land, und niemand gedachte mehr jenes Helden, dessen Schicksal sich wohl auf grausame Weise vollzogen hatte, als ein Barde die Kunde vom Sieg über das feuerspeiende Getier brachte.
    Und wirklich, bald darauf kehrte auch Maynos zurück, in zerschlissenen Gewändern und von schwärenden Wunden bedeckt.
    Jeder, der das Schwert des Heroen sah, erschauderte. Feuriges Blut, das sich nicht abwaschen ließ, hatte die Klinge zerfressen und unbrauchbar werden lassen.
    Bewahrheiteten sich damit die Gesänge des Barden, der längst weitergezogen war? Viele schlugen die Augen nieder, wenn sie von nun an Maynos begegneten, und machten das Zeichen gegen den bösen Blick. Aber ungeachtet aller Warnungen wurde auf den sieben Inseln am Fluss die Stadt Ugalos errichtet. Zum Dank, obwohl es hieß, der Heroe Maynos habe mit den Mächten der Schattenzone einen Pakt geschlossen, die ihm daraufhin erst Macht über den Drachen gaben. Preis dafür sei auch sein Pferd gewesen, dessen donnernde Hufe und Wiehern manch Bürger von Ugalos in sternklaren Nächten zu hören glaubte.
    Der Barde hatte davon gesungen:
    Das Maul des Drachen fürchterlich, zwei Köpf mit Hörnern nähern sich. Der Arm zu schwach, das Schwert zu halten, da sind die schattenhaft' Gestalten und fordern Leib, Seele und das Pferd, für Kraft und Sieg, der ewig währt.
    *
    Die Kälte lähmte ihn und machte seine Glieder taub und gefühllos. Frerick Armos vermochte nicht zu sagen, was ihn geweckt hatte. Mühsam blinzelte er in die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne, die von einem unnatürlichen, giftigen Gelb war.
    Ein dumpfes Pochen in seinem linken Arm erinnerte ihn an die Geschehnisse der vergangenen Nacht. Er stöhnte unterdrückt auf und wollte sich erheben, rutschte aber aus und schlug der Länge nach in den Schnee.
    Doch was war das für Schnee? Angewidert schüttelte Armos sich. Eine gelbe Brühe, die auf der Haut brannte, tropfte über seine Hände.
    Er würgte. Jetzt wurde ihm auch der pestilenzialische Gestank bewusst, der über der Stadt hing. Selbst die Luft war gelblich verfärbt. Nebel schien überall aus den Kanälen aufzusteigen.
    Taumelnd kam Armos auf die Beine. Er befand sich in einem Teil von Ugalos, den er selbst kaum kannte. Ausgerechnet das Viertel der Bettler und Ausgestoßenen, der Kranken und Verachteten hatte er auf seiner nächtlichen Flucht betreten.
    Armos eilte auf eine winzige Brücke zu, mehr ein Steg aus roh behauenen Balken, der über den an dieser Stelle nur zwei Schritt breiten Kanal führte. Als sein Blick nach unten fiel, erschrak er.
    Das sonst völlig klare Wasser der Lorana hatte sich getrübt. Eine schweflige Brühe wälzte sich träge dahin. Von ihr aufsteigende Dämpfe
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