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Der sanfte Kuss des Todes

Titel: Der sanfte Kuss des Todes
Autoren: L Griffin
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Deployment Team des FBI war eine auf Kindesentführungen spezialisierte Eliteeinheit, und sie wunderte sich etwas, dass Sullivan ihr nicht schon früher gesagt hatte, dass er dazugehörte.
    Sie gingen zum Hintereingang. Ein vergessener Adventskranz aus künstlichen Stechpalmenzweigen schmückte die Tür der Sherwoods. Sullivan klopfte leise an die Scheibe, während Fiona neben ihm auf dem Treppenabsatz stand und einen Blick in den Garten warf. Sie sah eine Ecke der Terrasse, vergilbtes Gras, eine blau-weiße Schaukel.
    Mit eiskalten Fingern umklammerte sie den Griff ihrer Aktentasche. Sie hatte ihren Mantel zusammen mit dem Koffer, in dem sich ihr ordentlich zusammengelegter Hosenanzug befand, in dem Taurus gelassen. Statt des Hosenanzugs trug sie jetzt Jeans, Turnschuhe und das dunkelblaue Micky-Maus-Sweatshirt, das sie vor Jahren in Disneyland erstanden hatte. Darüber hinaus hatte sie ihren Zopf gelöst, so dass ihr die Haare offen über die Schultern fielen.
    Die Tür öffnete sich mit einem Quietschen und eine
schmale Frau stand auf der Schwelle, in der Hand hielt sie eine Zigarette. Ihr eingefallenes Gesicht wurde von braunen Haaren mit blonden Strähnchen umrahmt. Sie sah aus wie Shelby, nur ein paar Jahre älter. Fiona war überrascht, wie jung sie wirkte und dass sie selbst die Tür geöffnet hatte. Meistens wurden Leute in einer solchen Situation von irgendwelchen Verwandten abgeschirmt.
    »Guten Tag, Mrs. Sherwood. Das ist Fiona Glass, die Polizeizeichnerin, von der ich Ihnen erzählt habe.« Sullivan trat einen Schritt beiseite, um Fiona Platz zu machen.
    Die Frau nickte zur Begrüßung und warf ihr einen wachsamen, aber nicht unfreundlichen Blick zu. »Kommen Sie doch bitte herein«, sagte sie und machte die Tür ganz auf.
    Fiona betrat eine Küche mit einer kleinen Essecke. Es roch nach Putzmittel, als hätte gerade jemand den Boden gewischt. Die Jalousien waren heruntergelassen, und eine Lampe über der Spüle verbreitete schwaches Licht. Diese Häuser waren oft in Dämmerlicht getaucht, so als scheuten ihre Bewohner die Helligkeit. Fiona war das schon öfter aufgefallen und sie war überzeugt, dass es eine psychologische Erklärung dafür gab, die sie allerdings nicht kannte, aber sie war ja auch keine Psychologin.
    Irgendwo im Haus sprang ein Staubsauger an. Shelbys Mutter lehnte sich gegen die Resopal-Arbeitsplatte. Sie trug Hüftjeans und ein langärmliges schwarzes T-Shirt. Ihre Füße steckten in beigefarbenen Wollstrümpfen.
    »Wollen Sie was essen?«, fragte sie und deutete auf die vielen Kuchenformen und Schüsseln, die auf der Arbeitsplatte aufgereiht waren. »Das schaffen wir nie. Wir sind ja nur zu dritt, meine Mutter, Colter und ich.«
    »Für mich nichts, danke«, sagte Sullivan. »Wie geht’s Colter heute?«

    Die Frau nahm einen langen Zug von der Zigarette, dann klopfte sie mit nachdenklicher Miene die Asche in der Spüle ab. »Eigentlich unverändert. Er wollte heute Morgen endlich mal wieder seine Froot Loops, aber das war’s auch schon. Im Moment spielt er in Shelbys Zimmer. Ich hab ihm gesagt, dass Sie kommen.«
    »Wenn Sie einverstanden sind«, sagte Fiona ruhig, »würde ich gerne unter vier Augen mit ihm sprechen. Damit erreiche ich oft mehr.«
    Die junge Frau warf die Zigarettenkippe in die Spüle und bedachte Fiona mit einem langen Blick. Sie öffnete den Mund, hielt inne, sah zu Boden. Sie verschränkte die Arme und räusperte sich, dann richtete sie ihre glänzenden blauen Augen wieder auf Fiona. Erneut fiel Fiona die erstaunliche Ähnlichkeit zwischen Shelby und ihrer Mutter auf.
    »Wir können natürlich die Tür offen lassen, wenn Ihnen das lieber ist, Mrs. Sherwood. Nur sollten wir möglichst nicht abgelenkt werden.«
    »Nennen Sie mich doch Annie«, sagte die Frau und strich sich über die Wangen. »Bitte machen Sie, was Sie für das Beste halten.« Sie stieß sich von der Arbeitsplatte ab und ging mit schleppenden Schritten aus der Küche.
    Sie folgten ihr durch das Haus und als sie am Wohnbereich gleich neben der Haustür vorbeikamen, blieb Sullivan kurz stehen. Fiona sah eine königsblaue mehrsitzige Couch, einen Couchtisch aus Eiche und eine passende Kommode. Auf dem großen Fernseher auf der Kommode lief CNN, der Ton war heruntergedreht.
    »Colter saß dort«, sagte Sullivan und deutete auf einen Sitzsack mit Jeansbezug, der neben dem Tisch stand.
    »Wie war das Licht?«, fragte Fiona.

    »Die Jalousien waren oben«, sagte Annie vom Flur aus. »Und die
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