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Der schwarze Schwan von Scheckenstein

Der schwarze Schwan von Scheckenstein

Titel: Der schwarze Schwan von Scheckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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Computertempo: Machen sie doch einen Streich, und ihr Besuch ist nur Tarnung? Die Minis? Aber was tun die da vorn? Andi? Oder Dampfwalze, der mich nachher ablöst…
    Jetzt wieder. Es klang, als ob etwas gerollt würde. Beatrix klammerte sich an ihn. Also doch keine Tarnung.
    „Ich muß wissen, was da ist!“ flüsterte er ihr ins Ohr. „Warte am Boot.“
    Sie hielt ihn fest. „Laß mich nicht allein.“
    „Ich bin auf Wache. Man darf uns nicht zusammen erwischen.“
    „Und wenn ich erwischt werde?“ Streicherfahren, wie sie war, dachte sie die Möglichkeiten zu Ende.
    „Du legst vom Ufer ab und wartest draußen, bis ich dir Zeichen gebe.“
    „Und wenn ich’s nicht höre? Oder du kannst nicht, weil was dazwischengekommen ist?“
    „Du wartest bis Viertel vor eins und fährst dann zurück. Anders geht es leider nicht.“
    Wieder hörten sie dieses rollende Geräusch. Sie schlichen zum Boot. Da, plötzlich ein Plätschern, als ob etwas in den See geschüttet würde. Es mochte vielleicht zwanzig Meter entfernt sein. Beatrix setzte sich auf den Bug, Stephan hielt sie am Arm fest. „Ich schieb dich jetzt raus. Nicht den Motor anlassen!“
    Als sich das Plätschern wiederholte, hob er das leichte Kunststoffboot vorne an und beförderte es mit kräftigem Armdruck hinaus ins freie Wasser.
    Jetzt konnte er den Geräuschen nachgehen. Da sie aus Ufernähe kamen, schlug er einen Bogen und gelangte in einiger Entfernung vom Wasser an den Feldweg. Ein Busch stand da, wie eigens für ihn gepflanzt, denn in diesem Augenblick hörte er ein Rumpeln und Ächzen, wie von Autofedern, die plötzlich entlastet werden. Gleich darauf Stimmen.
    „Wie viele sind’s noch?“
    „Acht oder zehn.“
    „Dann gehen wir aber einen trinken!“
    Von der Hangseite kam ein Schatten und rollte etwas vor sich her; süßlicher Zigarettenrauch wehte vorbei.
    Irgendwelche Heinis, die ihren Dreck billig loswerden wollen! schloß Stephan und atmete sozusagen doppelt auf. Zum einen, weil es weder Ritter noch Mädchen waren, zum andern, weil sie ihren Plunder in den See kippten. Nächtliches Abladen von Müll kam in der Gegend leider öfter vor. Die meisten Umweltverschmutzer warfen ihren Kram neben der Straße in die Büsche: Matratzen, alte Fernseher, kaputte Boiler, Heizöfen, Küchenherde. Und jedesmal verdächtigte Bürgermeister Kress von Wampoldsreute zuerst die Ritter.
    Geübt, sich im Dunkeln zurechtzufinden, erreichte Stephan das Ufer an derselben Stelle wieder und wartete, um gleichzeitig mit dem nächsten Geräusch Beatrix im See ein Zeichen zu geben.
    „Sssst!“
    Er wartete. Doch trotz Wiederholung kam sie nicht.
    Hatte sie ihn nicht gehört? Oder traute sie sich nicht, den Motor einzuschalten?
    So ein Mist! schimpfte Stephan vor sich hin. Unschlüssig stand er in der Dunkelheit. Schließlich kam sie doch. Sie hatte das Boot mit dem Hilfspaddel in Bewegung gebracht. Als er den Bug auf den Sand zog und sie informierte, hörten sie eine Stimme. „Nicht alles an derselben Stelle!“ Gleich darauf ein Geräusch, das näher kam.
    Stephan und Beatrix reagierten wie alte Freunde, die sich in brenzligen Situationen genau kennen. Ohne ein Wort der Verständigung zog sie ihre Beine, die sie gerade an Land setzen wollte, zurück, Stephan schob am Bug an und watete ins Wasser, das hier rasch tiefer wurde. Schwimmend bugsierte er das Boot vor sich her und in einem Bogen zum Schreckensteiner Steg.
    „Prima!“ flüsterte Beatrix. „Da fällt’s am wenigsten auf.“ Stephan kletterte aus dem Wasser, beide lauschten. Jedoch vergeblich. Sein tropfender Trainingsanzug verwischte entferntere Geräusche.
    „Diese blöden Heinis!“ schimpfte er.
    Beatrix schimpfte mit: „Wenn eure blöden Wachen nicht wären, könnten wir wieder ins Kabuff, Bouillon trinken!“
    Allein der Gedanke daran wärmte ihn. „Schön wär’s.“
    Sie empfand wie er und seufzte: „Ach, Stephan! Kann man sich in dieser Gegend nicht mal in Ruhe treffen?“
    „Offenbar nicht.“ Er schaute auf seine zum Glück wasserdichte Uhr. „In zwanzig Minuten kommt Dampfwalze.“
    Beatrix faßte ihn an. „Willst du so lange in dem nassen Zeug rumsitzen? Dann liegst du morgen auf der Nase!“
    „Ich hätte gute Lust, denen die Luft aus den Reifen zu lassen!“ grollte er.
    „Mensch, Stephan! Das ist die Idee!“ Sie band das Boot am Steg fest.
    Er griff nach dem Seil. „Du fährst jetzt am besten zurück.“
    Sie griff wieder nach dem Seil. „Nein, nein! Da muß ich dabeisein!
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