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Der Schatz von Njinjo (German Edition)

Der Schatz von Njinjo (German Edition)

Titel: Der Schatz von Njinjo (German Edition)
Autoren: Fritz Gleiß
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empört sich.
    Das Stichwort „Gold“ aber verfängt dann doch noch irgendwie. Auch Honorata kommt in Fahrt. Meine zu jung geratene Tante ist kurz davor, auf mich einzuschwenken. „Steckst du so tief in der Krise, dass du Kriminelles planst, Hannes?“
    „Quatsch, Honey, ich will niemandem was Böses. Auch nicht dem muzungu . Aber ich werde teilhaben an seinem Fund, das hab ich mir vorgenommen. Ich werde Schuttes Teilhaber, nur weiß er noch nichts davon und ich auch noch nicht genau, wie ich das anstelle.“
    Nun geht alles seinen Gang: Honorata hat angebissen. Sie hat einfach ein phänomenales Gespür dafür, wenn irgendwo eine Geld versprechende Sache am Köcheln ist. „Vielleicht hat mein großer Neffe ja Recht! Vielleicht liegt hier wirklich was vor unseren Füßen, das nur aufgehoben werden will. Vielleicht meint es das Schicksal gut mit uns.“ Zehn Sätze ohne vielleicht und einige Einzelheiten später hat sich auch Sarah dieser Sicht der Dinge angeschlossen und erklärt sich bereit, ihren Gast ein bisschen auszuspionieren. Honoratas Beitrag würde noch auszuhandeln sein, für heute langt es, dass sie die Getränke zahlt.
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7. Schütte packt 
    Freitag, 26. Dezember
     
    Finn Schütte hat zwei Abende lang still seinen Erfolg auf dem Berg gefeiert und Bier getrunken, jetzt reicht es ihm. Moshi ist gut zum Erholen, hübsch grün und voller Blütenpracht – Jacaranda, Bourgainvillea, Feuerlilien –, aber auf Dauer langweilig. Eine Kleinstadt an den Ausläufern von Afrikas höchstem Berg, von Landflucht und Bevölkerungswachstum demographisch aufgemotzt zur Provinzhauptstadt. Den Deutschen drängt es, endlich aktiv zu werden. Am 29. soll sein Freund Jens morgens in Dar es Salaam einfliegen, abgemacht ist, dass Schütte ihn abholt. Spätestens übermorgen muss er also ohnehin los, der Bus von Moshi braucht den ganzen Tag. Sollten sie sich am Julius-Nyerere-Flughafen verfehlen, dem größten „International Airport“ weit und breit, wo keiner von beiden je gewesen ist, haben sie abgemacht, sich am Abend im „Continental“ an der Nkrumah Avenue zu treffen, einem nicht gerade erstklassigen, dafür aber wochenlang bezahlbaren Hotel am Rand des Stadtkerns, dessen Adresse Schütte aus einem altlinken Reiseführer hat. Eine eigene homepage der Herberge fand er zwar nicht, aber Erwähnung bei Dutzenden von Internet-Hotelanbietern, wo Schütte schließlich sogar reservieren konnte.
    Am späten Vormittag bemerkt Sarah beim Bettenmachen, dass ihr deutscher Gast packt. Sein hochmoderner „North Face“-Trekkingrucksack steht, mitten am Äquator, auf dem Sessel, das oberste Fach aufgeklappt und leer. Daneben lehnen zwei beklebte Pappen, die offensichtlich schwer zu verstauen sind und nach Lösungsmitteln stinken. Gelbe Baststreifen fürs Hausdach, braune Erdfarbe im Hof, oranges Sonnenrot oben rechts. Sarah kennt den Geruch: Kaishe Wabayes Collagen! Niemandem aber nützt es, dass sie nun weiß, dass der muzungu Kunstliebhaber ist. Wichtiger ist, dass sie Hannes über Schuttes Packen informiert. 
    Auf dessen Spiegeltisch liegt noch was Interessantes: zwei Stück Papier, Kopien offensichtlich, dicht mit der Hand beschrieben. Die Sprache kennt Sarah nicht, auch die Schreibschrift ist ihr fremd. Könnte das Deutsch sein? Der Brief, den Schuttes Urgroßvater vor Jahrzehnten schrieb? Was tun damit? Der nächste Kopierer, von dem Sarah weiß, steht zwei Kilometer entfernt im Stadtzentrum. Wie lange wünscht sie sich schon eins dieser mobiles mit Kamerafunktion! Zum Abschreiben kann sie die Handschrift nicht gut genug lesen, erst recht nicht in der fremden Sprache. Da steht sie vielleicht vor vieler Rätsel Lösung, ohne viel tun zu können.
    Es klappert draußen auf dem Flur. Kommt Schutte schon zurück? Ein Moment aus dem Albtraum jedes Zimmermädchens, jedoch nur, solange sie ihn noch nicht kennt. Ungerührt blickt Sarah weiter starr auf das Papier, als der Gast Sekunden später tatsächlich ins Zimmer tritt. 
    „Good evening, how do you do?“ Schütte ist freundlich wie immer, ganz besonders zu niederen Angestellten.
    „Oh, pole , ich sollte längst fertig sein“, entschuldigt sich Sarah auf Swahili. „ Pole “ allein ist die Entschuldigung, ihre Verständigung aber läuft vorerst nonverbal. Schütte versteht nur „langsam“, das Doppelwort, das er bei seinem Kilimanjaro-Abenteuer dutzendmal am Tag vernahm. „Ja, lassen Sie sich ruhig Zeit.“ Da entsinnt sich Sarah eines Besseren und beginnt – auf
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