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Der Schockwellenreiter

Der Schockwellenreiter

Titel: Der Schockwellenreiter
Autoren: John Brunner
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erstochen zu haben. daß sie sie umgebracht hätte.«
    »Oh, was sie anbetrifft, so hat sie's auch! Genauso wie sie's immer wollte, seit ihre Mutter sie reinlegte, indem sie sie geboren hat. Aber natürlich war das alles nur eine Vorspiegelung. Wir gaben ihr Skotophobin und schlossen sie in ein dunkles Zimmer ein, um die Mutterleibs-Nostalgie zu neutralisieren, gaben ihr eine Phallus-Waffe, um den residuellen Sexualneid zu reduzieren, und ließen dann eine Anonymperson zu ihr hinein. Als sie zustach, drehten wir das Licht an, um ihr die blutige Gestalt ihrer Mutter am Boden zu zeigen, und gaben ihr die Gelegenheit zum Fortlaufen. Mit mir auf den Fersen, versteht sich. Wir wollen ja nicht, daß ihr etwas zustößt.« Sein leicht gelangweilter Ton verriet, daß es sich dabei für ihn nur um eine von vielen Routineangelegenheiten handelte. Doch als er mit seiner Darstellung fertig war, erhellte sich seine Miene plötzlich wie bei einer prachtvollen Idee. »Hören Sie mal, Pater!« Er holte aus seiner Tasche einen Recorder. »Unsere Abteilung Öffentlichkeitsarbeit dürfte sich über jeden wohlwollenden Kommentar zu unserer Tätigkeit freuen, den Sie freundlicherweise abzugeben bereit wären. Von einem Mann im Priesterrock besäße so etwas natürlich erhöhtes Gewicht. Sie könnten ja etwas in der Art sagen, daß es vorzuziehen ist, Kinder dahin zu befähigen, daß sie ihre gewalttätigsten Regungen unter kontrollierten Bedingungen austoben, als sie im wirklichen Leben Verbrechen begehen zu lassen und dadurch ihre unsterbliche Seele zu.«
    »Ja, ich weiß dazu einen Kommentar, den Sie haben können! Wenn es etwas Abscheulicheres gibt als den Krieg, dann ist es das, was Ihre Firma treibt. In der Kriegführung kennt man wenigstens Hingabe an die Sache. Doch was Sie tun, geschieht mit Berechnung, und die erfolgt überdies höchstwahrscheinlich durch Maschinen, nicht durch Menschen!«
    Fluckners Kopf ruckte auf dem Hals um ein Stückchen rückwärts, als befürchte er, durch die Trennscheibe einen Nasenstüber zu erhalten. »Wir haben nichts anderes getan«, erklärte er gekränkt, »als die Wissenschaft in den Dienst der Moral gestellt. Man sieht doch auf den ersten Blick, daß.«
    »Was ich vor mir sehe, ist die erste Person, die zu verfluchen ich mich jemals berechtigt gefühlt habe. Sie haben an unseren Kindern gesündigt, deshalb soll man Ihnen einen Mühlstein um den Hals hängen und Sie ins Meer werfen, wo es am tiefsten ist. Fort in die ewige Finsternis!«
    Im Handumdrehen bedeckte sich Fluckners Gesicht mit roten Flecken. »Sie werden's noch bereuen, das gesagt zu haben, das verspreche ich Ihnen!« Die Wut verlieh seiner Stimme einen heiseren Klang. »Sie haben nicht nur mich beleidigt, sondern ebenso viele tausend anständige Bürger, die unserer Firma ihr Vertrauen geschenkt haben, damit wir ihre Kinder vorm Höllenfeuer retten. Dafür werden Sie büßen müssen!« Er machte auf dem Absatz kehrt und polterte zur Beichtkabine hinaus.
Strom & Licht verdrießt man nicht
    »Ja, natürlich macht Gaila sich tadellos! Welche glücklichere Entdeckung könnte ein Kind machen, welche willkommenere Bestärkung könnte ihm widerfahren, als zu erleben, wie die bewußt geliebte, unbewußt jedoch gehaßte Mutter getötet worden ist und trotzdem noch immer lebt? Wir haben das doch alles schon durchgesprochen.« Er mußte sich die Stirn wischen und hoffte, man werde den Schweißfilm der Sommerhitze zuschreiben. »Dürfte ich nun einmal Ihren Apparat benutzen? Allein, wenn's recht ist. Für die Eltern ist es besser, sie erfahren von unseren Methoden nicht zuviel Einzelheiten.«
    In einem hellen Raum mit Unterboden-Becken, dessen Wasserspiegelungen willkürlich Glanzlichter über ein ökumenisches Sammelsurium aus einem Kruzifix, einem Buddha und einer sechsarmigen Kali streute, hübsch mit Rosen geschmückt, wählte Shad Fluckner die Durchwahlnummer der Abteilung Anonyme Meldungen bei der Kontinentalen Strom & Licht AG. Als er den bekannten Summton hörte, tippte er den Code der Kirche für Unendliche Einsicht, dann eine Zahlengruppe, die das codierte Äquivalent des Begriffs Betrügerischer Mißbrauch mildtätiger Spenden war, danach eine für Vermögenswerte bis zu rechtskräftigem Gerichtsurteil beschlagnahmt, wodurch man dem Priester automatisch die Kreditkarte streichen würde, und zum Schluß eine für Alle KreditinstitutComputer informieren. Das sollte reichen. Er rieb sich in höchster Zufriedenheit die Hände und
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