Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
nicht mehr zu sehen waren. Ihm war klar, wie sie erzeugt und dort aufgehängt worden waren, auch wenn er es nicht verstand. So hart wie Stahl und so scharf, daß dagegen eine Rasierklinge wie eine Feder gewirkt hätte. Wäre er in sie hineingelaufen, dann hätten sie ihn glatt durchschnitten. Ein kleiner Strom der Macht, und die silbernen Bänder zerfielen zu Staub. Kalter Zorn außerhalb des Nichts; innerhalb: kalte Zielstrebigkeit und die Eine Macht.
    Das bläuliche Glühen der Nebelkuppel warf schattenloses Licht auf die halbfertigen, aus großen Platten gebauten Marmor- und Kristallpaläste mit den riesigen Glasflächen und die wolkendurchdringenden, kannelierten oder spiralförmigen Türme. Und auf der breiten Straße vor ihm lief Asmodean vorbei an ausgetrockneten Brunnen in Richtung des großen Platzes im Herz der Stadt.
    Rand wollte die Macht gebrauchen, doch es schien auf seltsame Art schwierig geworden zu sein. Er zog an Saidin, riß förmlich daran, bis es in ihn hineintobte. Dann lenkte er die Macht, und mächtige gezackte Blitze schossen aus der Nebelkuppel herab. Er zielte nicht auf Asmodean. Geradewegs vor dem Verlorenen explodierten schimmernde weiße und rote Säulen, fünfzig Fuß dick und hundert Schritt hoch, jahrhundertealt, stürzten in Schutt- und Staubwolken auf die Straße und zerbarsten.
    Von riesigen Fenstern aus farbigem Glas aus schienen die Bilder majestätischwürdevoller Männer und Frauen Rand mißbilligend anzublicken. »Ich muß ihn aufhalten«, sagte er zu ihnen. Seine Stimme warf ein Echo in den eigenen Ohren.
    Asmodean blieb stehen und sprang vor den zusammenstürzenden Säulen zurück. Die auf ihn zutreibenden Staubwolken berührten seinen glänzend roten Mantel nicht, sondern teilten sich und machten ihm Platz.
    Feuer erblühte um Rand, hüllte ihn ein, und die Luft wurde zu Feuer - und dann verschwand alles, bevor ihm überhaupt bewußt war, was er dagegen unternahm. Seine Kleidung war trocken und heiß, das Haar fühlte sich versengt an, und verklebter Staub fiel bei jedem Schritt von ihm ab. Asmodean kletterte über den Schutt auf der Straße. Weitere Blitze zuckten herab und brachten die Pflastersteine ein Stück vor ihm zum Aufbäumen. Steinbrocken flogen durch die Luft. Kristallene Palastwände wurden zerfetzt und verbreiteten Zerstörung vor ihm.
    Der Verlorene verlangsamte seinen Schritt trotzdem nicht, und als er in den Staubwolken außer Sicht war, zuckten auch Blitze aus den leuchtenden Wolken auf Rand herab, blindlings geschleudert, aber ganz sicher in der Absicht, zu töten. Im Laufen webte Rand eine Abschirmung um sich herum. Steinbrocken prallten davon ab, als er den knisternden, blauen Blitzen auswich und über die Löcher sprang, die sie in das Pflaster rissen. Die Luft selbst sprühte Funken. Die Haare an seinen Armen stellten sich auf, und selbst sein Kopfhaar stand zu Berge.
    Irgend etwas war in die Barriere aus zerschmetterten Säulen verwoben. Er festigte den Schutzschild um sich. Große Brocken roter und weißer Steine explodierten, als er sie packen und darüberklettern wollte. Reines, grelles Licht und herumfliegende Steine konnten ihn nicht aufhalten. Sicher in seiner Schutzblase geborgen, rannte er durch die Lücke und war sich des Grollens zusammenbrechender Gebäude nur am Rande bewußt. Er mußte Asmodean aufhalten. Unter großer Anstrengung - es kostete ihn wirklich Mühe - schleuderte er Blitze nach vorn. Feuerkugeln fetzten aus dem Boden empor. Alles, um den Mann im roten Mantel aufzuhalten. Er holte auf. Den großen Platz betrat er nur noch ein Dutzend Schritt hinter ihm. Er versuchte, noch schneller zu laufen, verdoppelte seine Bemühungen, Asmodean am Weiterkommen und der Flucht zu hindern. Asmodean kämpfte und versuchte, ihn zu töten.
    Die Ter'Angreal und andere wertvolle Gegenstände, für deren Transport hierher so viele Aiel ihr Leben geopfert hatten, wurden von Blitzen hochgeschleudert, von wirbelnden Flammenrädern umgestürzt. Kunstvoll gefertigte Konstruktionen aus Silber und Kristall zersplitterten, und fremdartig anmutende Metallformen stürzten um, als der Erdboden bebte und breite Spalten aufrissen.
    Asmodean suchte verzweifelt und rannte noch immer weiter. Dann warf er sich auf etwas, was inmitten all dieser Trümmer am unauffälligsten schien: eine aus weißem Stein gehauene, vielleicht einen Fuß lange Figur, die auf dem Rücken lag und einen Mann mit einer Kristallkugel in einer hochgereckten Hand darstellte. Asmodean
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher