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Der Schattenjäger (German Edition)

Der Schattenjäger (German Edition)

Titel: Der Schattenjäger (German Edition)
Autoren: Chris Moriarty
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fühlen, wenn Sie es mir gesagt haben.«
    »Nicht, wenn Sam dadurch in Schwierigkeiten gerät«, sagte Pearl finster. »Jedenfalls hat Asher zu Sam gesagt, es gehe ihn nichts an, und im Übrigen würde er aussteigen. ›
Es ist alles schon geregelt
‹, sagte er. ›
Morgen ist mein letzter Tag. Man hat schon einen Nachfolger für mich gefunden.
‹«
    »Und dann?«, bohrte Wolf weiter.
    »Dann, ja, dann lachte Sam nur. Sie können sich nicht vorstellen, wie er lachte, so bitter und kalt. Und dann sagte er noch: ›
Erzähl mir keine Geschichten, Asher. Ich habe diese Kreatur selbst gesehen, die Schattengestalt. Glaubst du, dieses Biest kehrt wieder brav dahin zurück, woher es gekommen ist? Glaubst du etwa, du kannst dem Teufel deine Seele verkaufen und den Preis, wenn die Zeit gekommen ist, einfach nicht zahlen?‹
Dann war es Zeit, auf die Bühne zu gehen, und danach haben sie kein weiteres Wort miteinander geredet. Aber eines weiß ich genau. Sam glaubte nicht, dass Naftali Asher durch einen Unfall ums Leben gekommen ist.«
    Wolfs Augen wanderten von ihr zu Goldfaden. »Und das ist es, was Sie und alle anderen vor mir verbergen wollten? Warum haben Sie es mir nicht einfach gesagt?«
    Goldfaden machte eine betretene Miene, schwieg aber hartnäckig. Nur Pearl faltete die Hände und sah Wolf flehend an, als wollte sie gleich vor ihm auf die Knie gehen.
    »Wegen Sam!«, rief sie gequält. »Wir hatten alle schreckliche Angst, Sam in Schwierigkeiten zu bringen.« Sie griff Wolf am Ärmel. »Er ist ein guter Junge, er hat keiner Menschenseele je etwas zuleide getan. Ganz gleich, in was sich Asher verstrickt hat, Sam hat damit nichts zu tun. Können Sie nicht einfach vergessen, dass wir seinen Namen genannt haben?«
    »Nein«, sagte Wolf. »Ich muss mit ihm sprechen. Ich muss wissen, warum er weggelaufen ist und ob er weiß, worauf sich Asher eingelassen hatte.«
    Pearl vergrub den Kopf in ihren Händen und schluchzte.
    »Dann ist es um ihn geschehen. Sobald die Zeitungen Wind davon bekommen, werden sie gegen die Anarchisten und magischen Umstürzler hetzen, dann gibt es für den armen Sam keine Gerechtigkeit mehr.«
    Wolf runzelte die Stirn. »Haben Sie so wenig Vertrauen in die Inquisitoren, dass Sie glauben, wir verfolgen unschuldige Jugendliche?«
    »Ich, äh, aber verstehen Sie doch! Sam ist Moische Schloskys kleiner Bruder!«
    Sascha rutschte das Herz in die Hose. Er musste Pearl recht geben. Moische Schlosky hatte das ganze vergangene Jahr damit verbracht, die Arbeiter in J. P. Morgaunts Pentacle-Textilfabrik für einen großen Streik zu mobilisieren. Wenn ein Reporter auch nur den leisesten Hinweis erhielt, dass Moisches Bruder in ein magisches Verbrechen verwickelt war, würden alle Zeitungen der Stadt darin eine anarchistische Verschwörung sehen. Sascha wusste das so gewiss, wie morgen die Sonne wieder aufgehen würde. Und er wusste noch etwas, was seinen Mut noch tiefer sinken ließ. Moische war in seine Schwester Beka verliebt. Und obwohl es sein Fassungsvermögen überstieg, dass seine angenehm rundliche, hübsche Schwester für diesen rothaarigen, schmalen Tölpel mehr als einen flüchtigen Blick übrighatte, schien auch sie in Moische vernarrt zu sein.
    Da ging die Tür am Saalausgang auf, leichte Schritte kamen den Gang heraufgetrippelt, und eine Stimme, die Sascha überall erkannt hätte, rief: »Menschenskind, wer hat die zweite Vorstellung gestrichen? Und wieso reden alle über Inquisitoren? Hoffentlich hat jemand daran gedacht, meinen
Kinematographen
abzustellen!«
    Sascha blickte in den Saal, und richtig, da kam sie: Rosie DiMaggio alias Rosalind Darling in der ganzen Pracht ihrer glänzend roten Haare.
    Auf halbem Weg erkannte sie Wolf und seine Lehrlinge: »Is’n Ding! Sascha! Lily! Inquisitor Wolf!«
    »Mit dem Benimmkurs lässt sie sich wohl noch Zeit«, flüsterte Lily in Saschas Ohr.
    Sascha verkniff sich das Lachen, musste Lily aber zustimmen. Der Lebenszweck von Rosies Mutter bestand nämlich darin, ihrer atemberaubend schönen Tochter zu Ruhm, Reichtum und einer High-Society-Heirat zu verhelfen. Wäre es nach Sascha gegangen, hätte sie diesen Plan besser aufgegeben und stattdessen Rosie ihren Traum von einem Leben als berühmte Erfinderin verwirklichen lassen. Rosie hatte einen Geschäftssinn wie ein Wall Street-Guru. Aber was ihre Sprache betraf, da hatte Lily recht. Rosie mochte mit ihrer Schönheit die Damen bei Maleficia Astrals Dinnerpartys ausstechen, aber ihren Slang aus Little
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