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Der schwarze Fürst der Liebe

Der schwarze Fürst der Liebe

Titel: Der schwarze Fürst der Liebe
Autoren: Pat McCraw
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wie sie selbst. Der Diener entfernte sich diskret.
    Engellin hielt sich an der Tür fest. Sie hatte nicht damit gerechnet, ihm so schnell zu begegnen. Als er nun so plötzlich vor ihr stand, sank ihr Herz. Was sollte sie ihm sagen?
    Er trat rasch ein paar Schritte auf sie zu – besann sich aber sofort. Sein Gesicht nahm einen steinernen Ausdruck an. »Ihr seid hier? Welche Überraschung!«
    Wie an Fäden gehalten, ging Engellin steif zu einem der Sitzmöbel und ließ sich darauf fallen. Nun verstand sie gar nichts mehr. Was war das für ein Spiel? Sie begriff die Spielregeln nicht.
    Rudger kam auf sie zu. Kniete sich vor den Sessel. Sein Gesicht verzerrte sich. Er konnte die harte Miene nicht aufrecht halten. Gram erschien – tiefe Trauer.
    »Engellin, es tut mir so leid«, flüsterte er.
    Seine grauen Augen standen voller Tränen. Sie liefen seine Wangen hinunter.
    Engellin hatte Rudger noch nie weinen gesehen. Er hatte völlig die Fassung verloren. Sie streckte die Hände nach ihm aus.
    Er nahm sie, tränenblind und senkte den Kopf – legte ihn auf ihre Knie. Seine Schultern bebten.
    »Ich habe etwas Unverzeihliches gemacht. Er war mein bester Freund. Mein Kamerad. Ich habe ihn dir genommen.«
    Er schluchzte, während alles aus ihm herausbrach, ließ dann ihre Hände los.
    Engellin saß starr. Schaute auf ihn hinab. Unwillkürlich berührte sie sein schimmerndes Haar. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, und so streichelte ihn einfach nur weiter.
    Er sprach stockend in die Falten ihrer Röcke. Sie verstand ihn kaum noch. Nur das Wort Liebe – das kam darin vor. Sie hörte es wieder. Ja, das war die Bestätigung. Hatte sie es nicht geahnt, jedoch immer verdrängt?
    Sie schob zwei Finger unter sein Kinn, zwang ihn den Kopf zu heben. Sein Antlitz war tränenfeucht, der graue Blick verschwommen. Er war noch übrig. Nur er und sie. Würde sie ihm jemals verzeihen? Sie wusste es nicht.
    Sie ergriff sein Gesicht, sah ihm in die Augen, in der Hoffnung die Gründe für das Schicksal zu entdecken, das ihnen widerfahren war. Er schloss die Lider, seinen Kopf in ihren Händen kostete er ihre Berührung aus. Er sah nun wunderschön aus, verhärmt, gezeichnet mit seiner scheußlichen Narbe, aber entspannt, als würde in diesem Moment eine schwere Last von ihm abfallen.
    Der Stein in Engellins Brust schmolz. Die Härte löste sich und wich einem warmen Gefühl. Sie spürte Tränen in ihre Augen fluten, über ihre Wangen laufen – sie nahmen alles mit sich fort, die Trauer, Angst, Wut, Enttäuschung. Sie konnte den Tränenstrom nicht bremsen, wollte es auch nicht.
    Rudger öffnete die Augen – blickte ihr überwältigt ins Gesicht.
    »Nein, nicht weinen«, flüsterte er heiser.
    Er küsste den Tränenstrom von ihrer Wange. Fing den nächsten auf – er war entfesselt. Die Tränen flossen über ihren Mund. Er nahm die Tränen auch von dort. Ihre Lippen bebten, erwiderten den salzigen Kuss.
    Nur er war noch da. Mit einem Mal fühlte sie sich geborgen, geliebt, beschützt. Sie spürte, dass er sich verändert hatte. Er war kein Räuber mehr. Er wirkte diszipliniert, ernst – wie ein Fels in der Brandung. Wie eine Versinkende klammerte sie sich an ihn.

    Kapitel 60 - Verlorene Liebe

    Sein Klopfen war nicht gehört worden. Matthias kam, um Mortiferius an das Abendessen zu erinnern. Er nahm an, dass sein Gebieter allein war und las.
    Schockiert stand er vor dem Bild, das sich ihm bot. Sein geliebter Herr kniete vor einer blonden Frau in einem blauen Kleid und küsste ihr tränenüberströmtes Gesicht, ihren Mund, mit einer Hingabe, die er noch nie zuvor an ihm gesehen hatte. Er schien völlig versunken. Ihre Hände hielten sie ineinander verkrampft.
    Matthias schluckte. Sein Herz, nein seine ganze Brust verwandelte sich in Stein, so hart, dass es ihm die Kehle zuschnürte. Mortiferius war endgültig für ihn verloren. Jedes Fünkchen Hoffnung, dass sein Herr sich ihm jemals zuwenden würde, war dahin. Ohne ein Wort zu sagen, schloss er leise die Tür. Tränenblind lief er durch die Gänge der Residenz. Er wollte sterben. Wohin konnte er sich verkriechen? Wie ein geprügelter Hund schlich er die Treppe zu den Versorgungstrakten hinunter. Ja, er fühlte sich wie ein Hund – auf seinen Platz verwiesen.
    Wo war Gabi hingegangen, wenn es ihm schlecht ging? In die hinterste Ecke der fensterlosen Stiefelkammer. Genau dorthin wollte er nun auch, um den Schlag, den er erhalten hatte, zu verdauen, um zu weinen. Er öffnete die Tür
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