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Der schwarze Schwan von Scheckenstein

Der schwarze Schwan von Scheckenstein

Titel: Der schwarze Schwan von Scheckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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arbeitete.
    Mücke schaltete am schnellsten. „Ach du gelber Anton!“ rief er, und ließ den Gummizug seiner Pyjamahose schnalzen. „Da genügt ein Brief, und wir können den Laden in aller Ruhe auf den Kopf stellen.“
    „Mann, Stephan!“ Ottokar klopfte seinem Freund auf die Schulter.
    „Ist ja superplusultra!“ jubelte Klaus und gab ihm einen Rippenstoß.
    Sogar Dampfwalze nickte. „Ziemlich brauchbar.“
    Stephan schüttelte den Kopf. Aber nur innerlich. Mann, o Mann! dachte er. Jetzt muß ich aufpassen, daß ich mich bei Beatrix nicht verplappere!
    Doch ihm war wesentlich wohler. Geheimnis hier, Geheimnis dort – das glich sich aus.
    Im Nordflügel roch es wieder nach Bächle-Parfüm. Die Wachposten zogen auf der Seilbahn ihre Trainingsanzüge herein. Auch Wolf war dabei und sah den Hereinkommenden gespannt entgegen. Doch keine Miene verriet ihre Hochstimmung.
    Zur üblichen Zeit begaben sich die Ritter in ihre Betten, und die ersten Wachen zogen auf. Der kleine Kuno an der Zugbrücke, Werner am Durchgang, Armin drunten am Steg. Zwar rechnete um diese Zeit niemand mit einer Aktion, trotzdem mußte aufgepaßt werden.
    „Die Mädchen werden immer listenreicher!“ stellte Ottokar fest.
    „Ja, dann wollen wir mal die erste Runde schlafen.“
    Stephan legte sich aufs Ohr, doch Zweifel hielten ihn wach. Hatte Beatrix vielleicht geschwindelt? Traf sie sich nur mit ihm, damit die anderen ungestört einen Streich machen konnten?
    Seine gesunde Müdigkeit verhalf ihm dann doch zum Schlaf. Bis Ottokars neueste Schaltuhrbastlerei unter seinem Kopfkissen einen Summton auslöste. Ohne Walter und Fritz zu stören, standen beide auf. Draußen vor ihren leeren Schränken zogen sie die Tainingsanzüge über und trafen Klaus, der sich im Westflügel bereit machte.
    „Wir stinken immer noch dreistimmig!“ flüsterte der Witzbold auf der Freitreppe, bevor er in Richtung Tordurchfahrt verschwand. Ottokar löste Eugen am Durchgang ab, Stephan ging weiter, den Hang hinunter.
    „Still ruht der See“, meldete Andi am Steg.
    „Aber da kommt was! Ich spür’s. Es liegt in der Luft. Am liebsten würd ich dableiben und sehen, ob ich recht hab.“
    „Neugierige Kaffeetante!“ zischte Stephan. Der Vergleich und eigenhändiges Anschieben brachten Andi von seinem Vorhaben ab.
    Das hätte noch gefehlt! Stephan lehnte sich gegen das Geländer. Komisch, wenn man weiß, es passiert nichts – und glaubt es selbst nicht ganz! Ob sie überhaupt kommt? Es war eine rabenschwarze Nacht mit tiefhängender Wolkendecke. Vier Minuten nach Mitternacht zeigte seine Uhr. Er ging bis ans Ende des Stegs und lauschte hinaus auf den See. Da! Nein, nichts. Oder doch? Nein. Aber was war das? Hob sich da nicht von dem Schwarzen etwas noch Schwärzeres ab? Lautlos, lang und flach. Tatsächlich, ein Boot. Es hielt nicht auf den Steg zu, mehr zum Großen Schilf.
    Stephan lief zurück, am Ufer entlang und sah es nicht mehr.
    Plötzlich ein kurzes Geräusch, wie von einem Elektromotor. Da sah er’s wieder. Das mußte sie sein! Mit dem neuen Rosenfelser Elektroboot.
    „Sssst!“ machte er und lauschte.
    „Sssst!“ kam es zurück. Noch einmal kurzes Motorengeräusch, und der Bug rutschte in den Ufersand.
    „Tolle Navigationsleistung!“ flüsterte er und half Beatrix an Land.

    „Ich kann dir sagen…“
    „Moment“, unterbrach er sie. „Erst mal feststellen, ob wir allein sind.“
    Sie hielten einander fest und lauschten in die Dunkelheit.
    „Hier war allerhand los l“ flüsterte er nach einer Ewigkeit und erzählte von seinen verschiedenen Notlagen seit der letzten Nacht – ohne sich zu verplappern.
    Beatrix hatte fest geschlafen, als Sonja wegen des Anrufs zu ihr kam, und sich schon so was gedacht. Die Wachposten fand sie blödsinnig komisch. „Dann paßt du ja eigentlich auf, daß ich nicht komme! Und was machst du jetzt mit mir?
    „Ich freu mich, daß du da bist.“
    Sie lachte weiter. „Wenn ich mir vorstelle, daß da überall Heinis rumstehen, wo wir doch gar nichts vorhaben!“
    Stephan faßte sie um die Schulter. „Wenn ich nicht dichtgehalten hätte, wärst du dran. Irgend jemand hätte das mal ausposaunt.“
    Ihr Gesicht wurde plötzlich ernst. „Daran hast du gedacht. Wegen mir?“
    Ein Geräusch vereitelte seine Antwort. Es kam aus der Nähe, noch vor dem Großen Schilf, ungefähr dort, wo der Feldweg in den Uferweg mündet.
    „Was war das?“ fragte sie kaum hörbar.
    Stephan antwortete nicht. Er lauschte und überlegte im
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