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Der Schaedelschmied

Der Schaedelschmied

Titel: Der Schaedelschmied
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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optimiert worden. Sygmundt war guter Hoffnung, die Tür rasch öffnen zu können.
    Er wies die Männer an, die kegelförmige Spitze der fünf Fuß langen Vorrichtung an einer Stelle dicht oberhalb des Türschlosses anzusetzen. Metallene Griffe boten zweien seitlich festen Halt, während ein dritter den stählernen Ring am hinteren Ende packte und aus dem Lager zog. Im Innern des oberschenkeldicken Hohlraums folgte ein zentnerschwerer Bleikern dem Zug. Er war in Sarrl gebettet, ein extrem viskoses Ölgemisch, das auch in den druckluftbetriebenen Meißelhämmern der Brüder in den Gruben Verwendung fand und einen nahezu reibungsfreien Gleitfilm schuf.
    Als das Zuggewicht seine Endstellung erreichte, rastete es ein. Der hintere Zwerg brüllte: »Obacht!«, und betätigte den Abzugshebel auf der Oberseite des Brechers.
    Sirrend wurde der federgetriebene Mechanismus ausgelöst. Einen Wimpernschlag später prallte der Bleikern mit einem ohrenbetäubenden Krachen von innen gegen die Spitze aus dreifach gehärtetem Eleutery-Stahl, trieb sie gegen das schwarze Holz der Tür.
    Wie Sygmundt erwartet hatte, bohrte sich der Brecher bei diesem ersten Stoß nur etwa zwei Fingerbreit in das harte Holz der Pesteiche. Einige bescheidene Splitter krümelten zu Boden, sonst geschah nichts. Ein Wachmann trat vor und brachte mit einem großen Drehschlüssel die Feder wieder auf Spannung. Der Brecher wurde erneut scharfgemacht und ausgelöst.
    Diesmal drang die Spitze tiefer ein. Erneutes Spannen, ein weiterer krachender Schlag. Holzspäne flogen. Beim vierten Rammstoß schließlich riss der Schwung den seitlich stehenden Männern ihre Last beinahe aus den Händen – die Spitze war durch das Holz gedrungen!
    Rasch wurde der Apparat freigezerrt. Ein handtellergroßes Loch klaffte in der Tür, das darunterliegende Schloss war in einem Wust aus fingerlangen Splittern nach innen gedrückt worden.
    Sofort machte Ullrych Anstalten, sich vor das Loch zu knien und etwas hineinzurufen. Doch Sicherheitsinspektor Sygmundt schob ihn beiseite. Kräftig trat er in Höhe des Schlosses gegen die Tür, wie er es in der Ausbildung gelernt hatte.
    Nichts rührte sich.
    Sygmundt runzelte die Stirn. Die Schließbolzen konnten keine Verbindung mit dem stählernen Rahmen mehr haben. Dennoch …
    »Ich fürchte, von innen sind zusätzliche Riegel vorgelegt, Chef«, bemerkte einer der Wachmänner, ein gedungener, breitschultriger Bursche mit einem Gesicht wie zehn Pfund rohes Hackfleisch.
    Missmutig zog Sygmundt den Schlagstock aus dem Gürtel und begann, die Tür abzuklopfen. Nach wenigen Augenblicken war ihm klar, dass der Wachmann recht hatte: Oben und unten, jeweils ein Fuß vom Ende des Türblatts entfernt, klang das Holz massiver. Auf der Innenseite mussten breite, in Führungsschienen gelagerte Stahlriegel verlaufen.
    Der Sicherheitsinspektor bezeichnete den Punkt, wo seiner Ansicht nach der obere Riegel in den Türrahmen überging. Die Männer stöhnten und fluchten, als sie den schweren Pfortenbrecher über ihre Köpfe wuchten und ausrichten mussten. Doch sie hatten nicht lange zu leiden: Nach nur drei Schlägen barst das Holz, die obere Hälfte der Tür klaffte mehrere Fingerbreit auf. Gelbliches Licht drang aus dem dahinterliegenden Zimmer in den Korridor.
    »Minister Borkudd?«, tönte Ullrych aus dem Hintergrund. »Sind Sie wohlauf?«
    Sygmundt hieß die Männer sich hinknien, zeigte ihnen den nächsten Ansatzpunkt. Erneut hallten wuchtige Schläge durch den Korridor.
    Mit dem fünften Hieb gab auch der untere Querriegel nach. Ein finaler Tritt Sygmundts ließ die Tür auffliegen, und in Sekundenschnelle waren Sygmundt, Ullrych und zwei der Wachmänner hindurchgesprungen.
    Das Büro des Obersten Schürfministers von Barlyn war klein, höchstens acht mal acht Schritte, und von annähernd quadratischem Grundriss. Da es zur Rückseite des Gebäudes hin lag, waren die Wände, soweit hinter deckenhohen Regalen voller Bücher und Aktenordner überhaupt zu erkennen, aus massivem Fels gehauen. Fenster gab es nicht, auch eine zweite Tür, die hinüber ins Vorzimmer des Sekretärs hätte führen können, fehlte.
    In der Mitte der Kammer stand ein mächtiger quadratischer Schreibtisch aus schwerem Waschbrutholz. Unzählige Schrammen und abgewetzte Stellen bezeugten seine langen Jahre im ministerialen Dienst. Die Tischplatte war übersät mit Schriftstücken, Pappordnern und Schreibutensilien sowie diversen schwarz glänzenden Gesteinsbrocken, vermutlich
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