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Der schwarze Fürst der Liebe

Der schwarze Fürst der Liebe

Titel: Der schwarze Fürst der Liebe
Autoren: Pat McCraw
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untergehenden Sonne rötlich glänzte. Brabbelnd rollte er mit den Augen.
    Geduldig lauschte Bartel seinem Gestammel: Das Weib sei eine grauenvolle Hexe, fähig, ganze Städte ins Unglück zu stürzen. »An den Pranger mit ihr! An den Pranger!«, krächzte er immer wieder und fuchtelte drohend mit seiner knotigen Hand. Soso, eine Hexe.
    Bartel betrachtete sie nachdenklich. Er hasste all diesen Hokuspokus, Hexenwerk und Aberglauben, der im ganzen Königreich Fürstenwendt weit verbreitet war. Die Kirche empfand er als Grundübel, denn sie unterjochte die Leute mit ihren strengen, unmenschlichen Gesetzen. Diese angeblichen Christen bereicherten sich am dummen Volk. Die einfachen Menschen waren nichts wert. Ein ausgestochenes Auge? Völlig gleichgültig. Bein verloren? Das kümmerte niemanden. Die kleine Stadt war voll mit bettelnden, stinkenden Krüppeln, die Pech gehabt hatten – mit Heuchlern, Geschäftemachern, Frömmelnden. Es war ohne weiteres üblich eine schwache Frau an den Schandpfahl zu stellen, weil sie blond, und womöglich begehrenswert war. Sie leiden zu sehen bot eine Genugtuung für all das Unbill, das einem selbst widerfuhr.
    Nicht, dass ihm Menschenleben sonderlich viel bedeuteten. In einer Zeit, in der das Gesetz des Stärkeren herrschte, konnte kaum jemand einem geübten Kämpfer wie ihm etwas entgegensetzen. Er war davon überzeugt, nicht aus niedrigen Beweggründen zu töten. Aber als Söldner war der Tod sein Geschäft und gehörte zu seinem Überleben wie das Atmen.
    Die Frau stöhnte und hob den Kopf. Sie flüsterte undeutlich. Ein kurzer Blick unter ihrem zerwühlten Haar. Er neigte sich zu ihr. »Hilf mir«, keuchte sie leise. Dann schwang ihr Haupt wieder kraftlos hinab. Grün. Sie hatte grüne Augen.
    Bartel sah sie erstaunt an. Er war kein hilfsbereiter Mensch. Deshalb wunderte er sich, dass ihr Flehen ihn so beeindruckte. Es hatte ihn sogar tief berührt und etwas in ihm geweckt, das er nicht so recht deuten konnte.
    Ich will sie haben, dachte er. Wenn mich mein Bauchgefühl nicht täuscht, ist die blonde Hexe mit dem drallen Arsch genau die Richtige für mich. Ob sie wohl einen Mann und Kinder hat? Er fegte den Gedanken sofort beiseite, denn sein Entschluss reifte in Windeseile. Er war lang genug allein gewesen. Diese Gelegenheit würde er beim Schopf packen.
    Mit festen, entschlossenen Schritten ging er den Weg zum Wirtshaus zurück, dessen Schankstube inzwischen fast ausgestorben war. Nur ein alter Säufer lag mit dem Kopf in einer Bierlache und schnarchte. Im Hintergrund der Kneipe wieselte ein dürres, schwarzhaariges Kerlchen umher, das vergeblich versuchte sich nützlich zu machen, indem es vor dem unwillig blickenden Schankwirt Krüge einsammelte und die Spucknäpfe leerte.
    »Lass das sein, Maus«, herrschte der Wirt den Mann an. »Hier gibt es nichts zu verdienen!«
    Dieser arme Hund kam ihm gerade recht. Bartel winkte ihn zu sich.
    Der magere Kerl blinzelte ihn unter schwarzen, verfilzten Haaren fragend an.
    »Hör zu Maus, ich habe eine Aufgabe für dich.«
    Dabei klimperte er mit den wenigen Münzen in seiner derben Jacke, um die Aufmerksamkeit des Kerlchens zu erregen. Er senkte die Stimme. »Draußen am Pranger ist eine. Ich will nicht, dass jemand sie belästigt.« Bartel bückte sich, zog sein Ersatzmesser aus dem linken Stiefel und steckte es ihm unter dem Unterarm verborgen zu. »Du sorgst dafür, dass sie heute Nacht Ruhe hat. Ich komme morgen früh und nehme sie mit – und das Messer darfst du danach behalten. Ist das klar?«
    Bartel näherte sich Maus bis ihre Nasen fast zusammenstießen und fletschte bedrohlich die Zähne. Der Mann wich zurück, nickte jedoch eifrig, seine hochstehenden Haare wippten. Ein lächerlicher Anblick. Er verstand offensichtlich, dass mit Bartel nicht zu spaßen war, und er sich besser an ihr Geschäft hielt, statt einfach mit dem Messer das Weite zu suchen.
    Nachdem Maus davongehuscht war, rieb Bartel sich die Stirn. Allmählich spürte er die Müdigkeit, die schwer in seine Glieder kroch. Er warf dem neugierig gaffenden Wirt einige Münzen für die Schlafstelle zu und ging müde in die Scheune neben der Schenke. Die Einstreu roch muffig. Die ganze Stadt war ein stinkendes Loch. Er würde im Morgengrauen aufbrechen – diesen Moloch hinter sich lassen. Aber das gedachte er nicht allein zu tun. Bartel ließ sich ins Stroh fallen und schloss die Lider.

    Kapitel 2 - Auf dem Weg

    Gleichgültig, ob er am Abend zuvor betrunken gewesen war
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