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Der schwarze Krieger

Der schwarze Krieger

Titel: Der schwarze Krieger
Autoren: William Napier
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Farben, der in der Sommersonne ein warmes und durchsichtiges Grün angenommen hatte, war so schön, die Natur so reich, es war die friedliche Kulisse eines Schäferspiels. Er zog seine Hand durch das klare Wasser. Im Röhricht saß ein Zwergtaucherweibchen auf seinem schwimmenden Nest und brütete sechs weiße Eier aus. Sicherlich würden die Kleinen bald schlüpfen. Der Junge fragte sich, ob er diesen Moment sehen würde. Heute erwachte alles zu neuem Leben. Das Zwergtauchermännchen tauchte nach Stichlingen. Forellen sprangen, und die Luft schwirrte von Wasserfliegen und Schmetterlingen in strahlendem Gelb und Blau. Ein Marienkäfer saß wie ein Blutstropfen auf dem Rohrkolben in der Nähe, in einiger Entfernung fegten Löffler über die Fischschwärme hinweg. Uferschwalben kamen bis an den Flussrand herab, um kleine Schlammbröckchen aufzupicken und damit ihre kunstvollen Nester zu bauen. Sumpfdotterblumen wippten mit ihren großen goldenen Köpfen zum Ufer hin. Es war eine überaus friedliche Szenerie.
    Der Junge schlief beinahe schon, das Gesicht zur Sonne gewandt, als ein Eisvogel, jadegrün und blau schillernd, vorüberblitzte. Er hob seinen Kopf. Und dann blieb ihm vor Staunen der Mund offen stehen. Träumte er? Er wünschte es sich jedenfalls. Aber er spürte die Holzplanken des Bootes hart genug unter sich. Dies war kein Traum. Es war die Wirklichkeit.
    Er griff nach den Rudern, riss sie in blanker Panik vor und zurück und wimmerte dabei leise.
    Keine zweihundert Meter flussaufwärts – die riesige Donau hatten sie bereits überquert – durchwatete das Hunnenheer diesen Nebenfluss, um in die Stadt Margus einzufallen. Es war nicht möglich, sie zu zählen, noch ihr Aussehen zu beschreiben.
    An der Spitze ritt Attila, das Gesicht wie aus Stein. Nicht weit hinter ihm ritt die Hexe Enkhtuya. An einem Lederriemen um ihren Hals hingen zwei kleine, abgetrennte Hände, und von ihrem Sattel baumelte, an den Haaren festgebunden, der Kopf des schwachsinnigen Kindes, die Augen geschlossen, der Mund geöffnet.
    ***
    «Herr, die Hunnen haben die Donau durchquert. Sie sind während des Stadtfestes in Margus eingefallen.»
    «Ist gut.» Aëtius nickte und wandte sich ab.
    Alles war nun so weit. Es war an der Zeit, den Anfang zu machen. Es war an der Zeit, dass das Ende seinen Anfang nahm.

Danksagung
    Unter den vielen Büchern, die ich zu Rate zog, waren zwei neuere Studien am hilfreichsten, Peter Heather:
The Fall of the Roman Empire
, und Bryan Ward-Perkins:
The Fall of Rome and the End of Civilization
. Beide Forscher stimmen darin überein, dass Rom tatsächlich fiel und der Westen daraufhin in ein schreckliches dunkles Zeitalter eintrat. Heather ist der Ansicht, dass dafür in der Hauptsache die Hunnen verantwortlich zu machen sind.
    Die Verse des irischen Königs Goll (S.   55) stammen aus
The Madness of King Goll
von W.   B.   Yeats, der Vers auf S.   433 stammt dagegen aus
The Curse of Cromwell
von Yeats. Claudians Hochzeitshymnus folgt dem Original. Die anderen Verse sind von mir.
    Ganz persönlich danke ich Jon, Genevieve und Angela bei Orion für ihre Begeisterung, Ermutigung und Geduld; Lizzie Speller und Bywater für die Hilfestellung bei meinen bescheidenen Latein- und noch bescheideneren Griechischkenntnissen; Patrick Walsh war wie immer der bestmögliche Agent; außerdem danke ich dem hilfsbereiten Personal etlicher Bibliotheken, darunter die Shaftesbury Public Library und die London Library; Iona danke ich für ihre Langmut und natürlich auch für alles andere.

Informationen zum Buch
    Im Jahr 406   n.   Chr. steht das Römische Reich am Rande des Abgrunds. Zerfallen in einen oströmischen und einen weströmischen Teil, bedrohen äußere Feinde den ohnehin fragilen inneren Frieden. Doch die größte Gefahr geht von einem Mann aus, der seine Kindheit und Jugend als Geisel in Rom verbrachte – und die Schwächen des Feindes daher sehr genau kennt: Attila. Der Herrscher der Hunnen hat schon seine Späher in die römischen Provinzen geschickt. Denn Attila kennt nur ein Ziel: Er will das Römische Reich zerstören. Und schon bald wälzt sich ein ungeheurer Heerzug Richtung Westen   …

Informationen zum Autor
    William Napier wurde 1965 geboren und lebt als Journalist und Schriftsteller in Dorset. Er hat bereits mehrere zeitgenössische und historische Romane geschrieben. Die Bände um den Hunnenkönig Attila genießen in England Bestseller-Status.

Impressum
    Die Originalausgabe erschien 2007 unter
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