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Der schwarze Krieger

Der schwarze Krieger

Titel: Der schwarze Krieger
Autoren: William Napier
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als einen jungen Körper. Mit düsterer Miene dankte der alte Mann dem Tanjou und schaute verächtlich auf das arme Mädchen herab.
    Attila grinste und befahl den Leuten, sich zurückzuziehen.
    Die acht Auserwählten kehrten gleich darauf zu Pferd zurück. Sie zitterten unter dem Blick von Attilas löwenhaften Augen.
    «Holt eure Bogen!», brüllte er. Das Grinsen in seinem Gesicht war verschwunden.
    Verblüfft ritten die Männer zu ihren Zelten, ihre Pferde stolperten beinahe übereinander, so wurden sie angetrieben. Mit roten Gesichtern, wie Schuljungen, die man gescholten hatte, kehrten sie zurück.
    Attila ließ sie in einer Reihe aufstellen und forderte sie auf, ihre Namen zu sagen.
    «Yesukai», sagte der Erste voller Begeisterung. Es war der junge Mann, der Attila ins Zelt hatte folgen wollen. Auch jetzt, als er seinen Namen sagte, wirkte er, als würde er gleich loslaufen wollen, so strotzte er vor Energie.
    Flink, impulsiv, loyal, dachte Attila und nickte. Er würde jung sterben.
    Der Zweite war Geukchu. Er hatte einen vorsichtigen, intelligenten Blick, einen leicht schiefen Mund und war ungefähr so alt wie Attila. Sicherlich unzuverlässig, aber einer, der selbständig denken konnte.
    Dann waren da die Brüder Juchi, Bela und Noyan, die dreiSöhne Akals. Jung und kräftig, ausdruckslos, scheu. Niemals würden sie eine Armee kommandieren oder die Frauen verrückt machen; aber sie würden kämpfen und füreinander in der Schlacht sterben. Zusammen waren sie stark.
    Dann war da Aladar, der Größte von ihnen, der auch das imposanteste Pferd besaß. Schlank, aber muskulös, ernst und gut aussehend, mit schwarzen, eingeölten Haaren und einem schmalen Schnurrbart. Sicherlich liefen ihm die Frauen nach.
    «Wie viele Weiber sind in deinem Zelt?»
    Aladar lächelte schwach. «Sieben zu viel.»
    Er würde wohl nie seine Ruhe vor den Frauen haben. Doch er hatte genügend Narben auf den Armen, die bezeugten, dass er nicht nur im Zelt herumlungerte und ständig bei seinen Frauen liegen wollte, die ihn mit Küssen, Zärtlichkeiten und anderen unsichtbaren Ketten an sich fesselten.
    Dann war da noch Candac, ein wenig dicklich um die Leibesmitte, aber er hatte kräftige Arme, und seinem wohlgenährten Gesicht konnte man eine große Entschlossenheit ablesen. Vermutlich wusste er, wie man Menschen führen musste. Er würde alt werden.
    Und schließlich Csaba, der zart und verträumt wirkte und ohne Zweifel Gedichte liebte; er spielte auf einer Laute, die er seit seiner Kindheit besaß. Wahrscheinlich hatte er nur eine Frau, die er über die Maßen verehrte und vermutlich auch in aller Öffentlichkeit küsste und umarmte. Attila kannte den Typ Mann. Im einen Moment sang er einem Katzenjungen ein Wiegenlied, im nächsten Augenblick war er schon auf dem Schlachtfeld und benahm sich wie ein Berserker und ließ die Glieder seiner Feinde durch die Luft fliegen – was für ihn eine andere Art der Poesie war. Auf jeden Fall schien er halbwegs verrückt. Aber dieser Teil von ihm konnte kämpfen,egal, ob der Junge kräftige, vernarbte Arme hatte oder nicht.
    Attila nickte zufrieden. Orestes hatte wie immer eine gute Wahl getroffen.
    ***
    Unter einem bleiernen Himmel ritten sie auf die Ebene hinaus, der Regen peitschte ihnen entgegen. Es war erst Nachmittag, doch an diesem denkwürdigen Tag war es dunkel wie an einem Wintermorgen.
    Einige der Männer guckten misstrauisch, weil sie in diesem sintflutartigen Regen reiten mussten; einige von ihnen trugen überdies keine Kopfbedeckung. Doch Attila zeigte sich wild entschlossen. Er saß auf seinem Pferd, das Gesicht von breiten Rußstreifen des Feuers verschmiert, in das er wie ein vom Himmel beschütztes Wesen hineingeprescht war. Seine grimmig dreinblickenden Augen funkelten unter dem nassen Saum des schwarzen Filzkalpaks. Niemand wagte es, sich dem Anführer zu widersetzen.
    Attilas schweigsamer Diener ritt, ohne zu klagen, direkt hinter ihm, mit bloßem, beinahe kahlem Schädel, der vor Nässe glänzte. Danach kam Chanat, der in die Jahre gekommene Krieger, dessen Haar eine struppige graue Mähne bildete, die nur noch da und dort von einer schwarzen Strähne durchzogen war. Sein langer dunkelgrauer Schnurrbart verlieh seinem breiten Mund etwas Strenges. Er war jetzt über siebzig, seine Augen wurden immer schwächer, und das Gehör ließ nach, und auf seiner hohen Stirn zeichneten sich tiefe Falten ab. Alles alterte rasch in der bitteren Winterkälte und der Sommerglut dieser
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