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Der Schacht

Der Schacht

Titel: Der Schacht
Autoren: David J. Schow
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von Jamaica und dem, was sie ihm erzählt hatte und was aus Jonathan geworden war. Diese Dinge standen zwischen Bash und seiner nominellen Verlobten. Cammy würde keine Ruhe geben, bevor sie nicht alles herausgefunden hatte.
    Und wenn sie dann die ganze unzensierte Geschichte erfuhr … nun, allein die Vorstellung war schon ein LSD-Albtraum.
    Camela schlief, und daher fühlte sich Bash sicher, die große automatische Pistole aus ihrem Versteck zu holen, die er nach einem Ringkampf mit Marko behalten hatte. Er hatte sie in seinem Wäschesack versteckt, zusammen mit zweitausend Dollar, die Jamaica ihm im Bottomless Cup gegeben hatte, nachdem es nichts mehr zu sagen gab.
    Was war das doch für eine Frau. Sie hatte fast alles erledigt, von diesem irren Müll im Kenilworth bis zu seiner Verarztung im Waschraum des Cafés.
    Die Waffe war eine Auto Ordnance.41 Action Express, die mit Ultra Mags geladen war. Ganz schön übles Zeug, diese Gangstersachen. Bash hatte sich eine Packung Munition gekauft und hatte mitten in der Nacht lange geübt. Er hatte die Teile auseinandergenommen, das Magazin geladen und entladen. Das Gefühl der Waffe in seiner Hand war Ehrfurcht gebietend.
    Er kannte Jamaicas Telefonnummer, wusste aber, dass die nutzlos war. Jamaica war lange fort. Sie hatte ihm gesagt, das Geld sei dafür, dass er ihnen geholfen hatte. Und weil er Jonathans Freund war. Bash wusste immer noch nicht genau, wie er das verstehen sollte.
    »Das ist das erste Mal, dass ich für einen Mann bezahle«, hatte sie gelacht. »Mit Geld, meine ich.«
    Er hatte gelächelt, weil er nicht dämlich erscheinen wollte. Allein das Gefühl, neben jemandem zu sitzen, der so viel Energie versprühte wie Jamaica, war umwerfend genug.
    Er legte die Waffe auf seinen Couchtisch und leerte sein viertes Quietly an diesem Abend. Es war nach Mitternacht. In der letzten Zeit hatte er so wenig Zeit für sich, wenn er zu Hause war.
    Er hatte Camela gesagt, dass Jonathan einfach wieder gefahren war. Weg, ohne Nachricht, ohne Verabschiedung. Chicago gefiel ihm nicht. Camela hatte gefragt, ob er wieder nach Texas zurück sei, um sich mit dieser Frau, Amanda, zu versöhnen, und Bash hatte es einfach nicht fertiggebracht, zu diesem Teil der Geschichte noch etwas zu sagen.
    Als er seinen Magic-8-Würfel von der Stereoanlage nahm, sagte ihm der, er solle sich zum Teufel scheren.
    Sein Blick fiel wieder auf die Automatik. Er hatte lebhafte Vorstellungen von einer Welt, in der alle schon aus Gewohnheit mit Dingern wie dem hier herumliefen. Von dem, was man früher mal ›die Unterwelt‹ genannt hatte.
    Er legte den Würfel wieder zurück. Heute war das nicht komisch.
    Er brachte Jonathan ein Salut mit seinem Bier. Nicht zum ersten Mal. Die gute Laune war aus ihm herausgeprügelt worden.
    Er ging hinüber, um seine spezielle Schneekugel zu schütteln. Die, die Jonathan so geliebt hatte. Als seine Finger das Glas berührten, beschloss er, es sein zu lassen.
    Der Schnee regte sich nicht. Die Toten blieben ungestört.

34.
    Chicago ist die Hölle, und der Wagen ist rot wie Blut.
    Jamaica fährt mit konstanten 80 km/h auf der Autobahn 57 Richtung Süden. Chicago ist im Rückspiegel nicht mehr zu sehen, trotz der flachen Gegend. Die tiefen Wolken dräuender Schneestürme verdecken es, Leichentücher für eine Stadt der Toten.
    Die Grenze zu Missouri ist nur eine Wegmarke. Ein Gedankenexperiment.
    Jamaica ist eine gute Fahrerin. Sie sieht in den Rückspiegel, wenn es sein muss, aber sie hat sich nicht umgedreht, nicht ein Mal.
    Irgendwo zwischen den Rücklichtern der Corvette und Cicero gammeln drei ungeladene Pistolen in einer Schneedüne vor sich hin. Im Frühjahr wird Gras darüber wachsen, und schließlich werden sie im Boden verschwunden sein. Sie werden ihre Gestalt mehr als ein Jahrhundert lang behalten. Niemand wird sie je finden. Ihr schneller Wurf war besser als jede komplizierte Versteckaktion. Ein paar von den Kugeln, die sie verstreut hat, werden irgendwann von neugierigen Kindern gefunden werden. Die Geschosse werden dann schon harmlos sein, Souvenirs für die Setzkästen, geheimnisvolle Piratenschätze.
    Es gibt keine Waffen mehr im Auto. Es gibt auch keine Drogen im Auto, obwohl Jamaica schwören könnte, dass sie Kokain riecht.
    Phantom-Kokain vielleicht, das in ihrem Kopf herumspukt.
    Jeffrey Holdsworth Chalmers Tessier hat ihr eine Visitenkarte gegeben, die mit aufgekritzelten Telefonnummern bedeckt ist. Irgendwann vielleicht, denkt sie. Er hat
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