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Der Schlangenmensch

Der Schlangenmensch

Titel: Der Schlangenmensch
Autoren: Stefan Wolf
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falls der wirklich bestand — zu den Einbrechern entdecken.
    Er zermarterte sich den Kopf,
hatte unter Hubis wohlgefälligem Blick schon die dritte Seite mit Notizen
gefüllt und bat schließlich, einen kleinen Rundgang durch das Schloß machen zu
dürfen.
    „Natürlich!“
    Der Graf hatte seinen Tee mit
Unmengen von Kandiszucker getrunken.
    Er stand auf. Während der
nächsten halben Stunde bestaunte Tarzan die prachtvolle Ausstattung des
Schlosses.
    Was es barg, sah man ihm von
außen nicht an.
    Im linken Seitenflügel war eine
Gemälde-Galerie untergebracht.
    Tarzan war kein Experte (Fachmann), vermutete aber, daß die Bilder wertvoll seien.
    „Und ob!“ bestätigte
Falkenstein auf seine Frage. „Unermeßlich! Die sind echt. Mittelalterliche
Meister. Allein um diese Bilder zu versichern, muß ich jährlich ein Vermögen aufwenden.
Trotzdem — trennen werde ich mich nie von ihnen. Zu lange schon sind diese
Kleinodien ( Kostbarkeiten ) abendländischer Kunst im Besitz der Grafen
Falkenstein!“
    Ehrfurchtsvoll betrachtete
Tarzan die Gemälde.
    Es mochten vier Dutzend sein.
    Zehn von ihnen waren auf
seltsame Weise gekennzeichnet.
    An die Bilderrahmen war mit
Tesafilm jeweils ein kleiner Schnipsel weißes Papier geklebt.
    Tarzan hatte es schon auf der
Zunge, nach der Bedeutung zu fragen, verzichtete aber.
    Sein Instinkt war hellwach.
    Sorgsam prägte er sich ein, um
welche Gemälde es sich handelte.
    Sie gingen in das Arbeitszimmer
des Grafen zurück.
    Das Teetablett war abgeräumt.
    Falkenstein sah auf seine
Armbanduhr, sagte, er müsse in die Stadt fahren, ob er Tarzan mitnehmen könne.
    „Vielen Dank. Ich bin mit dem
Rad da.“
    „Hm. Ich nehme immer den Mini.
Da paßt es nicht rein.“
    Während Tarzan seinen
Notizblock einpackte, trat der Graf zu einem Regal, dem er einen braunen
Umschlag entnahm.
    Er war noch nicht zugeklebt,
aber schon mit Inhalt versehen, nämlich ziemlich dickleibig.
    Falkenstein legte ihn auf den
Schreibtisch, ging zur Tür und rief: „Melanie, ich fahre in die Stadt! Bin aber
zum Abendessen zurück.“
    „Unmöglich!“ antwortete die
Hausdame von irgendwoher. „Poldi und Mausi kommen. Müssen gleich hier sein. Du
kannst jetzt nicht weg.“
    „Oh!“ sagte Falkenstein. Und:
„Ach, du lieber Gott!“
    Zu Tarzan sagte er über die
Schulter: „Moment, bitte!“
    In seinen Reitstiefeln ging er
hinaus. Die Schritte entfernten sich quer durch die Halle.
    Als er sich weit genug entfernt
hatte, huschte Tarzan zum Schreibtisch.
    Ist zwar nicht die feine Art,
Herr Carsten, dachte er. Aber fein geht es hier ohnehin nicht zu.
    Mit einem Griff drehte er das
Schreiben herum, das noch immer auf dem Gesicht lag.
    Es kam von einer Bank. In
förmlichem Geschäftston wurde Graf Falkenstein mitgeteilt, daß die
Versicherungsprämien für seine Gemälde — auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin —
nun doch an die Versicherungsgesellschaft gezahlt wären, sein — des Grafen —
Konto damit aber nunmehr eine Schuld von 82 000 DM aufweise. Um baldigen
Ausgleich werde dringend ersucht.
    Tarzan pfiff durch die Zähne.
So also stand es um die Finanzen des Grafen.
    Als der zurückkam, saß der Junge
wieder in seinem Sessel. Und das Schreiben lag — scheinbar unverändert — auf
dem Schreibtisch.
    „Ich muß hierbleiben“, murmelte
der Graf. „Zu dumm! Dabei... Moment mal! Sie könnten mir einen Gefallen tun,
Peter!“
    Es war das erste Mal, daß er
Tarzan etwas freundlicher anredete.
    „Gern.“
    „Kommen Sie heute noch in die
Stadt?“
    „Ja.“
    Bei Gaby hatte er sich für
nachher mit seinen Freunden verabredet.
    „Wäre es möglich, daß Sie etwas
für mich abgeben? Nur abgeben. Man weiß dort schon Bescheid.“
    Er nahm den braunen Umschlag,
leckte die Gummierung der Lasche an und klebte ihn nachlässig zu.
    „Ich schreibe die Adresse
drauf. Es ist Hinter den Gärten Nr. 12. Bitte, händigen Sie das Kuvert einem
gewissen Herrn Malowitz aus.“

    „Sie brauchen die Adresse nicht
zu vermerken“, sagte Tarzan mit völlig ruhiger Stimme. „Hinter den Gärten Nr.
12! Für Herrn Malowitz! Das vergesse ich bestimmt nicht.“

15. Tarzan als Bote
     
    Frühlingsluft strich über die
Felder.
    Tarzan radelte, kam durch
Neuettering, ließ die letzten Häuser hinter sich und bog in einen Feldweg ein.
    Bei einer Pappel machte er
halt.
    Er stellte sein Rad ab, holte
den braunen Umschlag aus der Ledertasche, befühlte den Inhalt und kam zu dem
Schluß, daß es Fotos seien.
    Er schob seinen
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