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Der Schneekönig

Der Schneekönig

Titel: Der Schneekönig
Autoren: Astrid Martini
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„Du bist nicht sehr kooperativ, wenn man bedenkt, dass es hier um das Schicksal deines Bruders geht. Zieh dich an!“ Als er nach ihrer Kleidung greifen und sie ihr reichen wollte, riss sie sie ihm aus der Hand. „Lasst das!“ Mit hoch erhobenem Kopf stolzierte an ihm vorbei in den Wohnraum.
    „Du hast was vergessen“, hörte sie ihn süffisant hinterherrufen.
    Sie blickte über die Schulter nach hinten, sah, wie er triumphierend mit ihrem Slip wedelte, und wandte sich zunächst ab. Dann überlegte sie es sich anders, machte auf dem Absatz kehrt, um ihm das Stück Stoff zu entreißen – und prallte gegen ihn. Mit einem spöttischen Grinsen und ausgebreiteten Armen stand er direkt hinter ihr und fing sie auf. „Hoppla, nicht fallen.“
    Ihr gespielt liebreizendes Lächeln ließ ihn in schallendes Lachen ausbrechen. Wutentbrannt riss sie ihm den Slip aus der Hand und sorgte für ein paar Meter Sicherheitsabstand. Verborgen hinter einem Paravent begann sie sich anzukleiden.
    „Dass Frauen heftig auf mich reagieren, bin ich gewohnt. Dass sie meinetwegen aber sogar ihr Höschen vergessen, hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht ausgemalt.“ Seine Belustigung wuchs.
    Am liebsten hätte sie ihm sein unverschämtes Lachen aus dem Gesicht geprügelt. Ein Blick aus amüsiert aufblitzenden Augen traf sie, als sie für einen Moment ihren Kopf hinter dem Sichtschutz hervorstreckte und bissig zischte: „Ihr sagtet, Ihr wünscht Konversation? Nun, da hätte ich einen Vorschlag: „Schweigt, Majestät! Das würde ich als die höchste Form der Konversation zwischen uns beiden empfinden.“ Ihre Stimme klang eisig.
    „Du bist äußerst liebreizend! Und weißt du was das Beste daran ist? Dass du mir, ohne es zu wollen, genau das bietest, was ich mir gewünscht habe.“
    „Na prima. Was kann ich sonst noch für Euch tun? Natürlich vorausgesetzt, Ihr lasst meinen Bruder und mich im Gegenzug von hier verschwinden.“
    Mit zwei großen Schritten war er bei ihr. Ihn so plötzlich und so nah vor sich zu sehen, ließ sie erstarren. Mit geschmeidigen Bewegungen kam er noch näher, und die Intensität seines Blickes ließ einen Schauer über ihren Rücken jagen. Dieser Mann hatte etwas, das sie gleichermaßen anzog wie auch abstieß. Sie begann davon zu träumen, Wärme in seine Augen zu zaubern, den kalten Zug um seine Lippen fortzustreicheln, ihn mit Liebe einzuhüllen und spürte, dass die Ursache dafür nicht in der unabwendbaren Aufgabe lag, die wie ein Damoklesschwert über ihr schwebte. Sie vermochte es nicht, diese eigenartige Faszination, die sich wie ein Mantel über jeden ihrer Sinne gelegt hatte, abzuschütteln und ebenso wenig gelang es ihr, seinem Blick auszuweichen, der sie magisch im Bann hielt, förmlich aufzusaugen schien.
    Leise seufzte sie auf, als er sie nahe an sich zog, so dass sie dessen klopfendes Herz spürte.
    Ein Herz aus Eis kann klopfen?
, schoss es ihr verwundert durch den Kopf.
    Als er die Hand hob, sich sein Zeigefinger langsam und leicht ihre Wange hinab zu bewegen begann, schloss sie für einen Moment die Augen. Diese unerwartete, geballte Zärtlichkeit berührte sie verwirrend in ihrem tiefsten Inneren.
    Und das bloß, weil sein Finger ihre Wange berührt hatte!
    Ihre Reaktion schien ihn zu verwundern, aber auch zu gefallen. Er lachte leise, was sich geheimnisvoll verheißend anhörte und ihre Brustwarzen hart werden ließ. Seine Hand legte sich sanft unter ihr Kinn, der Daumen liebkoste ihre Unterlippe. Seine zärtliche Nähe war pure Versuchung, vertrieb ihre Ängste, ihren Zorn und ihre Zweifel.
    Sie merkte, wie sie ihm ihr Gesicht entgegenhob, ohne dass sie es willentlich gesteuert hatte. Es passierte einfach, ganz so, als müsste es so sein. Sie genoss das süße Sehnen, das sie ohne Vorwarnung befallen hatte, ihr die Sinne raubte und ihren gesamten Körper mit einem Kribbeln überzog. Langsam fuhren seine Finger durch ihr feuchtes Haar, legte sich seine Hand auf ihre Wange, die sie zu gern intensiv hineinschmiegte.
    Sein Atem auf ihrem Gesicht ließ sie erschauern. Wann küsste er sie endlich? Sie verzehrte sich danach, wünschte sich in diesem Augenblick nichts sehnlicher. Sie war ihm nah, aber nicht nah genug. Sein Gesicht nur wenige Zentimeter von dem ihren entfernt, erlag sie mehr und mehr seiner verhängnisvollen Anziehungskraft, starrte wie hypnotisiert auf seinen sinnlichen Mund, begegnete seinem Blick. Es war ein unergründlicher, aber sehr intensiver Blick, der ihre Knie
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