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Der schwarze Tod

Der schwarze Tod

Titel: Der schwarze Tod
Autoren: Katja Piel
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Johann, als Anna geendet hatte.
"Ich bin ein wandernder Handwerksgeselle", erklärte Johann bereitwillig. "Ein Tischler. Ich kam nach Köln, weil ich hier Verwandte habe – der Bruder meines Vaters arbeitet als Dachdecker. Ich wollte um Arbeit nachsuchen ... aber da wusste ich noch nicht, was in der Stadt vor sich geht."
    Rosa beobachtete, welche Blicke zwischen Anna und Johann hin und her gingen. Reisegefährten? Sie konnte sich gut vorstellen, welche Reise die beiden miteinander unternahmen.
    "Wenn du klug bist, Johann, dann verlässt du die Stadt, so schnell du kannst. Bevor die Geißel auch dich trifft."
"Ist es tatsächlich...?", fragte er mit großen runden Augen. Rosa nickte.
"Tatsächlich. Die Pest."
"Aber niemand kann sich an den letzten Ausbruch erinnern! Der liegt Jahrzehnte zurück!"
"Es erinnert sich niemand, weil ihr Men... wir Menschen eine so kurze Lebensspanne haben. In der Linie deiner Großväter und Urgroßväter sind sicherlich welche der Seuche erlegen. Und das ist noch nicht so lange her."
    Johann und Anna wechselten einen Blick.
    "Ich muss erst wissen, was mit meiner Familie ist", sagte Johann. "Mein Onkel, meine Tante, meine Nichten und Neffen."
"Das ist unklug."
Johann schob trotzig das Kinn nach vorne.
"Das ist mir egal."
Rosa seufzte. Der Junge nahm die Gefahr nicht ernst. Sie konnte nur hoffen, dass er nicht eines Besseren belehrt wurde.
"Ich bin nicht deine Mutter, Johann. Mach was du meinst."
"Wir suchen sie morgen", schlug Anna vor. "So schwer können sie nicht zu finden sein, oder?"
Rosa schwieg. Anna hatte scheinbar keine Erfahrung mit großen Städten gemacht, seit sie Imagina verlassen hatte - und zum Glück schon gar keine mit Städten, in denen Angst und Chaos regierten.
    In diesem Augenblick kam Mattis von der Nachbarin zurück, im Arm einen Tontopf voller Eier. Bei der folgenden Begrüßung gingen einige davon zu Bruch, und Rosa setzte eine Pfanne auf, um Rührei zuzubereiten.
    Spät am Abend lag Rosa neben Mattis in ihrer Schlafnische und starrte an die Decke. Johann und Anna hatten sich ein Schlaflager auf dem Boden bereitet, und Rosa lauschte, bis Johanns Atemzüge ruhig und tief wurden. Danach dauerte es nicht lange, bis sie ein leises Rascheln hörte und das Geräusch nackter Füße auf dem Lehmboden. Der Vorhang an der Schlafnische bewegte sich, und gleich darauf schlüpfte Anna hindurch und schob sich neben Rosa ins Bett. Das Flackern eines kleinen Kerzenstumpfes beleuchtete ihr schönes, junges Gesicht.
    "Wie ist es dir ergangen seit dem letzten Sommer?", flüsterte sie.
Rosa wandte sich ihr zu und spürte, wie Mattis sich in ihrem Rücken regte.
"Das möchte ich von dir wissen. Ich bin einfach zurück in mein normales Leben hier in der Stadt. Du bist direkt nach deiner ersten Wandlung im Wald verschwunden!"
Anna grinste schief und zog die Schultern hoch.
"Der Sprung ins kalte Wasser sozusagen. Ich habe mich für eine Weile versteckt. Ich wusste ja nicht, ob Marcus nach mir suchen würde, und wie lang. Rosa, ich habe mir solche Sorgen gemacht! Ich dachte, du wärest tot... bis ich dann ein paar Wochen später von ein paar Bauern erfahren habe, dass du lebst und arbeitest, als wäre nichts gewesen."
Rosa schob den Gedanken an den Kampf gewaltsam beiseite. Marcus' messerscharfe Zähne ... gefangen im Schraubstock seiner Kiefer ... wie das Blut aus ihr lief und sie immer schwächer wurde ... Wären Eleonora und Imagina nicht im allerletzten Augenblick zu Hilfe gekommen, Rosa hätte auf dem moosigen Waldboden ihr Leben ausgehaucht.
"Ich habe mich schnell erholt", lächelte sie. "Du weißt ja, unsere Natur."
Anna sah sie mit ihren strahlend blauen Augen an.
"Ich habe dir nie danken können, Rosa. Du hast mein Leben gerettet."
"Ich habe es gern getan, Kleine. Für dich ... und für deine Mutter."
Anna nickte und schwieg. Rosa stupste sie zart an der Schulter.
"Was hast du seither erlebt? Die Männer hast du für dich entdeckt, wie ich sehe ..."
Annas Gesicht erhellte sich.
"Ja ... das auch ... ich bin viel gewandert. Ich war im Süden. Wusstest du, dass es dort unten Länder gibt, von denen man hohe Berge sehen kann? Die sind so hoch, dass sogar im Sommer auf den Gipfeln Schnee liegt!"
"Erstaunlich. Aber schließlich hat es dich wieder nach Hause gezogen?"
"Hm ... Ich denke schon. Es war schön im Süden. Und es war weit genug weg, wenn du verstehst. Aber schließlich ... ich wollte dich wiedersehen. Und Mattis. und die anderen."
"Imagina?"
"Ich habe
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