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Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines
Autoren: Maggie Furey
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mit den Füßen auf ebenen Grund, seine Beine gaben nach, und er fand sich kniend auf einem Felsvorsprung wieder, der gerade so breit war wie er selbst. Vornübergebeugt und heftig atmend überkam ihn ein unbeherrschbares Zittern, nachdem seine Muskeln von der übergroßen Anspannung erlöst waren. Er merkte, dass er gleich anfangen würde, wie ein Irrer zu lachen und zu schluchzen, und richtete sich abrupt auf. Seit er Aveole verloren hatte, bezwang er seine Gefühle. Sie führten nur zu Verwirrung, zu Fehlern und endloser Qual, und er hegte nicht die Absicht, sich so verletzbar zu machen. Niemals wieder.
    Zuerst nahm er sein Überleben ungläubig auf, dann befiel ihn ein Glücksrausch. Er hatte es geschafft! Zum zweiten Mal in seinem Leben hatte er dem nahezu sicheren Tod ein Schnippchen geschlagen. Doch schließlich drang ihm seine wirkliche Lage ins Bewusstsein und ernüchterte ihn. Er saß in einer Felswand, war von der Welt abgeschnitten, ohne Nahrung und Wasser, und hatte sich den Körper blau und blutig geschlagen. Er spürte bereits, wie er vor Schmerzen steif zu werden begann. Selbst wenn er bis zum Weg hinaufklettern könnte, wäre er noch meilenweit von einem Unterschlupf entfernt und außerdem ohne Reittier. Abermals dachte er daran, dass er keine Gewalt mehr über die Stadt haben würde, die er so lange heimlich beherrscht hatte, und dass sein Plan ruiniert war.
    Nun, er hatte sich schon aus übleren Lagen befreit und war wieder aufgestanden, um einen weiteren Tag zu bestehen. Wenn er ein Mann wäre, der sich von Rückschlägen entmutigen lässt, hätte er sein Leben schon vor Jahren aufgegeben. Was bedeutete es also schon, dass seine Soldaten ihn verraten und verlassen hatten? Sie würden früher oder später dafür büßen. Was Groll betraf, besaß Blank ein langes Gedächtnis. In der Zwischenzeit würde er sehr gut ohne sie auskommen.
    Zitternd stellte er sich aufrecht, balancierte vorsichtig auf dem schmalen Sims. Er war Wissenshüter gewesen, dann Hauptmann über Tiaronds Gottesschwerter – was würde als Nächstes auf ihn zukommen? Nun, er würde es bald wissen. Blank biss die Zähne zusammen, tastete nach Spalten und Vorsprüngen und begann zu klettern.

 
     
    Als der Trupp Soldaten aufsaß, um wieder zur Stadt zu reiten, löschte Elion seine Fackel im Morast und ließ sich zurückfallen, dann lenkte er sein Pferd in die Dunkelheit unter den Bäumen. Er beobachtete, wie der Abstand zwischen ihm und den Gottesschwertern größer wurde. Ohne Blank, so viel war gewiss, würden sie nicht in Zweierreihen reiten, sondern in einem losen, sich stetig umgruppierenden Haufen. Das passte Elion sehr gut. Mit ein wenig Glück würde jedermann annehmen, dass der fehlende Soldat gerade neben einem anderen Kameraden ritt, und seine Abwesenheit würde unbemerkt bleiben. Da sie es so eilig hatten, in die Stadt zurückzukehren, war es höchst unwahrscheinlich, dass einer daran denken würde, anzuhalten und durchzuzählen. Er sollte sich also sicher fühlen dürfen.
    Während Elion darauf wartete, dass die Fackeln aus seinem Blickfeld verschwanden, nahm er Verbindung zu den anderen Wissenshütern auf.
    »Veldan?«
    »Elion!« Sie klang erleichtert, und das fand er nur allzu verständlich. Zwar gab es keine große Zuneigung mehr zwischen ihnen, seit ihre vorige Mission so katastrophal verlaufen war, doch der Schattenbund war eine Bruderschaft, und sie gehörten nun einmal beide dazu. So abgesondert, wie die Wissenshüter von der übrigen Welt zu leben hatten, so sehr waren sie daran gewöhnt, einander zu unterstützen und zu helfen, ganz gleich welche persönlichen Abneigungen es zwischen ihnen geben mochte. Ein solches Band war schwer zu brechen.
    »Elion? Geht es dir gut? Wo bist du?«
    »Ja, was meinst du denn, wo ich sein soll? Auf der falschen Seite eurer vermaledeiten Tanne natürlich.«
    »Mist.« Ihr Bedauern war überdeutlich spürbar. »Elion, ich …«
    »Sie kann nichts dafür, du Rotzlöffel«, fuhr Kaz grollend dazwischen und verhinderte, was sich zweifellos zu einer Entschuldigung auswachsen sollte. »Der Baum war mein Einfall. Er hatte den Zweck, mich und meinen Partner zu schützen, und du kannst mir glauben, wenn ich sage, dass mein allerletztes Ansinnen darin bestünde, deine miese Haut zu retten.«
    »Kaz, halt die Klappe. Zank und Beleidigungen helfen uns nicht weiter.« Veldan klang beunruhigt. »Elion, schaffst du es allein drüber weg? Oder willst du, dass wir dir helfen kommen?«
    »Nur
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