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Der Sarg: Psychothriller

Der Sarg: Psychothriller

Titel: Der Sarg: Psychothriller
Autoren: Arno Strobel
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Stimme. »Sie brauchen Hilfe, und die werden Sie bekommen.«
    »Hilfe? Ich? Du kleines Miststück, du bist diejenige, die Hilfe braucht, reinigende Strafe, und ich bin der, der sie dir gewährt. Schau her.« Ohne Zögern richtete Eva Rossbach die Waffe auf Reithöfer und drückte ab. Menkhoff schrie auf, während Reithöfer stumm in sich zusammensackte. Er wollte sich auf die Frau stürzen, doch sofort war die Waffe wieder auf ihn gerichtet. Menkhoff zitterte vor überschäumender Wut.
    »Na, na, schön langsam. Du möchtest wissen, wer ich bin, Herr Polizist? Du sollst es erfahren. Siehst du die Tür hinter mir? Sie ist ein Fluchtweg, den unser feiger Vater einbauen ließ. Er führt ein Stück weit unter der Erde entlang und kommt an einem versteckten Zugang auf einer Wiese heraus, die mir gehört. Ich habe ihn oft benutzt. Es gibt eine kleine Kammer in dem Gang unter der Erde. Dort findest du meine Memoiren. Es ist ein großes Werk. Lies es, lest es alle. Es soll veröffentlicht werden als Zeugnis des reinigenden Schmerzes, der einen alles überragenden Geist hervorgebracht hat. Einen Geist, der endlich die Herrschaft über seinen Körper hat. Ach, den Schlüssel zur Fluchttür hinter mir habe ich sicherheitshalber entsorgt, nachdem diese Britta es doch heute Abend geschafft hat, mich zu überrumpeln, als ich gerade draußen einen Spaziergang machte. Aber ich habe mir meinen Körper gerade noch rechtzeitig zurückgenommen. Und nun werde ich gehen, denn ich bin frei.« Eva Rossbach, oder wer auch immer es war, wandte sich ab und ging rückwärts auf den Durchgang zum Kellerraum zu. Menkhoff sah ihr nach. Als sie gerade den Vorraum betreten wollte, tauchte plötzlich ein Schatten auf, es gab ein dumpf klatschendes Geräusch, und sie fiel wie gefällt um und blieb reglos liegen. Jetzt erst sah Menkhoff Udo Riedel, der im Türrahmen stand, auf die bewusstlose Eva Rossbach herabsah und sich die rechte Hand rieb.
    Menkhoff war im nächsten Moment bei Reithöfer. Sie atmete, versuchte die Augen zu öffnen. Die Kugel hatte sie an der Schulter getroffen, und Menkhoff hatte die Hoffnung, dass keine großen Blutgefäße verletzt worden waren.
    Sie sah ihn an, stöhnte auf und flüsterte: »Wo ist sie?«
    »Udo hat den alles überragenden Geist umgehauen«, antwortete Menkhoff ihr, erleichtert, dass sie sprechen konnte.
    Der Hauch eines Lächelns zeigte sich auf ihrem Gesicht, dann wurde sie wieder bewusstlos.

57
    Brosius sah Menkhoff an und schüttelte den Kopf. »Du siehst schlimm aus, Bernd. Aber das ist auch kein Wunder, nach der Nacht. Du hast noch gar nicht geschlafen, oder?«
    »Soll das ein Witz sein? Ich hab bis eben im Krankenhaus gesessen und darauf gewartet, dass die die Scheißkugel aus Juttas Schulter holen.«
    »Aber es geht ihr gut, oder?«
    »Ja, soweit man dabei von gut reden kann, schon. In ein paar Wochen wird sie wohl wieder fit sein.«
    Brosius deutete auf das Buch mit Ledereinband, das vor Menkhoff lag. »Was ist damit? Hast du da schon mal reingeschaut?«
    Er nickte. »O ja, ich hatte ja die ganze Nacht Zeit, und ich kann dir sagen, das ist das Grauenvollste, was ich jemals gelesen habe.«
    »Klären sich damit alle offenen Fragen?«
    »Auf gewisse Weise schon. Ich habe heute Morgen einen Kaffee bei Dr. Leienberg in seinem Zimmer getrunken, nachdem Jutta aus dem OP raus war. Wir haben uns darüber unterhalten, und er hat mir Einiges erklärt.«
    »Dann los, ich höre.«
    Menkhoff lehnte sich zurück. »Eva Rossbach ist als Kind ebenso wie ihr Bruder Manuel von ihrer Stiefmutter grauenhaft körperlich und sexuell misshandelt worden. Wenn die Dinge, die da drin beschrieben sind, auch nur halbwegs so stimmen, war diese Frau kein Mensch, denn ein menschliches Wesen kann zu so etwas einfach nicht fähig sein. Jedenfalls war Eva wohl vier, als sich ihre Persönlichkeit zum ersten Mal aufspaltete. Ihr kindlicher Verstand konnte das, was mit ihr geschah, einfach nicht mehr verkraften. So entstand Britta als eine Art Opferpersönlichkeit, die immer dann
nach vorne
kam, wenn Eva vergewaltigt wurde. Von ihrer Mutter oder von fremden Männern.«
    »Was war mit ihrem Vater?«, fragte Brosius.
    »Der hatte nichts damit zu tun, muss aber zumindest etwas geahnt haben. Er hat es wahrscheinlich einfach nicht wahrhaben wollen und weggesehen.«
    »Gott. Und … was bedeutet dabei genau
nach vorne kommen

    »Das bedeutet, die Persönlichkeit oder das Bewusstsein von Eva hat sich zurückgezogen, und Britta übernahm
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