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Der Schattenprinz

Der Schattenprinz

Titel: Der Schattenprinz
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Schattenprinz
     
    Gerade als ich die Bühne verlassen wollte, hörte ich wieder Schritte und das Lachen. »Hi, hi, hi, hi, hi!«
    Ich wollte mich schon verstecken, als ich eine kleine Gestalt sah, die durch die zerrissene Leinwand auf mich zukam und lachte. Es war wohl ein Junge, aber ich konnte sein Gesicht nicht sehen. Ich konnte auch nicht genau erkennen, was er anhatte. Vielleicht trug er Kleidungsstücke von seinem Vater. Die Ärmel seiner Jacke waren so lang, dass ich seine Hände nicht sehen konnte. Seine Hosenbeine waren so lang, dass ich seine Füße nicht sehen konnte. Sein Gesicht war von einem Schal verdeckt. Das Einzige, was ich genau sehen konnte, war, dass der Unbekannte eine Krone trug, unter der ein paar rote Haare herausschauten.
    Er kam ganz nah zu mir und lachte weiter. Dann hörte er plötzlich auf zu lachen und sagte:
     
    »In einem Haus aus Holz
    lebt ein Meister aus Stein.
    Er kann sinken, aber nie versinken.
    Er kann brennen, aber nie verbrennen.
    Er kann schreiben, aber er kann nicht lesen.
    Man kann ihn zugrunde richten,
    aber nie seine Werke vernichten.
     
    Weißt du, was das ist?«, fragte mich die merkwürdig gekleidete Gestalt.
    Ich wusste die Antwort nicht, aber das wollte ich ihm nicht verraten. Darum sagte ich, dass ich nicht mit Unbekannten reden würde. Ich erinnerte mich sehr gut daran, dass meine Mutter einmal gesagt hatte, dass ich nicht mit Unbekannten reden dürfe.
    »Hi, hi, hi, hi, hi, hi«, lachte die merkwürdige Gestalt mit der Krone weiter. »Was erzählst du für einen Blödsinn? Ich bin kein Unbekannter. Ich kenne dich schon lange Zeit.«
    »Hahaha«, lachte ich jetzt. »Das müsste ich ja wohl wissen.«
    »Oh ja«, sagte er. »Ich folge dir seit du in dem Garten des unbewohnten Hauses versucht hast die Tontasse zu zerbrechen.«
    »Dann bist du also der, der mich die ganze Zeit ausgelacht hat.«
    »Das ist wahr. Ich habe gelacht, weil es so komisch war, als du versucht hast diese Tasse zu zerbrechen.«
    »Vielleicht«, sagte ich. »Aber im Theater war überhaupt nichts komisch.«
    »Das denkst du«, antwortete er. »Aber du hast dich nicht mit diesem schwarzen Hut mit roter Feder gesehen. Du sahst so komisch aus, dass ich lachen musste.«
    »Wer bist du überhaupt?«
    »Ich bin ein Prinz.«
    »Hahaha.«
    »Ich bin ein echter Prinz. Siehst du nicht meine Krone?«
    »Ja, ja, die sehe ich. Aber jeder kann sich eine Krone auf den Kopf setzen und sagen, er wäre ein Prinz. Wo wohnst du?«
    »Im Schattenreich in meinem Schattenprinzpalast.«
    »Ach so. Dann bist du wohl ein echter Schattenprinz.«
    »Es freut mich, dass du mir glaubst. Freunde müssen einander glauben.«
    »Ich glaube dir alles. Aber stell mir keine so blöden Fragen mehr wie diese von einem Meister aus Stein, der sinken, aber nie versinken kann.«
    »Das ist keine blöde Frage. Ich war sicher, dass du die Antwort finden würdest«, sagte der Prinz mit trauriger Stimme.
    »Warum warst du so sicher?«, fragte ich.
    »Weil du schon die gestohlene Zaubertasse gefunden hast.«
    »Meinst du diese lächerliche bunte Tontasse mit dem zerbrochenen Henkel?«
    »Es ist eine gestohlene Zaubertasse.«
    »Ich habe überhaupt nichts gestohlen. Die Tasse habe ich gefunden. Das weißt du.«
    »Schon gut, schon gut. Alles, was ich weiß, ist, dass du mir helfen musst alles zu finden, was Jola gestohlen wurde.«
    »Wer ist denn jetzt schon wieder diese Jola?«
    »Sie ist die allerschönste und allertraurigste Prinzessin aller Welten.«
    »Lebt sie auch im Schattenreich?«
    »Nein, meine Oma hat mir erzählt, dass sie in einer Stadt lebt. Aber sie ist in ein Bild verzaubert worden.«
    »In ein Bild? Wieso ist sie in ein Bild verzaubert worden?«
    »Weil die Zaubersachen gestohlen wurden.«
    »Ich verstehe nicht, warum Jola in ein Bild verzaubert worden ist, nur weil eine Tontasse gestohlen wurde.«
    »Gut, gut. Ich erzähle dir jetzt alles, was ich über Jola und die gestohlenen Zaubersachen weiß«, versprach der Prinz.
     

Die Magischen Sachen
     
    »Es war einmal eine Stadt, wo viele gute und fleißige Leute lebten. Sie arbeiteten den ganzen Tag hart. Obwohl sie nach der Arbeit müde waren, trafen sie sich immer, um zusammen zu singen und zu tanzen. Lange Zeit lebten sie glücklich und zufrieden mit dem, was sie hatten.
    Eines Tages, und es war genau der Tag, an dem die junge Prinzessin Jola den Thron übernommen hatte, kam überraschend ein Unbekannter in die Stadt. Er trug einen schwarzen Hut mit einer langen roten
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