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Der Schlangenmensch

Der Schlangenmensch

Titel: Der Schlangenmensch
Autoren: Stefan Wolf
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bei
Malowitz was abgegeben?“ fragte Dürrmeier.
    „Ja, das habe ich“, lächelte
Tarzan.
    „Du gehörst zum Grafen
Falkenstein?“
    „Gott bewahre! Mit dem Halunken
habe ich nichts zu tun.“

    Über Dürrmeiers sanften Augen
hoben sich die Brauen. „Du, deine Stimme kommt mir irgendwie bekannt vor,
Junge. Sind wir uns schon mal begegnet?“
    „Das sind wir, Herr Dürrmeier.
Im Dunkeln!“
    Die Augen des Mannes weiteten
sich. Für einen Moment vergaß er, den Mund zu schließen.
    „Du... bist Tarzan.“
    Tarzan nahm die ausgestreckte
Hand und schüttelte sie kräftig.
    „Tarzan, ich habe dir zu
danken. Du hast...“
    „Darüber wollen wir jetzt nicht
reden, Herr Dürrmeier. Viel wichtiger ist, daß wir uns überlegen, was wir tun.
Sie wollen zur Polizei, nicht wahr? Das ist mutig. Aber wir müssen dafür
sorgen, daß Malowitz und Gerlich nichts gegen Ihre Familie unternehmen können.
Am besten, die beiden Strolche werden auf frischer Tat erwischt und wandern
hinter Schloß und Riegel.“
    Ankes Vater kam aus dem Staunen
nicht raus.
    „Was...“, stotterte er, „weißt
du darüber?“
    „So ungefähr alles. Meine
Freunde und ich sind den beiden Halunken seit gestern auf der Spur. Wir konnten
allerhand erlauschen und wissen auch über Jeske, Karpf und Falkenstein
Bescheid. Daß wir die Gauner aufs Korn genommen haben, geschah übrigens auf
Ankes Veranlassung. Anke ist sehr stolz auf Sie. Es gehört Mut dazu, standhaft
zu bleiben, wenn man so unter Druck gesetzt wird.“
    „Mir schwirrt der Kopf. Ich
komme nicht mehr mit, Tarzan. Das mußt du genau erzählen.“
    „Klar. Am besten, wir setzen
uns dort drüben für einen Moment ins Café.“

16. Zwei Ganoven auf der Leiter
     
    Tarzan bog in die Straße, wo
Gaby wohnte, und sah schon von weitem: Karl und Klößchen waren bereits da. Ihre
Tretmühlen standen neben Frau Glöckners Geschäft.
    Gaby ließ ihn ein. Immer noch
blitzte Empörung in ihren Blauaugen.
    „Du!“ empfing sie ihn. „Dieser
Jeske ist vielleicht ein mieser Gänger. Geld wollte er mir bieten, wenn ich ihn
wieder besuche. Und im übrigen... Aber komm erst mal rein!“
    Oskar sauste heran. Die
Begrüßung nahm gut zwei Minuten in Anspruch. Dann erst beruhigte sich das
lustige Schlappohr. Mit der Nase an Tarzans Wade kam er mit.
    In Gabys Zimmer saßen Klößchen
und Karl. Sie waren randvoll mit Neuigkeiten. Und Klößchen sagte: „Ich kann
jetzt fluchen wie ein alter Matrose. Himmihergottsakramentkruzifixhalleluja.
Das ist übrigens bayrisch.“
    „Ich hätte gedacht, japanisch.“
    „Die Japaner fluchen nicht.
Tja“, Klößchen strahlte, „auf dem Gebiet bin ich dir jetzt bildungsmäßig
voraus.“
    „Hoffentlich hast du sonst noch
was mitgebracht — aus Birnbach?“
    „Und wie!“ rief Karl.
„Irgendwann in den nächsten Nächten werden unsere beiden Halunken in die
Wallfahrtskirche einbrechen.“
    „Morgen nacht“, sagte Tarzan.
    „Was?“
    „Morgen nacht. Ich weiß es.“
    Klößchen zog einen Flunsch.
„Also, so genau war das bei dem streitbaren Otto nicht festzustellen. Der ist
nur einmal — ganz kurz - selbstverräterisch geworden. Ansonsten hat er uns,
beziehungsweise den Pfarrer beschimpft.“
    Tarzan setzte sich auf Gabys
Bett, weil alle anderen Sitzgelegenheiten belegt waren.
    „Mit einem Eingeweidesarg
wollte er mich soweit bringen, daß ich Champagner trinke, dieser schleimige
Typ“, sagte Gaby.
    „Wie bitte?“ Tarzan machte
schmale Augen.
    Gaby hatte noch drei Stücke
Schokoladentorte von gestern. Die wurden geteilt. Klößchen kam am besten weg.
    Dann berichtete jeder, was er
erlebt hatte. Tarzan brauchte am längsten. Denn er mußte auch von Ankes Vater
erzählen.
    Dann wurden die Stimmen immer
leiser. Alle flüsterten, als wären Lauscher zu befürchten. Was natürlich nicht
der Fall war. Nicht mal Oskar spitzte die Ohren. Zusammengerollt schlief er zu
Gabys Füßen.
     
    *
     
    Im Hauptgebäude des Internats
verstummten die Geräusche. Der Erzieher vom Dienst hatte seine Runde gemacht,
gute Nacht gewünscht und das Licht gelöscht. Auch im ADLERNEST war es dunkel.
    „Hoffentlich schlafe ich nicht
ein“, flüsterte Klößchen.
    „Das ist nicht dein Ernst“,
meinte Tarzan. „Jetzt, wo es aufs Ganze geht, wirst du müde.“
    „Nur ein bißchen. War
schließlich ein anstrengender Tag. Hätte nie gedacht, daß Fluchen und Schimpfen
so müde machen.“
    Tarzan lag im Bett. Durchs
Fenster beobachtete er den Mond. Eine finstere Nacht wäre ihm lieber
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