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Der schwarze Fürst der Liebe

Der schwarze Fürst der Liebe

Titel: Der schwarze Fürst der Liebe
Autoren: Pat McCraw
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sich offenbar zur Aufgabe gemacht, sie zu verwöhnen, denn sie bestellten nicht nur abends in den Herbergen große Mahlzeiten für sie, sondern ließen auch Köstlichkeiten für die Fahrtzeit einpacken. In schöner Regelmäßigkeit fragte einer der beiden nach, wie es ihr ginge – eine Situation, die so völlig ungewohnt für sie war. Bisher war sie ständig die Starke gewesen, die andere umsorgt hatte.
    Engellin nahm alle Bemühungen liebend gerne an. Sie war so tiefgreifend erschöpft, dass sie von den rumpeligen Straßen kaum etwas mitbekam. Sie aß und schlief abwechselnd und war den Männern dankbar für ihre Fürsorge.
    Erst am dritten Tag, als sie die Wälder hinter sich ließen, weitreichende Felder und zaghaft grünende Obstplantagen passierten, kam sie langsam zu sich. Jetzt war sie fähig, sich Gedanken über das Geschehen zu machen, zog den Brief der Königin erneut hervor und las ihn. Jemand musste sie empfohlen haben und eigentlich konnte das nur Rudger gewesen sein. Wer sonst kannte sie in einer weit entfernten Stadt und hatte Zugang zu so einer hochgestellten Persönlichkeit? Er sei der Hauptmann der Palastwache, hatte Bertram gesagt. Das war eine hohe Stellung. Ob er sich diese wohl ebenfalls ergaunert hatte?
    Sie brauchte mehr Klarheit und öffnete deshalb das Kutschenfenster. Bertram ritt neben dem Gefährt. Er lächelte, als er sie sah, und nickte ihr zu. »Bitte, könnt Ihr mir ein paar Fragen beantworten?«, bat sie. Sie musste die Stimme erheben, denn die Kalesche rumpelte sehr laut. »Selbstverständlich!« Bertram rief dem Kutscher zu, dass er anhalten sollte, was dieser sofort tat. Er stieg vom Pferd, band es hinten an dem Gefährt an und hievte sich gemächlich in die Kutsche. Die braunen, wettergegerbten Hände in den Schoß gelegt, nickte er ihr aufmunternd zu, während die vier Gäule erneut anzogen und sich in Bewegung setzen.
    Was kann ich für Euch tun?«
    »Ich möchte etwas über Mortiferius erfahren.«
    Er zuckte die Achseln. »Ihr wisst, dass ich nicht ständig am Königshof bin. Ich empfange dort nur meine Befehle und bin dann sofort wieder auf Reisen. Ich weiß, dass er ein guter Mann ist, der seine Garde in Griff hat.«
    »Könnt ihr mir sagen, wie er in diese Position gekommen ist?«
    »Ja natürlich, das weiß doch jeder. Er hat das letzte Winterturnier gewonnen. Man erzählt, dass während des Turniers das Siegel seines Familienrings zerstört worden ist. Das hat er zum Anlass genommen, sich von seiner adligen Familie loszusagen. Da er bei dem Wettbewerb den damaligen Hauptmann der Palastwache getötet hat, wurde er vom König in dessen Position gehoben.«
    So war das also. Engellin biss sich auf die Lippen. Und sie hatte Rudger verdächtigt erneut unehrenhaft gehandelt, und sich den Posten erschlichen zu haben. Sie erinnerte sich an den Ring.
    »Ist er verheiratet?«
    Diese Frage war ihr ohne nachzudenken über die Lippen gekommen.
    »Soweit ich weiß nicht.« Der Mann lächelte und Engellin schoss die Röte ins Gesicht. Sie fasste sich sofort wieder.
    »Ich danke Euch. Das war sehr aufschlussreich.«
    Bertram nickte, klopfte mit der Faust an die vordere Front der Kutsche, um Emil zum Anhalten zu bewegen. Er stieg aus.
    »Es tut mir leid, dass ich nicht noch mehr weiß«, bekannte er, bevor er die Kutschentür schloss.
    »Das ist in Ordnung. Vielen Dank, Bertram.«
    Jetzt hatte sie wirklich etwas zum Nachdenken.
    Bartels Tod lag nun über ein Jahr zurück und ihr Hass hatte sich aufgelöst, ihre Trauer war verblichen. Es stimmte, was die Leute sagten: ein Jahr. Das war der Zeitraum, den man benötigte, um einen Tod zu verschmerzen. Der Verlust des geliebten Partners blieb, jedoch fühlte sich das eigene Innere nicht mehr an wie frisch verheiltes Fleisch, das nur eine winzige Berührung brauchte, um wieder aufzureißen und zu bluten.
    Ich bin kein Mensch, der lange hassen kann, überlegte sie. Dieses Gefühl schadet der Seele. Wenn sie an Rudger dachte, dann sah sie ihn inzwischen als Opfer seiner Lebensumstände. So wie sie alle. Er war kein schlechter Mann, davon war sie überzeugt. Seine Freundschaft zu Bartel war tief und echt gewesen. Sie konnte sich nur vorstellen, dass er unter Druck und Zwang gehandelt hatte.
    Ein kleines bisschen wunderte sie sich, dass er damals den Briefwechsel so einfach hatte abreißen lassen. Seine Sympathie für sie schien also doch recht begrenzt zu sein. Und nun sollte er sie empfohlen haben? Sie war sich nicht sicher.
    Sie sah aus dem
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