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Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch

Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch

Titel: Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch
Autoren: Michael Ende
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tapfere und redliche Geschöpfe Gottes kennengelernt zu haben. Ich werde dort oben von euch erzählen.«
    Er hob die Hand zu einer segnenden Gebärde.
    Kater und Rabe klammerten sich aneinander, und schon flogen sie mit Schallgeschwindigkeit durch die Nacht und fanden sich zu ihrer größten Überraschung wenige Sekunden später in der Katzenkammer wieder. Das Fenster stand offen, und es war, als hätten sie den kleinen Raum nie verlassen.
    Aber daß es kein Traum gewesen war, das bewies das Eisstückchen mit dem schönen Licht darin, das Jakob Krakel im Schnabel hielt.

Was das Leben von Schwarzmagiern so überaus anstrengend und ungemütlich macht, ist der Umstand, daß sie alle Wesen, ja sogar auch die einfachen Gegenstände in ihrem Machtbereich ständig und bis ins Letzte unter Kontrolle haben müssen. Sie dürfen sich im Grunde keinen Augenblick der Unaufmerksamkeit oder der Schwäche erlauben, denn all ihre Macht beruht ja auf Zwang. Kein Geschöpf und noch nicht einmal eine Sache würde ihnen freiwillig dienen. Darum müssen sie alles und jedes um sich herum fortwährend durch ihre magische Ausstrahlung in Sklaverei halten. Lassen sie darin auch nur für eine Minute nach, so erhebt sich sofort ein Aufstand gegen sie.
    Es mag für normale Menschen schwer zu begreifen sein, daß es überhaupt Leute gibt, die Lust haben, diese Art von Zwang auszuüben. Und doch gab es immer und gibt es auch heute noch so manchen, der vor nichts zurückschreckt, um solche Macht zu erlangen und zu behalten - und das nicht nur unter Zauberern und Hexen.
    Je mehr Willenskräfte Irrwitzer also dazu aufwenden mußte, um der lähmenden Hypnosewirkung Tyrannjas seine eigene entgegenzusetzen, desto weniger Energie blieb ihm dazu übrig, die zahllosen Elementargeister in seinem sogenannten »Naturkundemuseum« unter Dauerkontrolle zu halten.
    Es begann damit, daß jenes besonders scheußliche kleine Wesen, das Büchernörgele, sich zu regen anfing, sich streckte und reckte, wie erwachend um sich blickte, und als es begriff, wo es sich befand, dermaßen in seinem Einmachglas zu toben anfing, daß es samt diesem aus dem Regal kippte. Es fiel nicht so tief, daß es sich ernstlich verletzte, aber doch tief genug, daß sein gläsernes Gefängnis in Scherben ging.
    Kaum sahen das die anderen, die schon überall klopften und Zeichen gaben, da machten sie es ihm nach. Ein Behälter nach dem anderen zersplitterte, die befreiten Opfer halfen ihrerseits mit, die anderen Gefangenen zu befreien, und so wurden es mehr und immer mehr. Bald wimmelte es in dem finsteren Korridor von hunderten und aberhunderten von kleinen Gestalten, von Gnomen und Koboldchen, Wassermännlein und Elfen, Salamandern und Wurzelwichten aller Arten und Formen. Alle rannten und stolperten ziellos durcheinander, denn sie kannten sich ja in der düsteren Villa Alptraum nicht aus.
    Das Büchernörgele kümmerte sich nicht viel um die anderen, denn es war viel zu gelehrt, um an die Existenz solcher Wesen zu glauben. Es blähte die Nasenflügel und nahm Witterung auf. Es hatte ja schon seit schrecklich langer Zeit kein Buch mehr benörgeln können und war nun richtig ausgehungert danach. Sein untrüglicher Spürsinn sagte ihm, wo es geeigneten Stoff finden würde, und es machte sich auf den Weg in Richtung Labor. Erst noch zögernd folgten ihm einige Gnome in der Hoffnung, es würde ihnen den Weg in die Freiheit weisen, dann schlossen sich mehr und immer mehr Wesen diesem Zug an, und schließlich war das ganze tausendköpfige Heer auf dem Marsch, an der Spitze das Büchernörgele, das so - ohne es eigentlich zu wollen - die Rolle des Revolutionsführers übernommen hatte.

    Nun sind alle diese Geister ja zwar klein von Gestalt, aber ihre Kräfte sind, wie man weiß, gewaltig. Das ganze Gemäuer zitterte bis in die Grundfesten hinein wie bei einem Erdbeben, als diese Armee das Labor stürmte und alles kurz und klein zu schlagen begann. Fensterscheiben zerklirrten, Türen platzten auf, in den Wänden entstanden Risse, als ob Bomben eingeschlagen hätten.
    Schließlich begannen die Gegenstände, die ja samt und sonders noch stark mit Irrwitzers magischen Kräften aufgeladen waren, ein gespenstisches Eigenleben zu gewinnen und sich gegen die Rebellen zur Wehr zu setzen. Die Flaschen, Glaszylinder, Kolben und Tiegel gerieten in Bewegung, pfiffen, pusteten, tanzten Ballett und spritzten die Essenzen, die sie enthielten, gegen die Angreifer. Viele gingen bei diesem Kampf in Scherben, doch
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