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Der Schwarze Orden

Der Schwarze Orden

Titel: Der Schwarze Orden
Autoren: Colin Forbes
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dem Fahrer, der immer noch entsetzt in die Mündung von Paulas Automatik starrte, einen Schlag gegen die Stirn. Der Mann sackte mit dem Kopf auf das Lenkrad.
    »Wir müssen uns beeilen«, rief Marler Paula zu.
    Sie überquerten die Straße, rechts über ihnen ragte der riesige Turm des Stephansdoms auf. Marler huschte in den Eingang des Do & Co, dessen phantastische Architektur vor allem durch die mehrere Stockwerke hohe, nach außen gekrümmte Glasfassade geprägt war. Bevor Paula wußte, wie ihr geschah, befand sie sich in einem Lift. Marler drückte auf den Knopf für das Restaurant im obersten Stock, und wenige Augenblicke später betraten sie ein hypermodernes Lokal, durch dessen gewölbte Fensterfront man direkt auf den Dom hinausblickte.
    »Dieses Etablissement«, erklärte ihr Marler, »zeichnet sich unter anderem dadurch aus, daß es sehr lange geöffnet hat.« Er bestellte etwas zu trinken. Dann hörte er sich aufmerksam an, was Paula zu berichten hatte. Sie zeigte ihm das Stück schwarze Gaze, das sie aus einer Mauerritze vor Engels Wohnung gezogen hatte, dann die Fotos, die ihre Kamera bereits automatisch entwickelt und vergrößert hatte.
    »Da ist eindeutig etwas faul«, lautete Marlers Kommentar. »Es war Mord. Wir rufen Tweed gleich morgen früh vom Postamt aus an.«

1
    Tweed, Stellvertretender Direktor des SIS, nahm gerade ein herzhaftes Frühstück zu sich. Er wohnte im Summer Lodge, einem exklusiven Hotel am Rand des Dorfes Evershot in Dorset. Mit ihm am Tisch saß Bob Newman, der berühmte Auslandskorrespondent, der Tweed in der Vergangenheit schon bei so mancher gefährlichen Mission mit Rat und Tat zur Seite gestanden hatte.
    »Glauben Sie, Willie könnte etwas mit diesen Attentaten auf führende europäische Politiker zu tun haben?« fragte Tweed leise.
    Tweed war ein unscheinbarer, mittelgroßer Mann unbestimmbaren Alters, der Typ Mann, von dem kaum jemand Notiz nahm, wenn man ihm auf der Straße begegnete – ein Umstand, der ihm schon oft zugute gekommen war. Egal, wie brenzlig die Situation wurde, ließ er sich nicht aus der Ruhe bringen und bewahrte eiserne Selbstbeherrschung. Den wachsamen Augen hinter den Gläsern seiner Hornbrille entging nichts.
    »Mit Willie meinen Sie doch Captain William Wellesley Carrington«, entgegnete Newman. »Ich habe ihn überprüfen lassen, und, wie Sie wissen, hat er in der Nähe des Dorfes Shrimpton einen Landsitz. Außerdem handelt er in großem Stil mit Waffen. Wir wissen, er ist ehemaliges SIS-Mitglied – wobei er sich, um Eindruck zu schinden, selbst den Rang eines Captain zugelegt hat. In Wirklichkeit bekleidete er einen niedrigeren Rang. Was ich nicht herausfinden konnte, ist, woher er sein Geld hat – es sei denn, es stammt ausschließlich aus seinen Waffengeschäften. Geerbt hat er es jedenfalls nicht – soviel steht fest.«
    Newman, Anfang vierzig, war eins dreiundsiebzig groß und hatte kräftiges flachsblondes Haar. Mit seinen energischen Gesichtszügen fanden ihn viele Frauen attraktiv, aber er war kein Mann, der sich das zunutze machte. Er verfügte auf der ganzen Welt über Kontakte zu höchsten Kreisen, was Tweed immer wieder außerordentlich hilfreich fand.
    »Zumindest zählt Willie zum Kreis der Verdächtigen«, bemerkte Tweed nachdenklich.
    »Von Otto Kuhlmann in Wiesbaden weiß ich, daß Willie in Stuttgart war, bevor dort ein Anschlag auf eins der Mitglieder des
Institut de la Defense
verübt wurde. Des weiteren hat mich Chefinspektor Loriot in Paris davon unterrichtet, daß Willie unmittelbar vor der Ermordung eines anderen europäischen Spitzenpolitikers in Paris gesehen wurde. Von Arthur Beck, dem Chef der Schweizer Bundespolizei in Bern, weiß ich, daß Willie eine Woche vor dem dort verübten Anschlag in der Schweizer Hauptstadt war. Ein-, zweimal könnte man noch als Zufall durchgehen lassen. Aber dreimal ist einmal zuviel. Abgesehen davon glaube ich, wie Sie wissen, nicht an Zufälle. Und was ist mit Tina Langley, Willies Freundin? Was man so reden hört, würden die meisten Männer weiß Gott was alles dafür geben, ihre Bekanntschaft zu machen – so gut soll sie aussehen.«
    »Die atemberaubende Tina ist spurlos verschwunden. Wurde seit Wochen in keiner der Bars mehr gesehen, die sie üblicherweise frequentiert. Sie ist wie vom Erdboden verschluckt.«
    »Ich muß sagen, das hört sich in der Tat verdächtig an. Dann wäre da noch Arnos Lodge, unser exzentrischer Fachmann für strategische Fragen, dessen Rat auf der
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