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Der Sarg: Psychothriller

Der Sarg: Psychothriller

Titel: Der Sarg: Psychothriller
Autoren: Arno Strobel
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die Kontrolle über den Körper. Eva hat in diesem Zeitraum absolut nichts davon mitbekommen, was mit ihrem Körper geschah. War es vorbei, zog Britta sich wieder zurück, Eva als primäre Persönlichkeit war wieder vorne und wunderte sich zum Beispiel darüber, dass sie plötzlich in einem anderen Zimmer saß als kurz zuvor.«
    Brosius schüttelte ungläubig den Kopf. »Unglaublich.«
    »Ja, das ist es. Jedenfalls wurden die Misshandlungen immer schlimmer, so dass auch Britta es allein nicht mehr schaffen konnte, all das zu ertragen. Es kam zu einer weiteren Aufspaltung. Dabei entstand eine männliche Persönlichkeit, der wir ja auch im Keller der Rossbach-Villa begegnet sind. Ich wusste vorher, dass es diese multiplen Persönlichkeiten gibt, aber dass die beiderlei Geschlecht haben können, das war mir auch neu. Jedenfalls hat diese männliche Persönlichkeit keinen Namen, zumindest taucht nirgendwo einer auf.
Er
war für die Schmerzen zuständig, die auch Britta nicht mehr ertragen konnte. Denn wenn Evas Stiefmutter die reine Prügelei nicht ausreichte, zerrte sie Eva in den Keller, um sie zu vergewaltigen. Da hatte dann Britta schon längst übernommen. Wenn aber nach der Vergewaltigung noch nicht Schluss war, trat
Er
nach vorne. Denn dann kam der Panikraum, und dann wurde es richtig abartig. Evas Stiefmutter hatte eine Holzkiste in diesem Raum stehen, wohl gerade groß genug, dass ein vierjähriges Kind, wenn es sich zusammenkrümmte, hineinpasste. Dieser Kiste gingen immer schlimmste Misshandlungen voraus. Dann klebte Evas Stiefmutter der vermeintlichen Eva den Mund und die Augen mit Klebeband zu, damit das Kind
stumm in sich hineinschauen
konnte, wie sie sagte, und sperrte ihre Stieftochter in die Kiste, manchmal tagelang.«
    »Mein Gott, das arme Kind.« Brosius war sichtlich fassungslos.
    Menkhoff nickte. »Ja, das ist einfach unvorstellbar. Ein Wunder, dass ein Kind so etwas überhaupt überlebt. Und nicht erstaunlich, dass es bei solchen Erlebnissen zu massiven Persönlichkeitsaufspaltungen kommt. Wenn ich das richtig sehe, dann gibt es in Evas System – so nennt man das – insgesamt an die dreißig oder vierzig Persönlichkeiten, wovon die meisten aber so gut wie nie in Erscheinung treten. Alle sind komplett unterschiedlich in ihrer Mimik, Gestik und der Art zu sprechen, sie haben sogar unterschiedliche Handschriften, wie wir ja selbst gesehen haben. Manche wissen voneinander, andere nicht. Diejenige, die von alledem aber gar nichts weiß, ist Eva. Britta und
Er
wissen voneinander, aber Britta kann zum Beispiel nicht sehen, was
Er
tut, außer
Er
lässt es bewusst zu. Ansonsten hat
Er
Britta jedoch erfolgreich blockiert. Wie schon gesagt, das ist alles ziemlich abgedreht. Trotz allem ist Eva die Stärkste, weil sie die ursprüngliche Persönlichkeit, der Host, ist.«
    »Und diese Britta?«
    »Britta ist vier Jahre jünger als Eva, weil sie sich abgespalten hat, als Eva vier war. Sie hat übrigens irgendwo in Köln eine eigene Wohnung, das muss man sich mal vorstellen! Wenn sie übernommen hat, hat sie sich ihre Perücke angezogen, von der sie wohl eine im Haus versteckt hatte, sich geschminkt und ist losgezogen. Sowohl Britta als auch
Er
konnten aber nur übernehmen, wenn Eva müde war oder unkonzentriert, na ja, oder wenn sie geschlafen hat.«
    »Aber was wollte dieser ›Er‹ denn jetzt eigentlich? Warum diese Morde und dieses ganze Theater mit Eva Rossbach im Sarg? Und wie hat …
Er
das alles angestellt?«
    »Das ist ziemlich komplex, aber grundsätzlich wollte
Er
die alleinige Herrschaft über den Körper. Dr. Leienberg hat mir das so erklärt:
Er
wusste,
Er
kann nur übernehmen, wenn Eva auf irgendeine Art geschwächt ist. Also musste
Er
dafür sorgen, dass sie dauerhaft geschwächt war, und dauerhaft geschwächt ist eine Persönlichkeit, wenn sie den Verstand verliert.
Er
schmiedete den wirklich teuflischen Plan mit dem Sarg.
Er
besorgte sich dieses Ding und baute es im Panikraum auf, dessen Zugang Eva nicht kennen konnte, weil sie ja niemals vorne war, wenn ihre Stiefmutter sie dort hinschleppte. Wenn Eva einschlief oder müde war, übernahm
Er
, ging in den Panikraum und legte sich in den Sarg, der so präpariert war, dass er sich mit einem kleinen Hebel irgendwo unter der Verkleidung von innen öffnen ließ, wovon Eva aber natürlich nichts wusste. Dann zog
Er
sich zurück, Eva kam automatisch nach vorne und lag eingeschlossen in dem Sarg, wo sie fast verrückt wurde vor Angst. Einmal
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